Leider sieht sich die Bayerische Staatsoper gezwungen, Marina Abramovićs Opernprojekt 7 Deaths of Maria Callas, das in den letzten Wochen in Form von Workshops in Kleinstgruppen vorbereitet wurde, auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen. Grund dafür ist die Tatsache, dass ab sofort die Beteiligung von Orchester und großer Bühnencrew notwendig wäre und Alternativen nicht verantwortbar sind. Im Zuge dessen sind Teile der Belegschaft in Absprache mit dem Bundesministerium bis zum 19. April vom Dienst freigestellt. Damit kann das Haus auch die live im Internet übertragenen Montagskonzerte nicht mehr fortsetzen. Ausnahmen sind die Administration – teilweise aus dem Homeoffice – und die Produktion von Schutzmasken in der Kostümabteilung der Staatsoper, natürlich nur auf freiwilliger Basis.

Dazu Intendant Nikolaus Bachler: "Neben der Problematik rund um Endproben fällt es mir vor allem auch künstlerisch schwer, ein Projekt – wenn auch unter schärfsten Vorkehrungen für die Sicherheit aller Beteiligten – voranzutreiben, das eine der größten lebenden Künstlerinnen, Marina Abramović, und die größte Sängerin der Nachkriegszeit, Maria Callas, verbindet und als Begegnung im Tod auslotet. Was das bedeutet hätte, wäre in Zeiten, in denen Tod verdrängt wird, von dringender Notwendigkeit und Relevanz. Im Moment, in dem es für viele ganz real um Leben und Tod geht, stellen sich andere Fragen – das ist mir innerhalb der letzten Tage besonders klar geworden.

Ich habe lange mit der Entscheidung gezögert, weil der unbedingte Wille und die bedingungslose Hingabe des Teams rund um Marina Abramović in den vergangenen Wochen eindrucksvoll waren und viele im Haus das Projekt mit großem Einsatz vorangetrieben haben. Ich möchte auch nochmal festhalten, dass alle Aktivitäten der letzten Wochen in enger Absprache mit dem Ministerium durchgeführt wurden. Doch jetzt ist es an der Zeit, dies bis auf Weiteres zu beenden, auch wenn es mich persönlich schmerzt.

Ich habe natürlich Verständnis für die große Unsicherheit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dennoch brauchen wir Mut für die Zukunft. Viele positiven Bilder der vergangenen Wochen sind von den Kreativen und Künstlern ausgegangen. Daher brauchen wir die Kunst mehr denn je.

Zuletzt möchte ich mich bei allen entschuldigen, die sich durch eine scharfe Formulierung meinerseits, die ich im Eifer des Gefechts getätigt habe, verletzt gefühlt haben. Es sollte möglich sein, auch in Krisenzeiten die Arbeit an der Kunst aufrechtzuerhalten. Wir hatten und haben keine Ferien, sondern sind im Dienst der Gemeinschaft unterwegs. Auch jetzt. Wir müssen aufpassen, dass die pandemische Krise keine Krise unserer Institutionen, unseres Charakters und unserer Gesellschaft wird. Das bitte ich weiterhin zu bedenken und ernst zu nehmen.“