Zwei Tage nach den Wahlen in Sachsen und Brandenburg lud gestern die Initiative kulturelle Integration zur zweiten Jahrestagung in die W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums in Berlin ein. Über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung gefolgt, um unter dem Motto "Zusammenhalt in Vielfalt“ zur Rolle der Medien zu diskutieren: "Wie demokratiewirksam sind unsere Medien?“, "Was brauchen insbesondere Migrantinnen und Migranten, um sich am demokratischen Diskurs beteiligen zu können?“ – Fragen, die in zwei verschiedenen Podien mit Vertreterinnen und Vertretern von Sendeunternehmen und Migrantenorganisationen unter Einbeziehung des Publikums eingehend diskutiert wurden.

Zuvor hatte der Moderator der Initiative kulturelle Integration und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, begrüßt. Er sagte: "Sorgfältigkeit und Ausgewogenheit kennzeichnen einen Recherche-Journalismus, den wir Bürger von unseren unabhängigen Medien zurecht erwarten. Nur so können wir uns informiert an demokratischen Prozessen beteiligen und unseren Bürgerpflichten nachkommen. Eine von steter Aktualität, Schlagzeile und Quote getriebene Berichterstattung büßt nicht nur Vertrauen auf ihren Wahrheitsgehalt ein, sondern schafft, wie es Heribert Prantl richtig erkannt hat, in ihrer Überaufmerksamkeit auch Überbedeutung. Deshalb habe ich im Juni vergangenen Jahres ein Jahr Talkpause im Ersten und im ZDF gefordert, ein Innehalten und Überdenken von Konzepten, die nicht jedem Ressentiment eine mediale Bühne bauen sollten.“

Als Schirmherrin der Initiative kulturelle Integration hob Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters hervor: "Medien können Verständnis für fremde Perspektiven und für andere Ansichten schaffen. Sie können maßgeblich dazu beitragen, das, was uns fremd ist, einzuordnen und zu bewerten. So sind die Medien dafür mitverantwortlich, ob wir kulturelle Vielfalt als beängstigend oder als bereichernd wahrnehmen.“

Auch die Präsidentin des Deutschen Kulturrates, Prof. Dr. Susanne Keuchel, richtete als Mitglied der Initiative kulturelle Integration das Wort an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und sagte: "Es ist wichtig, dass offen über sperrige komplexe Themen geredet wird in Formaten, die von breiten Teilen des Volks auch verstanden werden. Hier nehmen auch wir als zivilgesellschaftliche Verbände eine wichtige Schlüsselrolle ein.“

In seinem Eröffnungsvortrag analysierte der Tübinger Medienwissenschaftler, Prof. Dr. Bernhard Pörksen, den "kommunikativen Klimawandel“ und konstatierte, dass unter den aktuellen Medienbedingungen der Einfluss des etablierten Journalismus‘ schwinde. Er sagte: "Der kluge Umgang mit Informationen gehört zur Allgemeinbildung und sollte in der Schule gelehrt werden. Medienmündigkeit ist zur Existenzfrage geworden.“