Die Berliner Festspiele reflektieren mit MaerzMusik – Festival für Zeitfragen (16. bis 25. März) den "Krieg der Zeitlichkeiten“ unserer Gegenwart und laden ein zur Erfahrung aktueller Musik in ungewöhnlichen Formaten.
Die 10 Tage mit rund 30 Veranstaltungen – Konzerte, Performances, Installationen, einer Ausstellung und einem Diskursprogramm – mit 5 Premieren, Langzeitformaten und Porträts von Julius Eastman, Terre Thaemlitz und Ashley Fure ermöglichen Begegnung im Hören und Gespräch.

Es herrscht Krieg zwischen den Zeitlichkeiten. Weniger sichtbar als die materiellen und immateriellen Konflikte, aber nicht weniger real. Der systemische Zeit-Krieg des Turbo-Kapitalismus; die Ausbreitung digitaler Zeitregime; die langsame Gewalt der Umweltzerstörung; die unerbittlichen Tempi der Medienpräsenz; die enteigneten Zeitlichkeiten der Migration. MaerzMusik, das Festival für Zeitfragen der Berliner Festspiele, macht in seiner diesjährigen Ausgabe diese "Time Wars“ mit speziell zum Thema entwickelten Projekten sichtbar. Das Diskurs-Format Thinking Together und die 30-Stunden Langzeiterfahrung The Long Now im Kraftwerk Berlin bilden den Rahmen des Erlebnisraumes MaerzMusik.

Die in der letzten Ausgabe begonnene Auseinandersetzung mit dem vielschichtigen Erbe des afroamerikanischen Minimal-Musikers Julius Eastman wird in diesem Jahr im Eröffnungskonzert des Festivals und in einem mehrteiligen Projekt im SAVVY Contemporary fortgesetzt. Ein weiterer Fokus liegt auf der in Japan lebenden, amerikanischen Transgender-Künstlerin Terre Thaemlitz aka DJ Sprinkles, der mit seiner politisch-philosophischen Haltung berührende Musik produziert. Vier Projekte, darunter zwei exklusiv für MaerzMusik entwickelte Premieren, zeigen die Vielfalt ihrer künstlerischen Arbeit. Ein weiteres Schlaglicht wird auf die Komponistin Ashley Fure geworfen, die an zwei Abenden aktuelle Werke erstmals in Deutschland präsentiert. Ihre Kompositionen stehen im Abend "Zeitgeist“ im Kontext von Werken der Komponisten Iannis Xenakis und Brian Ferneyhough, die jeweils zu politischen und zeitlichen Aspekten unserer Gegenwart Stellung beziehen. Mit der Uraufführung von "Migrants“ des in Paris lebenden griechischen Komponisten Georges Aperghis werden Fragen zur Zeitlichkeit der Migration aufgeworfen, die im szenischen Konzert "Salims Salon“ von Hannes Seidl und anderen Projekten weitergeführt werden. "Chauka, please tell us the time“ des kurdischen Journalisten Behrouz Boochani und des iranisch-niederländischen Regisseurs Arash Kamali Sarvestani gibt Einblicke in die Zeit- und Lebenszustände im Flüchtlingslager auf Manus Island in Papua-Neuguinea. "November 22 1963“ ist eine TV-Installation des vergessenen amerikanischen Videokünstlers Oswald Store (1945–73), der die Berichterstattung rund um John F. Kennedys Ermordung am 22. November 1963 als kollektive Echtzeit-Erinnerung erfahrbar macht. Mit den Projekten "Schule machen: Querklang“ und "Music Fund“ engagiert sich das Festival im Bereich der Musikvermittlung.

Unter anderem sind bei MaerzMusik 2018 folgende Ensembles zu Gast: Apartment House, Ensemble Resonanz, zeitkratzer, Phønix16, Sonar Quartett, S.E.M. Ensemble und The Necks.  

Das von Berno Odo Polzer seit 2015 kuratierte Festival findet in diesem Jahr vom 16. bis zum 25. März im Haus der Berliner Festspiele, Kraftwerk Berlin, SAVVY Contemporary und silent green Kulturquartier, Kammermusiksaal und Hermann-Wolff-Saal der Philharmonie und im Konzerthaus Berlin statt.

Das Konzert des Ensemble Resonanz wird von Deutschlandfunk Kultur aufgezeichnet und am 27. März 2018 um 20:03 Uhr gesendet.