Mit dem grandiosen Abschlusskonzert der Studenten ging am Samstagabend, 2. November 2019 die 11. Ausgabe der Cello Akademie Rutesheim zu Ende. Wie sich schon im Vorfeld abgezeichnet hatte, setzten zwei eigens für Rutesheim komponierte Uraufführungen besondere Glanzlichter: das im Solopart improvisatorisch angereicherte Orchesterstück Coronach von Sarah Gait (25 Jahre) und das Doppelkonzert Symbiosis von Thomas Prechal (14 Jahre), mit dem jungen Komponisten selbst und Samuel Weilacher (18 Jahre) als Solisten. Zusammen mit einer ganzen Reihe von Werken abseits ausgetretener Repertoire-Pfade, die noch nie Rutesheim gespielt wurden, stand das diesjährige Konzertprogramm für eine neue künstlerische Linie. Im zwölften Jahr ihres Bestehens nutzt die Cello-Akademie offensiv Gestaltungsräume in der Stückauswahl und versteht sich zunehmend als Produktionsfestival für Nachwuchs-Talente. Die zahllosen begeisterten Rückmeldungen sprechen ebenso für sich wie die schieren Zahlen: Waren die Kammermusikabende ausgesprochen gut besucht, so sprengten die sämtlich ausverkauften Orchesterkonzerte teils fast die Kapazitäten des Veranstaltungsortes.

11. Cello Akademie Rutesheim: Höhenflug setzt sich fort

Wo soll das noch hinführen?! Einmal mehr bescheinigten Cello-Akademie-Leiter Matthias Trück und sein Dozententeam den Teilnehmenden ein im Vergleich zu den vergangenen Jahren abermals gestiegenes Niveau: technisch versierter, künstlerisch reifer – und obendrein in jüngeren Jahren. Das zeigt nicht nur ein "Meilenstein und Anfang einer neuen Entwicklung für die Cello-Akademie“ (Matthias Trück) wie das unglaubliche Doppelkonzert des 14-jährigen Niederländers Thomas Prechal. Die jungen Meisterschüler(inn)en bringen sich selbstbewusster und aktiver ins Akademie-Leben ein. So wie Nella Balog aus Ungarn (17 Jahre), die für Rutesheim ein neues Arrangement von Rachmaninows Elegie für Cello und Streichorchester in Auftrag gab und am 2. November den Solopart übernahm. Oder die Schweizerin Alessandra Doninelli (23 Jahre), die für den gleichen Abend eine eindrucksvolle neue Kadenz für Joseph Haydns Cellokonzert Nr. 2 in D-Dur verfasste und spielte.

Die auf diese Weise und durch die ambitioniertere Programmauswahl entstandene Mehrarbeit, gerade auch beim aufwendigen Abklären der Rechte, nehmen Matthias Trück und sein Team gerne in Kauf. Denn künstlerisch macht sich der Aufwand mehr als bezahlt. Das gilt auch für die in den letzten Jahren stetig expandierende Musikmesse, die mittlerweile Aussteller aus ganz Europa nach Rutesheim lockt. Instrumentenbauer, Musikverlage, Hersteller von Zubehör bieten alles an, was das Musikerherz höher schlagen lässt, und stellen darüber hinaus spannende Innovationen für Streichinstrumente vor. Das Geschäft brummt erkennbar – mit den zahlreichen Besuchern vor Ort ebenso wie untereinander. Denn die Rutesheimer Musikmesse ist zu einer veritablen Kontaktbörse für die Profi-Anbieter avanciert, bei der Begegnungen regelmäßig zu geschäftlichen Partnerschaften führen.

