Der Stiftungsrat der Württembergischen Philharmonie Reutlingen wählte am Montag, den 15. November die französische Dirigentin Ariane Matiakh zur neuen Chefdirigentin des Orchesters. Sie tritt ihr Amt mit Beginn der Spielzeit 2022/23 in Reutlingen an, wird aber schon jetzt bei den Planungen für die kommenden Spielzeiten beteiligt sein. Ihr Vertrag läuft zunächst drei Jahre bis Ende der Saison 2024/25, mit der Option zur Verlängerung.

Damit ist Ariane Matiakh die erste Frau auf dem Posten der künstlerischen Leitung des Orchesters. Am Pult der WPR war sie erstmals im Dezember 2020 als Gast zu erleben, damals pandemiebedingt im Livestream, und kehrte seither zweimal zurück, darunter für das erste Sinfoniekonzert der laufenden Spielzeit mit Publikum im September.

Ariane Matiakh ist Tochter zweier Opernsänger, kam so schon früh in Berührung mit Musik und wandte sich selbst zunächst dem Gesang zu. Ihre Dirigentinnenkarriere begann sie als Assistentin an der Oper in Montpellier, bald folgten Engagements an der Komischen Oper Berlin, dem Königlichen Opernhaus Stockholm, nach Amsterdam, Göteborg, Graz, Nizza, Straßburg und Halle. Längst wird sie von den führenden Orchestern und Opernhäusern eingeladen, so vom Royal Opera House in London, dem Orchestre de Paris, den Bamberger Symphonikern, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, den Wiener Symphonikern, dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, dem Schwedischen Radiosinfonieorchester, der Dresdner Philharmonie, den Sinfonieorchestern des WDR und MDR, dem Orchestre du Capitole de Toulouse, dem Orchestre de chambre de Paris und dem Orchestre Philharmonique de Strasbourg.

In Anerkennung ihrer Verdienste um das Musikleben in Frankreich und um die französische Kultur im Ausland wurde Ariane Matiakh 2014 vom Französischen Kultusministerium der Ehrentitel „Chevalier de l‘Ordre des Arts et des Lettres“ verliehen.

Dem Stiftungsratsvorsitzenden, Oberbürgermeister Thomas Keck, war die Begeisterung bei der Bekanntgabe anzumerken: „Ariane Matiakh ist für die Württembergische Philharmonie Reutlingen, für das Publikum und die Stadt Reutlingen ein absoluter Glücksfall! Die Energie und Sensibilität, die wir auf der Bühne erleben durften, vermitteln sich schon im persönlichen Gespräch mit ihr und haben mich beeindruckt. Ihre einnehmende Art wird sie zudem zu einer echten Sympathieträgerin fürs Orchester machen. Ich freue mich auf die kommenden Jahre mit dieser großartigen Künstlerin.“

Auch WPR-Intendant Cornelius Grube zeigte sich hoch erfreut über die Entscheidung: „Mit Ariane Matiakh haben wir eine ungewöhnlich engagierte Persönlichkeit gewinnen können, die perfekt zu dem innovativen und breitgefächerten Profil der WPR passt, für das wir als Orchester weit über die Region hinaus bekannt sind. Mit ihr werden wir uns auf allen Ebenen unseres Wirkens weiterentwickeln können. Dies gilt insbesondere in Bezug auf neue Konzert- und Präsentationsformate und auf eine Intensivierung des Dialogs mit dem Publikum. Ariane Matiakh hat an diesem unverzichtbaren Bereich der Musikvermittlung ein hohes Interesse, was nicht zuletzt ein Entscheidungskriterium war. Schließlich haben wir uns auf diesem Gebiet ja überregional einen herausragenden Namen gemacht.“ Aufgrund ihres besonderen Engagements wurde in den Vertrag mit ihr deshalb ein eigener Passus zur Mitarbeit bei Musikvermittlungsprojekten der WPR aufgenommen.

Nicht zuletzt freute sich Ariane Matiakh selbst: "Reutlingen hat ein Orchester mit außergewöhnlichen Musikern und einer langen musikalischen Geschichte. Die Einladung, Mitglied dieses wunderbaren Ensembles zu werden, ist eine große Ehre für mich. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit und auf meine neuen Kolleginnen und Kollegen bei der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. Unser gemeinsames Ziel ist es, das hohe künstlerische Niveau stetig weiter zu entwickeln, die Menschen für unser Tun zu begeistern und ihnen Aufführungen von höchster Qualität zu präsentieren."

