ECLAT 2020 ist geprägt von einer Vielzahl außergewöhnlicher Kooperationen und Formate. In den fünf Festivaltagen vom 5. bis 9. Februar 2020 sind im Theaterhaus Stuttgart, dem Theater Rampe und der Staatsoper Stuttgart 43 Werke, darunter 26 Uraufführungen zu erleben.

ECLAT 2020 ist auch ein Festival der Jubiläen! 40 Jahre gibt es das Festival neue Musik Stuttgart, das seit 1980 als "Tage für Neue Musik“ und seit 1998 als ECLAT von Offenheit gegenüber allen Strömungen neuer Musik geprägt ist, von Neugierde auf Unbekanntes, von Risikofreude, vom Weitertreiben performativer Formate. Außerdem blicken die Neuen Vocalsolisten auf 20 Jahre erfolgreiche Arbeit als Kammerensemble zurück. Und Ensemble Modern, das in diesem Jahr 40 wird, gestaltet das Konzert zum Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart.

Gleich mit vier ungewöhnlichen künstlerischen Begegnungen wartet der Eröffnungsabend von ECLAT 2020 auf. Im ersten Konzert treffen drei Tandems aufeinander, die die musikalische Diversität unseres Landes repräsentieren: das Stuttgarter Kammerorchester und das Junge Streichorchester Weil im Schönbuch, das Vokalensemble Sinsheim und das MusikAktionsEnsemble KLANK sowie die Stadtkapelle Lahr und das Freiburger Ensemble Aventure. Möglich wird dieses Konzert durch den Kompositionswettbewerb "ad libitum“, den die Winfried Böhler Kultur Stiftung und das Netzwerk Neue Musik Baden-Württemberg ausschreiben, um das Repertoire zeitgenössischer Musik für Laien- oder semiprofessionelle Orchester, Ensembles und Solisten mit qualitativ hochwertigen Arbeiten zu erweitern.

"Das Projekt mit Werken von Adrian Nagel, Tim Schomacker/Christoph Ogiermann und Sandeep Bhagwati ist ein starkes Plädoyer für gegenseitige Aufmerksamkeit, für das Sich-Aufeinander-Einlassen und das kooperative Gestalten eines gemeinsamen Lebensraums“, so die künstlerische Leiterin von ECLAT, Christine Fischer.5.2. / Theaterhaus, T1 / 19:00

Am selben Abend trifft der Bass Andreas Fischer für Persona – a tabla extended project mit dem Komponisten und Tabla-Spieler Stefan Keller zusammen. Stimme und Trommel "werden mit Hilfe von Live-Elektronik wechselseitig wie Masken aufeinander projiziert und ihre Identitäten multipliziert, verschleiert und aufgelöst“. 5.2. / Theaterhaus, T3 / 21:30

Das Kammerkonzert, mit dem der zweite Festivaltag eröffnet wird, ist von Werken des russischen Komponisten Sergej Newski geprägt, dessen Oper Secondhand-Zeit wenige Tage zuvor an der Staatsoper Stuttgart uraufgeführt wird. Für Sergej Newski bedeutet Komponieren heute, "mit Kontexten oder Wahrnehmungsphänomenen zu arbeiten… Neue Links zu einem bereits existierenden Archiv zu bauen, eine Art von Tunnel zu legen, um bisher unsichtbare Zusammenhänge sichtbar zu machen“. Drei verschieden besetzte Kammermusikwerke von ihm werden von politisch und/oder religiös inspirierten Kompositionen von Ramon Lazkano, Mark Andre und Thomas Kessler flankiert. 6.2. / Theaterhaus, T1 / 19:00 // 7.2. / Staatsoper Stuttgart / 19:00 -S. Newski: Secondhand-Zeit

