Bei der Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins in Nürnberg wurde das Präsidium des Verbands neu gewählt. Den Beschluss des Vorjahres, in den nächsten zwei Wahlperioden eine geschlechterparitätische Besetzung der Gremien anzustreben, konnte weitgehend umgesetzt werden. "Wir sind glücklich, dass wir in diesem einen Jahr mehr erreichen konnten, als wir uns vorgenommen haben“, sagte Ulrich Khuon, Präsident des Deutschen Bühnenvereins. Das Präsidium des Bühnenvereins setzt sich aus sechs Gruppenvorsitzenden, ihren Stellvertretungen und dem Präsidenten zusammen. Die neue Zusammensetzung des Präsidiums liegt an.

Im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung standen die Themen Geschlechtergerechtigkeit und Frauen in Führungspositionen, der Umgang mit sexueller Belästigung und Machtmissbrauch sowie die Auseinandersetzung mit rechtspopulistischen Strömungen. Weitere Schwerpunkte waren der Fachkräftemangel im technischen und administrativen Bereich sowie die Situation der Orchester.

"Die Herausforderungen in allen genannten Bereichen zeugen von einer enormen Veränderung in der Gesellschaft. Es ist unsere Verantwortung, diese aufzunehmen und für den Bereich der Theater und Orchester zu bearbeiten. Eine Lösung ist nur über einen Kulturwandel möglich, den wir selbst gestalten wollen und müssen“, sagte Marc Grandmontagne, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins. Eine zentrale Gelingensbedingung dafür ist die Weiterbildung in fachlicher und sozialer Hinsicht auf allen Ebenen.“ Allein die Erkenntnis, dass es ohne diese Weiterbildungen nicht geht, ist schon ein Kulturwandel. Es gibt nicht DIE Strategie, das Wichtige ist Verstetigung.

In der Auseinandersetzung mit rechtspopulistischen Strömungen, die für sich die Deutungshoheit über die Wahrheit in Anspruch nehmen, stehen die Theater dafür, die Komplexität der Wirklichkeit als Reichtum abzubilden und emotional erfahrbar zu machen. "Die Theater sind hervorragend dazu geeignet, analoge Foren des Austauschs über gesellschaftliche und ästhetische Modelle zu bieten“, so Khuon.

Der auf der letzten Jahreshauptversammlung verabschiedete Verhaltenskodex wurde in die Theater und Orchester kommuniziert; jedes Haus wählt einen anderen Weg, ihn umzusetzen und zu leben. Einige machen Weiterbildungen im Haus, andere legen ihn den Verträgen bei. Besonders wichtig ist, dass der Kodex Teil der Kommunikation in den Theatern geworden ist und alle dazu anregt, den respektvollen Umgang miteinander auszuhandeln. Auch die Beratungsstelle THEMIS, die unabhängige Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt, die im Oktober 2018 ihre Arbeit aufgenommen hat, ist in den Theatern und Orchestern mittlerweile sehr bekannt und wird von Betroffenen angenommen. Der Bühnenverein ist Gründungsmitglied des Trägervereins von THEMIS (https://themis-vertrauensstelle.de/).

Der bayerische Kunstminister, die Kulturreferentin der Stadt Nürnberg und der Staatsintendant des Staatstheater Nürnberg äußerten sich zur Jahreshauptversammlung:

Bernd Sibler, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst:

"Der Deutsche Bühnenverein gestaltet die Rahmenbedingungen für eine lebendige und vielfältige Theaterlandschaft entscheidend mit. Sie zu erhalten und zu fördern, ist auch mir als bayerischer Kunstminister ein wichtiges Anliegen. Unsere Theater leisten einen wertvollen Beitrag für unseren gesellschaftlichen Diskurs, sie sind ein zentraler Ort der Verständigung und ermöglichen ein unmittelbares Kulturerlebnis. Ich freue mich sehr, dass die Repräsentantinnen und Repräsentanten der Theaterlandschaft aus ganz Deutschland zum zwölften Mal nach Bayern kommen, um hier Weichen für die Zukunft des Theaters zu stellen.“

Prof. Dr. Julia Lehner, Kulturreferentin der Stadt Nürnberg:

"Der Deutsche Bühnenverein ist in Nürnberg immer ein willkommener Gast. Die Tage der Jahreshauptversammlung haben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer beispielhaft genutzt, den gegenseitigen Austausch gepflegt und bei allen, teils auch engagiert debattierten Themen nie das eigentliche Ziel aus den Augen verloren: Kultur-Arbeit zu leisten, die sich vor Ort den aktuellen gesellschaftlichen Fragen stellt und Antworten bereit hält.“

Jens-Daniel Herzog, Staatsintendant und Operndirektor des Staatstheaters Nürnberg:

"Ein spannender Austausch und wichtige Impulse. Wir freuen uns, dass wir als gastgebendes Staatstheater zu einer erfolgreichen Jahreshauptversammlung beitragen konnten“.

Am 14. und 15. Juni 2019 tagten bei der Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins im Staatstheater Nürnberg fast 300 Intendant*innen, Kulturpolitiker*innen und Verwaltungsdirektor*innen.