Die "Violinen der Hoffnung“ sind klingende Zeitzeugen: Sie wurden in KZ-Orchestern gespielt und später vom israelischen Geigenbauer Amnon Weinstein gesammelt und restauriert. Noch heute können sie den Verfolgten des NS-Regimes eine Stimme geben. Im ersten Teil des Konzerts erklingen diese Violinen allein. Es spielen junge Musikerinnen und Musiker sowie Mitglieder der Dresdner Philharmonie. Chefdirigent Michael Sanderling leitet den zweiten Teil des Konzerts, u.a. mit dem Adagio aus Gustav Mahlers Neunter Sinfonie. Amnon Weinstein ist selbst zu Gast und wird die Geigen auch in Dresdner Schulen vorstellen.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert: "Dieses Konzert ist für mich ein bewegender Höhepunkt im Gedenkjahr rund um den 80. Jahrestag der Reichspogromnacht. Diese klingenden Zeitzeugen schaffen ein lebendiges Mahnmal und tragen mit jeder Melodie die Geschichten der Menschen und ihrer Instrumente ins Hier und Jetzt und in unsere Herzen. Authentischer kann Erinnerung und Mahnung kaum sein. Eine außergewöhnliche Ehre für uns alle, diese besondere Musik in Dresden erleben dürfen.“

Anders als in Konzerten andernorts, in denen die "Violinen der Hoffnung“ bereits erklangen, sind die geschichtsträchtigen Instrumente im Dresdner Konzert nicht Teil eines großen Kammerorchesters, sondern erklingen allein. Schülerinnen und Schüler des Dresdner Landesgymnasiums für Musik, des Heinrich Schütz Konservatoriums, Studierende der hiesigen Hochschule für Musik sowie Dresdner Philharmoniker wechseln sich in verschiedenen Konstellationen ab, bis am Ende alle Violinen eine Stimme gemeinsam spielen. Aufgeführt wird u.a ein Werk des deutsch-schwedischen Komponisten Werner Wolf Glaser, der als Jude selbst in der Zeit des Nationalsozialismus vertrieben wurde.

Im zweiten Teil ist das gesamte Orchester der Dresdner Philharmonie unter Leitung seines Chefdirigenten Michael Sanderling zu hören. Den Schluss bildet das Adagio aus der Neunten Sinfonie von Gustav Mahler, dessen Nichte Alma Rosé Opfer der Schoah wurde. Der britische Cellist Raphael Wallfisch übernimmt den Solopart in Ravels "Kaddish“ und Ernest Blochs "Drei Chassidischen Stimmungen“. Auch sein Leben ist von der Schoah geprägt. Seine Mutter Anita Lasker-Wallfisch, ebenfalls Cellistin, ist eine der letzten bekannten Überlebenden des Mädchenorchesters von Auschwitz.

Bereits in den Tagen vor dem Konzert sind Amnon Weinstein, Konzertmeister Wolfgang Hentrich und weitere Mitglieder der Dresdner Philharmonie an vier Dresdner Schulen zu Gast. Gemeinsam bringen sie den Schülern die Geschichten um die "Violinen der Hoffnung“ sowohl erzählerisch als auch musikalisch näher.

Amnon Weinstein, aus dessen Sammlung die 16 Geigen stammen, die im Konzert erklingen, wurde als Sohn des polnischen Geigenbauers Moshe Weinstein 1939 in Tel Aviv geboren. Von seinem Vater, der 1938 von Polen nach Palästina emigriert war, erlernte er das Handwerk des Geigenbaus. Ein dreijähriges Studium des Geigenbauers absolvierte er zusätzlich in Cremona und Paris. Anschließend übernahm er die Werkstatt seines Vaters in Tel Aviv, die sich durch eine Kooperation mit dem renommierten "Palestine Symphony Orchestra“ einen guten Ruf weit über die Stadtgrenzen von Tel Aviv hinaus verschaffen konnte. 

In den 1990er-Jahren begann Amnon Weinstein systematisch Violinen von Musikern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurden, zu sammeln und zu restaurieren. Anfang der 2000-Jahre gründete er das Projekt "Violins of Hope“. Mit diesem Projekt reist er seitdem durch die Welt und kämpft gegen das Vergessen der Schoah an, der auch fast alle Mitglieder seiner eigenen Familie zum Opfer gefallen waren. 2016 wurde er für sein Engagement mit der Ernst-Cramer-Medaille und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Vor dem Konzert am 8. November trägt Amnon Weinstein sich in das Goldene Buch der Landeshauptstadt Dresden ein.

Das Konzert eröffnen Dirk Hilbert, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden, mit einer Ansprache und Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, mit einem Grußwort.

Das Konzert findet im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht am Vorabend des 9. November statt und wurde gemeinsam von der Dresdner Philharmonie, der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, dem Freundeskreis der Dresdner Synagoge e.V. und der Stadt Dresden initiiert bzw. durchgeführt.

Tickets für das Konzert am 8. November sind ab 18 Euro (Schüler und Studierende 9 Euro) im Vorverkauf der Dresdner Philharmonie und an den Abendkassen erhältlich.

Programm:

8. November, 2018, Donnerstag, 19.00 Uhr
Konzertsaal
KULTURPALAST

Gedenkveranstaltung
Violinen der Hoffnung

Musik für Violinen gespielt auf Instrumenten, die den Holocaust überlebten aus der Sammlung von Amnon Weinstein (Tel Aviv)

Begrüßung und Ansprache
Dirk Hilbert, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden

Grußwort                                                    
Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen

Werner Wolf Glaser: Ricordo IV für Violine solo
Tzvi Avni: "Gesharim" für zwei Violinen
Georg Philipp Telemann: Konzert für vier Violinen D-Dur
Havenu Shalom Alechem“: Israelisches Volkslied

Ansprache
Amnon Weinstein

Aleksandras Kacanauskas, Feliksas Bajoras: Zwei litauische Volksweisen

Jean Baptiste Charles Dancla: "Recueillement“ für vier Violinen

Georges Enescu: Prélude à l’unison

 

Teil II
Ernest Bloch
"Vidui" und "Nigun" aus "Baal Shem - Drei chassidische Stimmungen" (1923), Bearbeitung für Violoncello und Orchester

Maurice Ravel: "Kaddish“ aus "Zwei hebräische Melodien“ (1914), Bearbeitung für Violoncello und Orchester

Gustav Mahler: Adagio aus der Sinfonie Nr. 9 D-Dur (1909/10)

Teil I
Gesamtleitung: Wolfgang Hentrich
Musikerinnen und Musiker der Dresdner Philharmonie
Studierende der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden
Schülerinnen und Schüler des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik
Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Schütz-Konservatoriums Dresden                         

Teil II
Michael Sanderling, Dirigent
Raphael Wallfisch, Violoncello
Dresdner Philharmonie