Die moderne Mediengesellschaft und ihre Wahrnehmungsformen werden in Malte Giesens Musiktheater FRAME reflektiert, karikiert, unterminiert. "Der zeitgenössische Künstler“, so Malte Giesen, "hat seine Position gewechselt: War er in der Moderne der Provokateur, der Irritator, so ist er heute eher Mediator und ästhetischer Vermittler einer humanistischen Weltanschauung. Die Provokation als Strategie haben längst die neuen Rechten gekapert.“ In FRAME stellt Malte Giesen auch die damit verbundene Frage nach der Selbstreferenzialität von Kunst und möchte "durch ästhetische Mittel Strategien unserer Lebenswelt bewusst machen“. 6.2. / Theaterhaus, T2 / 21:30 Uhr

Wie schöpferisch und überwältigend gegenseitiges Entdecken sein kann, bringen die Komponistin Yiran Zhao und die Performerin Annika Tudeer zum Ausdruck. Ihr Projekt Verdrängen, Verdrängen, Verdrängen, in dem die finnische Performer-Gruppe Oblivia erstmals mit zeitgenössischer Musik arbeitet, ist eine Kooperation von ECLAT mit Theater Rampe.Theater Rampe: 7.2. / 19:00 // 8.2. / 11:30 // 9.2. / 11:30

Das Synthesizer-Trio Lange/Berweck/Lorenz belebt in seinem Konzert mit eigens beauftragten Werken von Karen Power und Bernhard Lang eine fast schon verlorene Tradition der 1970/80er Jahre, als neue Musik auf Synthesizern und Samplern elektronisch generiert wurde. 7.2. / Theaterhaus, T2 / 21:00

Am späten Abend treffen dann mit James Dillon und Irvine Arditti (Violine) zwei fast schon legendäre Figuren der neuen Musik zusammen. Auf dem Programm steht die Uraufführung von The Freiburg Diptych, eine Komposition, in der Dillon die Begriffe Realität, Illusion,
musikalische Zeit und Raum umkreist, sie zueinander in immer neuen Konstellationen in
Beziehung setzt. 7.2. / Theaterhaus, T3 / 22:15

Im Nachtkonzert inszeniert der libanesische Ausnahmekünstler Raed Yassin virtuelle Musiker-Kooperationen auf Turntable-Tellern. Unter dem Titel The Absent Now treffen Solo-Improvisationen von Ingrid Schmoliner, Mazen Kerbaj, Ute Wassermann, C Spencer Yeh, Okkyung Lee, Rhodri Davies u.v.a.m. zusammen. 7.2. / Theaterhaus, T4 / 23:00

Eine unvergessliche, lebensverändernde Begebenheit oder Erfahrung kann eine Kettenreaktion persönlicher Assoziationen hervorrufen. Dieses Phänomen hat die schwedischen Curious Chamber Players dazu inspiriert, mit sechs innovativen Komponist*innen zu arbeiten. Die Kernidee dabei: "In der Kombination von Instrumentalspiel und akustischen Objekten entstehen Situationen, bei denen alles im Raum sowohl Klangquelle als auch visuelles Symbol eines Konzepts sein kann.“ Komponiert haben Elena Rykova, Wei-Chieh Lin, Timothy McCormack, Rei Munakata, Hanna Hartman und Malin Bång. 8.2. / Theaterhaus, T2 / 15:30

Die langjährige Kooperations-Tradition mit dem SWR wird fortgesetzt mit einem Konzert der Reihe SWR2 JetztMusik, in dem das SWR Symphonieorchester mit dem Arditti Quartet das Flüchtige erkundet, das von den Komponist*innen auf unterschiedliche Art und Weise für einen Augenblick festgehalten wird - u.a. spürt Fabia Santcovsky den Klängen und der Poesie des Windes nach und Ashley Fure denkt sich in ihrer Komposition Bound to the Bow das Orchester inmitten von Wind und Wetter. 8.2. / Theaterhaus, T1 / 18:00

Ashley Fure und Andreas Eduardo Frank, die sich den 64. Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart teilen, schicken die Hörer mit ihren Werken in wahrhaft physisch erfahrbare Klangräume. Ashley Fure etwa nutzt in ihrem Stück Together Games die Klanggewalt von 3D-Megaphonen, mit denen 12 Performerinnen das Publikum buchstäblich in einem Klangraum einschließen. 8.2. / Theaterhaus, T2 u. Sporthalle

