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Empfehlung des Bundesfachauschusses Musikberufe
an das Präsidium des Deutschen Musikrates


Populäre Musik: Aus- und Weiterbildung von Musikern

Wegen der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung der Popmusik
( Populäre Kultur findet sich als wesentliches Element in Werbung, Film, Fernsehen, Medien, bildender Kunst und Literatur, Fast 90 % des Umsatzes des Tonträgermarktes wird im Bereich Populäre Musik erzielt)
bittet der Fachauschuß Musikberufe das Präsidium, um die Unterstützung bei der Hinwirkung auf die Einrichtung von staatlichen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen für Popmusik im Bundesgebiet (Studiengänge, Institute) , die neben der Entwicklung musikalischer Kompetenz auch die Fähigkeiten der Absolventen im Bereich Musiktechnologie und Musikbusiness erweitern. Derzeit besteht im Gebiet der Bundesrepublik nicht die Möglichkeit in einem grundständigen, akademischen Studium einen Abschluß im Bereich Popularmusik zu erwerben. Studiengänge in diesem Bereich zielen bisher auf Abschlüsse ab, die zum Jazzmusiker qualifizieren. Für den Bereich Popmusik sind jedoch spezifische Fähigkeiten und Fertigkeiten zu fördern und zu entwickeln.

Zu den zentralen Aufgaben der genannten Aus- und Weiterbildungseinrichtungen soll gehören:

- Ausbildung von Musikern, Produzenten und Verwertern
- Fort- und Weiterbildung von Musiklehrern und Mutliplikatoren
- Docking Station für die "Szene"

Die Aus-bil-dung soll auf auf drei Säulen ruhen:

- Musikalische Ausbildung
Komposition, Texten, Arrangement, Produktion,
Producing, Performance, Gesangs- Instrumentalunterricht,
Musiktheorie
auf der Basis der aktuellen Computer- und Medientechnik
Projektarbeit im Team (Band, Produktionsteam etc.)
- Musikbusiness
BWL, Existenzgründung, Verwertung von Popmusik, Musikrecht,
Marketing, Zeit- und Projektplanung, Organisation,
Medienkunde, Mitarbeiterführung
- Multimedia, Kommunikation & Medien
optische und elektroakustische Umsetzung von Popmusik
Aufnahmetechnik, Bild, Fotografie, Film, Video und TV


Popmusik & Ausbildung Prof. UdoDahmen

Das Studium und damit der Studienplan der Einrichtungen soll sich an folgenden Größen ausrichten:

- Studentenorientierung
- Projektorientierung
- Prozeßorientierung
- modularer Aufbau der Lehrangebote
- Netzwerkplattform


Schulmusik und Popmusik

In den Schulmusikabteilungen der Hochschulen für Musik soll ein Ausbildungsschwerpunkt Popmusik vorgehalten:
Freie Wahl musikalischer Schwerpunktfächer wie E-Gitarre, Keyboards, Bass, Drums und Gesang sowie computerbasierten musikalischen Arbeitens. Hier sollten die gruppen- und projektorientierten Arbeitsmöglichkeiten der Popmusik ausgeschöpft werden (Band- und Studioprojektarbeit) Neben der instrumentalen/gesanglichen Ausbildung im Bereich Popmusik sollten die musikgeschichtliche und die musiktheoretische Beleuchtung der Popmusik eigene Unterrichtselemente erhalten. Unterrichtsinhalte in allen genannten Fächern sollten die wichtigsten Stile und Genres von Popmusik sein. Diese sollen modellhaft unter Hinzuziehung von Praktikern der jeweiligen Genres dargestellt werden. Darüberhinaus soll ein Fach Musikbusiness eingeführt werden, in dem die Grundlagen der Musikbranche erläutert werden (GEMA, GVL, Musikrecht, Tonträger, Verlage, Verträge, Marketing, Existenzgründung, Branchenüberblick). Außerdem wird in einem Fach Musik & Medien der spezifischen Verbreitung der Popmusik über die Medien Rechnung getragen.


Musikschule & Popmusik

Musikschullehrerausbildung Popmusik SMP, IMP) soll an allen Hochschulen in allen Schwerpunktfächern E-Gitarre, E-Bass, Drums, Keyboards, Vocals, Percussion angeboten. Darüberhinaus soll ein Grundangebot Popmusik für alle Studierenden in der "klassischen" Musikschullehrerausbildung (SMP, IMP) vorgehalten werden. Dies bezieht sich sowohl auf Instrumental- und Gesangsunterrichte als auch auf Geschichte der Popmusik seit 1945 und die Analyse der Popmusik.

Bundesfachauschuß populäre Musik

Darüberhinaus bittet der Bundesfachausschuß Musikberufe das Präsidium darum, zu erwägen, ob die Gründung eines Expertenkommission für populäre Musik sinnvoll ist.


Prof. Udo Dahmen
Hamburg, den 3.5.2002