Der griechische Dirigent Teodor Currentzis erhält den Musikfest-Preis Bremen 2019. Mit dem undotierten Preis zeichnet das Festival seit 1998 jährlich bedeutende Solisten, Ensembles, Orchester und Dirigenten aus, die durch ihr herausragendes künstlerisches Wirken in der internationalen Musikwelt eigenständige Akzente gesetzt und das Profil des Musikfests entscheidend mitgeprägt haben. Preisträger vergangener Jahre waren u. a. Nikolaus Harnoncourt, Marc Minkowski, Fazil Say, Hélène Grimaud, Ottavio Dantone, Janine Jansen, Rolando Villazón und Jérémie Rhorer.

Teodor Currentzis, 1972 in Athen geboren, begann 1987 ein Dirigierstudium in seiner Heimatstadt, bevor er von 1994 bis 1999 das Fach am Sankt Petersburger Konservatorium bei Ilja Musin weiter studierte. Von 2004 bis 2010 übernahm er die Position des Chefdirigenten am Nowosibirsker Staatlichen Akademischen Opern- und Ballett-Theater. Dort gründete er sein eigenes aus Orchester und Chor bestehendes Ensemble musicAeterna, mit dem er 2011 als Musikdirektor an das Staatliche Opern- und Ballett-Theater in Perm wechselte. Seit Beginn der Spielzeit 2018/19 Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters in Stuttgart, kündigte der 47-jährige Currentzis kürzlich an, im September 2019 als Intendant der Permer Oper zurückzutreten, sich jedoch weiterhin beim Orchester und Chor musicAeterna zu engagieren und künstlerischer Leiter des Internationalen Djagilew-Festivals in Perm zu bleiben.

Sein Musikfest-Debüt gab Teodor Currentzis mit dem musicAeterna-Orchester 2015 im Rahmen der Musikfest-Eröffnung in der Glocke. Neben Felix Mendelsohn Bartholdys Violinkonzert mit Patricia Kopatchinskaja als Solistin begeisterten der Dirigent und sein Orchester das Publikum mit einer im Stehen dargebotenen Aufführung von Johannes Brahms‘ dritter Sinfonie. 2016 folgte ein Konzert mit dem Rameau-Programm "The Sound of Light“ sowie die Gestaltung des Abschlusskonzerts mit einer Aufführung von Purcells "The Indian Queen“ in einer neuen Fassung von Peter Sellars. Die Auftritte beim Musikfest Bremen 2017 standen ganz im Zeichen von Wolfgang Amadeus Mozart. Eingeleitet von sakralen A-cappella-Gesängen von Hildegard von Bingen bis György Ligeti, mündete das erste Konzert in einer bewegenden Darbietung von Mozarts Requiem, das zweite Gastspiel war eine gefeierte Aufführung von Mozarts letzter Opera seria, "La clemenza di Tito“. Zum Musikfest im vergangenen Jahr kamen der Dirigent und sein Orchester erneut direkt von den Salzburger Festspielen und boten im Rahmen der Festival-Eröffnung in der Glocke ein umjubeltes Konzentrat ihres dortigen Beethoven-Sinfonienzyklus‘ mit der Aufführung der Sinfonien Nr. 5 bis 7.

"Seit seinem Musikfest-Debüt in 2015 hat Teodor Currentzis mit seinen Auftritten in Bremen eindrucksvoll unterstrichen, warum er als einer der faszinierendsten Dirigenten unserer Zeit gilt. Wie ein Zeremonienmeister balanciert Currentzis die Musik aus zwischen Strenge und Vitalität einerseits und Askese und Spiritualität andererseits. Mit den bestens auf ihn eingeschworenen Ensemblemitgliedern von musicAeterna hat er Werke von Purcell bis Ligeti einer mitreißenden Neubelichtung unterworfen und mit selten gehörten Nuancen neue Maßstäbe gesetzt. Enthusiasmus und der Mut zum Risiko in Verbindung mit einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit Partituren und Quellen münden bei ihm in richtungsweisenden Interpretationen – mal kraftvoll strotzend, mal filigran sensibel, aber immer farbenreich, sinnlich, spannungsgeladen und voller Hingabe“, begründet die Jury die Entscheidung.

Im diesjährigen Musikfest bringen Teodor Currentzis sowie Chor und Orchester von musicAeterna Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Così fan tutte“ am 03. September im Bremer Konzerthaus "Die Glocke" zur Aufführung. Verliehen wird der Musikfest-Preis zusammen mit dem Förderpreis Deutschlandfunk einen Tag zuvor bei einem nicht öffentlichen Musikfest-Empfang in der Glocke.