Gleich im Anschluss ist das nächste Klang-Raum-Erlebnis programmiert: In ihrer Performance A C H K für zwei E-Gitarren und Elektronik konfrontieren Maximilian Marcoll und das AAA---AAA Gitarrenduo das Publikum mit der Täuschbarkeit, aber auch der Verletzbarkeit von Wahrnehmung. 8.2. / Theaterhaus, P1

Am Beginn des letzten Festivaltags steht ein Kammerkonzert, in dem sich das französische Instrumentalensemble C Barré und die Neuen Vocalsolisten mit Werken aus der Feder von Birke J. Bertelsmeier, Augustin Braud, Anna Korsun und Mikel Urquiza den Traum eines "joint adventure“ erfüllen. Zur musikalischen Sprache gebracht werden Trauer und Verlust, aber auch bissige Kommentare zu populistischen Strömungen und andere brisante Themen der Gegenwart. 9.2. / Theaterhaus, T3 / 14:30

Nachdem die Mitglieder des Arditti Quartet im ganzen Festival in und mit unterschiedlichsten Formationen zu hören waren, gibt es sie nun in ihrer "Original-Gestalt“, allerdings zusammen mit dem Bassklarinettisten Gareth Davis. Noch einmal ist ein Werk von Sergej Newski zu hören, kontrastiert durch Uraufführungen von Andreas Eduardo Frank, Sven Ingo Koch und Silvia Borzelli. 9.2. / Theaterhaus, T2, 16:30

Das große Schlusskonzert mit dem SWR Vokalensemble, Musiker*innen des SWR Symphonieorchesters und Teodoro Anzellotti (Akkordeon) in der Reihe SWR2 JetztMusik spinnt noch einmal den thematischen Faden dieser Jubiläums-Ausgabe von ECLAT weiter: Auflösung hermetischer Strukturen bei gleichzeitiger Wiedergewinnung einer Agora, eines gemeinsamen Ortes für Kunst, und Gespräche darüber. Gestalt nimmt diese Idee in besonderem Maße in dem Stück TIMNA von Samir Odeh-Tamimi an. Das Werk, benannt nach der gleichnamigen Stadt an der jemenitischen Weihrauchroute, ist zugleich eine Suche nach kulturellen Wurzeln und ihrer Wahrnehmung in der Gegenwart. 9.2. / Theaterhaus, T1 / 19:00

Interpret*innen, Ensembles und Orchester in ECLAT 2020

AAA---AAA Gitarrenduo, Teodoro Anzellotti, Irvine Arditti, Arditti Quartet, ascolta, Sébastien Boin, Reinhold Braig, Curious Chamber Players, Ensemble Aventure, Ensemble C Barré, Ensemble KLANK, Ensemble Modern, Gareth Davis, Andreas Fischer, David Haller, Junges Streichorchester Weil im Schönbuch, Yuko Kakuta, Stefan Keller, Susanne Leitz-Lorey, Neue Vocalsolisten, Performancegruppe Oblivia, Anna Petrini, Enno Poppe, Peter Rundel, Stadtkapelle Lahr, Stuttgarter Kammerorchester, Yukiko Sugawara, Vokalensemble Sinsheim,
SWR Vokalensemble, SWR Symphonieorchester, SWR Experimentalstudio, Synthesizer Trio Lange/Berweck/Lorenz, Michael Wendeberg, Raed Yassin, Berkan Zefaret.

Künstlerische Leitung ECLAT: Christine Fischer (Intendantin Musik der Jahrhunderte)

SWR2 JetztMusik in ECLAT - Künstlerische Leitung: Dr. Lydia Jeschke (Redaktionsleitung Neue Musik im SWR)

ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart ist ein Festival von Musik der Jahrhunderte.

Musik der Jahrhunderte wird gefördert von der Stadt Stuttgart und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

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