Im Jahr 2020 konnte das Goethe- und Schiller-Archiv der Klassik Stiftung Weimar erneut den Zugang bedeutender Autographen verzeichnen. Manuskripte, Briefe, Postkarten und Fotos wurden aus dem Erwerbungsetat angekauft oder kamen als Schenkung ins Haus. Zudem erwarb die Freundesgesellschaft des Goethe- und Schiller-Archivs e. V. für über 36.000 Euro Handschriften für die Bestände.

Neu im Archiv sind unter anderem drei Briefe von Goethe an Friedrich Justin Bertuch, Cornelius Johann Rudolf Ridel und Georg Reinbeck. Auch weitere Briefe aus dem Umfeld von Goethe ergänzen die Sammlungen, unter anderem von seiner Schwiegertochter Ottilie sowie von seinen Enkeln Walther und Wolfgang, von Friedrich Wilhelm Riemer, Johanna Schopenhauer, Johann Peter Eckermann, Christian August Vulpius und von Goethes "Urfreund“ Karl Ludwig von Knebel. Ein bislang unbekanntes Manuskript von Johann Heinrich Meyer und Johann Christian Schuchardt über Goethes Münzsammlung ermöglicht neue Erkenntnisse über die Zusammenarbeit zwischen Goethe und seinen kunsthistorischen Gesprächspartnern bei der Vermittlung des historischen Münzwesens seit der Antike. Das Manuskript enthält Textabschnitte, die in den bislang vorliegenden Aufzeichnungen zu Goethes Münzsammlung fehlen.

Ebenfalls neu zugegangen ist ein Brief von Achim von Arnim an seinen Verleger Christian Heinrich Ferdinand Hartmann aus dem Jahr 1826. Der umfangreiche Arnim- und Brentano-Bestand des Goethe- und Schiller-Archivs wurde 2020 im Rahmen der Bundessicherungsverfilmung digitalisiert. Finanziert durch das Bundesamt für Bevölkerungs­schutz und Katastrophen­hilfe (BBK) sind damit 72.000 Digitalisate erstmalig für die Forschung und Öffentlichkeit freigeschaltet. Sie dokumentieren Leben und Werk von Bettina und Achim von Arnim sowie die komplexe Überlieferung der Familien Brentano und Arnim.

Des Weiteren erwarb das Archiv bedeutende Briefe von und an Franz Liszt sowie einen Brief von Clara Schumann aus dem Jahr 1854. Als Schenkung erhielt es die kostbare Prachtausgabe von Franz Liszts "F. Chopin“ aus dem Jahr 1879 mit einer handschriftlichen Widmung des Autors an seine Klavierschülerin Elisabeth von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Das 1885 gegründete Goethe- und Schiller-Archiv ist das älteste Literaturarchiv in Deutschland. In seinem Gesamtbestand von rund 5 Millionen Blatt verwahrt es mehr als 150 Nachlässe von Schriftstellern, Gelehrten, Philosophen, Komponisten und bildenden Künstlern. Darunter befinden sich auch die Nachlässe Goethes, Schillers, Herders, Wielands, Nietzsches und Franz Liszts. Hinzu kommen 14 Archive von Verlagen, Vereinen und literarischen Gesellschaften sowie Einzelhandschriften von circa 3.000 Persönlichkeiten vom Ende des 13. bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts. Diese Bestände mit ihrem Schwerpunkt im 18. und 19. Jahrhundert repräsentieren in umfassendem Maße die deutschsprachige Literatur sowie die Musik, bildende Kunst und Wissenschaft.

Der Nachlass Goethes wurde 2001 von der UNESCO in das dokumentarische Erbe Memory of the World aufgenommen.