Ariane Matiakh

Vielseitigkeit, Musikalität und technische Präzision, vor allem aber Natürlichkeit und ansteckende Leidenschaft sind die Markenzeichen der Dirigentin Ariane Matiakh. Als Tochter zweier Opernsänger ist die Französin in einem überaus musikalischen Umfeld groß geworden und lernte früh das Klavierspiel. Sie studierte Orchesterdirigat in Wien, wo sie zudem unter der Leitung von u.A.  Nikolaus Harnoncourt und Adam Fischer im renommierten Arnold-Schönberg-Chor sang. Prägende künstlerische Impulse erhielt sie während ihrer umfassenden Ausbildung von Leopold Hager und Seiji Ozawa.

Erste Erfahrungen im Opernbereich sammelte sie als Assistentin an der Opéra et Orchestre de Montpellier, wo sie u.a. intensiv mit James Conlon, Armin Jordan, Emmanuel Krivine und Alain Altinoglu zusammenarbeitete.  In den vergangenen Jahren gastierte sie unter anderem für eine Produktion von „La Bohème“ in London am Royal Opera House, eine Wiedereinladung führte sie an die Opéra du Rhin in Straßburg mit einer Neuproduktion von „Samson et Dalila“.

Sie folgte u.a. Einladungen an die Komischen Oper Berlin, dem Königlichen Opernhaus Stockholm, der Royal Opera London, nach Amsterdam, Göteborg, Oslo, Graz, Nizza, Straßburg und Hamburg. 2009 wurde sie als „Discovery of the Year“ für Frankreichs wichtigsten Musikpreis „Révélation des Victoires de la musique“ nominiert. Im Frühjahr 2022 kommt ihr nun die Ehre zuteile als Dirigentin den Musikalischen Teil der Verleihung zu begleiten.

Ariane Matiakhs Repertoire erstreckt sich heute von zahlreichen Opern über ein breites Spektrum an sinfonischen Werken und Balletten bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen und der Musik des Barock.

Als Gastdirigentin wird sie von führenden Klangkörpern eingeladen, so vom Orchestre de Paris, den Bamberger Symphonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, den Wiener Symphonikern, dem Rotterdam Philharmonic, dem Schwedischen Radiosinfonieorchester, der Dresdner Philharmonie, den Sinfonieorchestern des WDR und MDR, dem Orchestre du Capitole de Toulouse und dem Orchestre Philharmonique de Strasbourg.

In der Saison 2021/22 dirigiert sie u.a. eine Neuproduktion von “Carmen” an der Norske Opera in Oslo, das HR-Sinfonieorchester, das Sinfonieorchester Basel, das Swedish Radio Orchestra, das Orchestre de l’Opéra de Bordeaux, das BBC Symphony Orchestra Wales, die Bochumer Symphoniker, das Orchestre National Avignon-Provence, die Württembergische Philharmonie und geht mit dem PHION Orchestra auf Tournee durch die Niederlande.

Ariane Matiakh ist bekannt für ihre herausragenden wie fundierten Interpretationen neuer Musik. In der Saison 2021/22 dirigiert sie drei Uraufführungen: Ein Violinkonzert von Bryce Dessner, gespielt von Pekka Kuusisto und dem hr-Sinfonieorchester, die Uraufführung von „Les Eclairs“ von Philippe Hersant an der Opéra Comique de Paris sowie die Uraufführung des Harfenkonzerts von Sally Beamish im Rahmen der PROMS in London, gemeinsam mit dem BBC Orchestra Wales und Anneleen Lenaerts.

Die Vielseitigkeit und Freude an musikalischen Entdeckungen spiegelt auch ihre Diskographie wider. Für das Label Capriccio entstanden Aufnahmen der Werke Johanna Doderers, eine CD mit Musik von Francis Poulenc und Jean Françaix, sowie eine Einspielung der beiden Klavierkonzerte von Zara Levina mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, die für den Grammy 2018 nominiert war. Aus einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin entstand eine CD mit Werken von Harald Genzmer, Ermanno Wolf-Ferrari und Richard Strauss. Bei Berlin Classic erschien zudem eine Aufnahme mit Klavierkonzerten von Clara Schumann und Ludwig van Beethoven, eingespielt von Ragna Schirmer und der Staatskapelle Halle.

In Anerkennung ihrer Verdienste um das Musikleben in Frankreich und um die französische Kultur im Ausland wurde Ariane Matiakh 2014 vom Französischen Kultusministerium der Ehrentitel „Chevalier de l‘Ordre des Arts et des Lettres“ verliehen.