66 Jahre nach seiner Gründung wird das älteste in Kontinuität stattfindende Jazzfestival der Welt im Oktober zum fünfzigsten Mal veranstaltet. Das Eröffnungskonzert am Mittwoch, 23. Oktober 2019, in der Alten Oper Frankfurt steht ganz im Zeichen des Münchner Plattenlabels ECM, das in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert.

Die vier darauffolgenden Abende bis einschließlich Sonntag, 27. Oktober, werden mit zwölf weiteren Highlights – von Joachim Kühn über Zakir Hussain bis zur erst 28-jährigen Tenorsaxofonistin Nubya Garcia – ebenso spannend und facettenreich.

Die 15 Programmpunkte an fünf Abenden verteilen sich wie in den Vorjahren auf drei Spielorte: Die Alte Oper Frankfurt, den hr-Sendesaal und das Künstlerhaus Mousonturm. Der Vorverkauf für Einzel- und Kombitickets startet heute. In den Vorjahren waren fast alle Veranstaltungen ausverkauft, bis zu 5.000 Jazzfans waren live dabei. hr2-kultur überträgt alle Konzerte von Mittwoch bis Samstag live, das Eröffnungskonzert gibt es auch als Livestream auf www.hr2.de.

Auftakt in der Alten Oper: ECM – Schönheit am Rand der Stille

Zum Auftakt am Mittwoch, 23. Oktober, verspricht der Künstlerische Leiter Olaf Stötzler "unverwechselbare ECM-Atmosphäre" und "inspirierende Grenzüberschreitungen" mit drei musikalischen Höhepunkten in der Alten Oper Frankfurt: Während das Jakob Bro Quartet mit Palle Mikkelborg für die kammermusikalisch-filigrane Seite von ECM steht, kartografiert Michael Formanek‘s Ensemble Kolossus zusammen mit der hr-Bigband orchestrale Klanglandschaften. Den Ausklang des ECM-Abends bildet das in folkloristische Farben getauchte Solo-Recital der schweizerisch-albanischen Sängerin Elina Duni.

Drei Konzertabende im hr-Sendesaal

Der zweite Festival-Abend wartet mit drei sehr unterschiedlichen Konzerten im hr-Sendesaal auf: Enemy, das Bandprojekt der vielfach preisgekrönten Musiker Kit Downes, Frans Petter Eldh und James Maddren, steht für eine frische und experimentelle Interpretation des Trio-Formats. Die German All Stars greifen eine Idee des 1. Deutschen Jazzfestivals von 1953 in aktualisierter Form auf und schlagen so einen Bogen zurück zu den Anfängen. Sieben herausragende Instrumentalist*innen der jüngeren Generation kommen zu diesem einzigartigen Projekt zusammen. Den Schlusspunkt setzt am späten Donnerstagabend das ebenso unorthodox wie hochkarätig besetzte Cross Currents Trio mit Dave Holland am Bass, Zakir Hussain an den Tablas und Chris Potter am Saxofon.

Das von der britischen Trompeterin Laura Jurd gegründete Quartett Dinosaur eröffnet den Freitagabend im hr-Sendesaal mit seiner experimentierfreudigen Mixtur aus elektrischen und akustischen Sounds und Grooves. Ein weiteres Festivalprojekt bestreitet der Tenorsaxofonist Christof Lauer zusammen mit dem Flötisten Kudsi Erguner. Der 81-jährige ECM- und Blue-Note-Veteran Charles Lloyd beschließt den Abend mit seinem hochkarätig besetzten Quintett und schlägt damit einen Bogen in die reiche Geschichte des Festivals: Schon 1966 war Lloyd beim 10. Deutschen Jazzfestival zu Gast in Frankfurt.

Eine Gratwanderung zwischen Improvisation und Strukturkonzepten der Neuen Musik kennzeichnet das Projekt "Boulez Materialism“ von Christopher Dell, Johannes Brecht, Christian Lillinger und Jonas Westergaard. Auf diesen elektronisch-akustischen Auftakt am Samstagabend folgt der zugleich feinfühlige wie hochenergetische Trio-Jazz des virtuosen polnischen Pianisten Marcin Wasilewski. Last but not least widmet die hr-Bigband unter der Leitung von Chefdirigent Jim McNeely mit den Solisten Joachim Kühn und Michel Portal ihr Konzert dem 2015 verstorbenen Freejazz-Pionier Ornette Coleman. Dafür hob Kühn einen Schatz von bisher unveröffentlichten Kompositionen Colemans, die sich in seinem Besitz befinden. Für seine bereits veröffentlichte Hommage "Melodic Ornette Coleman“ (ACT Music) wurde Joachim Kühn gerade erst mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.

Festivalfinale im Künstlerhaus Mousonturm

Gastgeber für den Ausklang des 50. Deutschen Jazzfestivals am Sonntagabend ist das Künstlerhaus Mousonturm. Die Matinee im Lokal gestalten diesmal Silke Eberhard und Uwe Oberg mit einem kammermusikalischen Dialog. Beim Abendkonzert im Saal zelebriert zunächst der Londoner Grime- und HipHop-Produzent Alfa Mist seinen Mix aus Jazz, Downtempo, Trip Hop und Neo Soul. Danach zündet Nubya Garcia ein musikalisches Abschlussfeuerwerk aus zeitlos coolen Saxofonlinien und clubbigen Beats.

Das 50. Deutsche Jazzfestival Frankfurt ist eine Veranstaltung des Hessischen Rundfunks/hr2-kultur in Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt am Main/Dezernat für Kultur und Wissenschaft und wird gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Kooperationspartner sind die Alte Oper Frankfurt und das Künstlerhaus Mousonturm. Hotelpartner ist das Lindner Hotel Main Plaza.

Programm:

Mittwoch, 23. Oktober, 20 Uhr, Alte Oper Frankfurt
ECM – 50 Jahre Schönheit am Rand der Stille
"Returnings” – Jakob Bro Quartet featuring Palle Mikkelborg
"The Distance” – Michael Formanek’s Ensemble Kolossus featuring hr-Bigband
"Partir” – Elina Duni solo

Donnerstag, 24. Oktober, 19 Uhr, hr-Sendesaal
Enemy
German All Stars
Cross Currents Trio featuring Dave Holland, Zakir Hussain, Chris Potter

Freitag, 25. Oktober, 19 Uhr, hr-Sendesaal
Dinosaur
Christof Lauer meets Kudsi Erguner 
Charles Lloyd Quintet

Samstag, 26. Oktober, 19 Uhr, hr-Sendesaal
Boulez Materialism
Marcin Wasilewski Trio
Melodic Ornette – hr-Bigband featuring Joachim Kühn & Michel Portal

Sonntag, 27. Oktober, 12 Uhr, Künstlerhaus Mousonturm Lokal
Uwe Oberg / Silke Eberhard

Sonntag, 27. Oktober, 20 Uhr, Künstlerhaus Mousonturm Saal
Alfa Mist
Nubya Garcia

Weitere Informationen: www.hr2.de/jazzfestival

Absätze