11. Cello Akademie Rutesheim: Verbindungen, die bleiben

Überhaupt scheint Begegnung das Schlüsselwort und Erfolgsgeheimnis der Cello Akademie Rutesheim zu sein. Hier schließen die jungen Meisterkurs-Teilnehmenden (musikalische) Freundschaften fürs Leben. Hierhin kehren Ehemalige mit glänzenden Augen zurück, um einmal mehr in die ganz besondere Atmosphäre einzutauchen und sich an ihre Anfänge zu erinnern. Hier lernen die Dozenten Ausnahmetalente kennen, die sie immer wieder in ihre Hochschulklassen holen. Hier nehmen Rutesheimer Familien Jahr für Jahr als Gasteltern junge Meisterkurs-Schüler bei sich zu Hause auf und schaffen so ihre ganz privaten internationalen Beziehungen, die oft viele Jahre Bestand haben. Und nicht zuletzt ist hier mit der Zeit ein Publikum gewachsen, das seine Liebe zu dem großartigen Instrument Cello entdeckt hat. Davon jedenfalls ist Matthias Trück fest und dankbar überzeugt: Ohne das Herzblut und das Engagement der zahllosen ehrenamtlichen Helfer und ohne das immense Vertrauen der Stadt Rutesheim zu seiner Vision hätte sich nie das entwickelt, was heute in die Cello-Szene bis nach China und Lateinamerika ausstrahlt.

Über die Cello Akademie Rutesheim

Seit ihrer Gründung vor elf Jahren punktet die Cello Akademie Rutesheim mit drei ungewöhnlichen Stärken: dem kommunikativen Cello-Campus im Rutesheimer Schulzentrum, dem einladenden Konzept und der offenen, kollegialen Philosophie der Akademie. Wenn sich der internationale Cello-Nachwuchs in der baden-württembergischen Herbstferien-Woche in Rutesheim bei Stuttgart trifft, entsteht ein musikalischer Mikrokosmos, der in dieser Form weltweit seinesgleichen sucht.

Renommierte Cello-Professoren unterrichten junge Talente aus der ganzen Welt, klassische Streicher lernen Jazz, fortgeschrittene Studenten bereiten sich auf Probespiele vor, Cello-Liebhaber spielen als Cello-Orchester zusammen – und abends strömt das Publikum zu den Konzerten des Cello-Festivals. Innerhalb von einer Dekade hat sich die Cello-Akademie nicht nur als wichtiges Klassikfestival für Baden-Württemberg etabliert. Dank der zahlreichen begeisterten Meisterschüler aus aller Welt genießt die Akademie hohes Ansehen in der internationalen Musikszene.
Dass die Akademie mit ihrem Credo, die pädagogische Qualität über alles zu stellen, goldrichtig liegt, beweisen die Erfolge der Rutesheimer Meisterkurs-Teilnehmer, die sich bei den großen internationalen Musikwettbewerben regelmäßig auf die vorderen Plätze spielen. In den vergangenen Monaten ging ein veritabler Preisregen auf junge Talente mit Rutesheim-Connection nieder. Beim ARD-Wettbewerb 2019 gab es Platz 1 für Haruma Sato (Japan, 21 Jahre, Student bei Jens Peter Maintz, Meisterkurse in den Jahren 2015 und 2017), Platz 2 sowie den Publikumspreis für Friedrich Thiele (23, Deutschland, Student bei Wolfgang Emanuel Schmidt) und Platz 3 für Sihao He (26, China, Meisterkurse in den Jahren 2017 und 2018). Vorzeige-"Rutesheimer“ ist auch Yibai Chen aus Shanghai, der über die Cello-Akademie erst in die Meisterklasse von Prof. Danjulo Ishizaka an der Universität der Künste Berlin aufgenommen wurde und dieses Jahr als Finalist am  weltberühmten Tschaikowsky-Wettbewerb für Cello in St. Petersburg teilnahm.
Die karrierefördernde Wirkung der Cello-Akademie ist aber auch nach dem Studium spürbar. Eine Reihe ehemaliger "Rutesheimer“ sind heute Solo-Cellisten bei Top-Orchestern wie den Berliner Philharmonikern oder dem Leipziger Gewandhausorchester. Einer von ihnen – Jakob Spahn, Erster Solocellist im Orchester der Bayerischen Staatsoper München – kommt immer wieder gerne nach Rutesheim zurück, um nunmehr selbst zu unterrichten.

Ihre Entstehung verdankt die Cello-Akademie der Initiative des Cellisten Matthias Trück. Unermüdlich im Einsatz als Gestalter und Manager der Cello-Akademie, scheint der gebürtige Rutesheimer trotzdem nicht ausgelastet zu sein. Mit dem Celloquartett quattrocelli, dem Celloduo ponticellos und als Studiomusiker für Pop-Produktionen verfolgt er weiterhin in erster Linie seine Karriere als international profilierter Cellist.