Mit der Uraufführung von Francesco Filideis Passion „The Red Death“ für Solisten, Chor und Orchester ging am 17. Oktober 2021 der Jubiläumsjahrgang der Donaueschinger Musiktage zu Ende. Filidei geht in seinem Werk der Frage nach, was eine Seuche mit der Gesellschaft macht.  Mit Zitaten aus der Geschichte der Neuen Musik blickt er zugleich auf 100 Jahre Donaueschinger Musiktage zurück. Nahezu 130 Mitwirkende waren an der Uraufführung beteiligt: neben dem SWR Symphonieorchester und SWR Vokalensemble auch das Chorwerk Ruhr, das IRCAM sowie die Gesangssolisten Rinnat Moriah, Tora Augestad, Hagen Matzeit, Ed Lyon und Dietrich Henschel. Die musikalische Leitung lag in den Händen von Sylvain Cambreling.

Orchesterpreis des SWR Symphonieorchesters an Francesco Filide

Francesco Filidei erhielt im Anschluss an das Abschlusskonzert auch die Urkunde für den diesjährigen Orchesterpreis der Musiktage. In der Begründung der Jury für ihre Entscheidung heißt es unter anderem: „Das ausgewählte Werk arbeitet mit ausgeklügelten Details und virtuosen Verbindungen zwischen ihnen, und es schafft einen dramaturgischen Spannungsbogen mit einer starken, vielstimmigen, aber letztlich gemeinsamen Aussage. Es ist zugleich ein virtuoser Beitrag zu 100 Jahren Neuer Musik in Donaueschingen, in dem klangliche Assoziationen von Hindemith bis Lachenmann wie im Vorübergehen gestreift werden. Und es ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit unserer unmittelbaren gesellschaftlichen Gegenwart des prämierten Werkes einzusetzen.“

„Wir dürfen ein bisschen stolz sein“

Björn Gottstein, Künstlerischer Leiter der Donaueschinger Musiktage: „Ich glaube, wir dürfen ein bisschen stolz sein, dass wir diesen verrückten Festivaljahrgang so souverän gemeistert haben. Ganz gleich, ob das Open-Air-Spektakel ,Donau/Rauschen’ oder der Programmschwerpunkt ,Donaueschingen global’: Dieses Programm hat uns alles abverlangt. Wir sind am Ende mit, wie ich finde, tollen Werken und großartigen Konzerten belohnt worden. Die Musiktage waren in diesem Jahr das Fest, das wir uns zur 100-Jahr-Feier gewünscht haben. Meiner Nachfolgerin Lydia Rilling wünsche ich nur das Beste für die kommenden Jahre.”

24 Konzerte an vier Tagen

Erstmals erstreckte sich das Programm der Musiktage über vier volle Konzerttage – und machte damit die Rekordzahl von 24 Konzerten möglich. 27 Uraufführungen standen dabei auf dem Programm. Nahezu die Hälfte dieser Werke stammte aus der Feder von Komponistinnen, auch dies ein bislang unerreichter Wert. Rund 12.000 Besucherinnen und Besucher haben die Veranstaltungen der diesjährigen Musiktage besucht. Dabei war das Publikum – trotz Corona – so international wie selten zuvor. Aus 25 Ländern reisten die Besucherinnen und Besucher an, darunter Bahrain, Brasilien, Ghana, Peru, Südafrika und die USA.

Auf unglaubliche Weise jung

Erik Pauly, Oberbürgermeister der Stadt Donaueschingen: „Zum 100. Geburtstag der Musiktage können wir mit Stolz sagen, dass Donaueschingen zum weltweit verwendeten Synonym für Neue Musik geworden ist. Ein internationales Publikum kommt jährlich in unsere Stadt und feiert heuer mit uns das große Jubiläum. Dabei ist ganz Donaueschingen miteinbezogen. Zentraler Veranstaltungsort sind unsere Donauhallen, die mit den nach Komponisten der Musiktage benannten Sälen permanent an das Kultur-Highlight erinnern.“

In der reichen Festivallandschaft etwas Besonderes

Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg: „Als das weltweit bekannteste und bedeutendste Festival für Neue Musik sind die Donaueschinger Musiktage in der reichen Festivallandschaft Baden-Württembergs etwas Besonderes. Ich wünsche dem ganzen Team, den Musikerinnen und Musikern und dem Publikum, dass die Erfolgsgeschichte des Festivals in dieser Form weitergeschrieben wird.“

Ein Erlebnis, das die Strahlkraft der Musiktage unter Beweis stellt

Anke Mai, SWR Programmdirektorin Kultur: „Was für ein Erlebnis, nach dem coronabedingten Ausfall im vergangenen Jahr jetzt dieses Jubiläums-Festival, das die Strahlkraft der Donaueschinger Musiktage unter Beweis stellt. Das Publikum ist zurück, und besonders freut mich, dass sich auch so viele junge Menschen für die Neue Musik begeistern und zu den Konzerten pilgern. Vier Tage voller beeindruckender Programmpunkte und neuer Kompositionen, fast vollständig live gesendet oder gestreamt – das macht auch den SWR sehr stolz und wir gratulieren dem gesamten Team zu dieser großartigen Leistung – insbesondere dem scheidenden Festivalleiter Björn Gottstein.“

Die Donaueschinger Musiktage im Hörfunk, Fernsehen und Internet

Erstmals waren alle Festival-Konzerte als Live-Stream auf SWRClassic.de zu sehen. Dort sind sie auch im Nachgang als On-demand-Videos verfügbar. Auch SWR2 zeichnete sämtliche Aufführungen auf und sendet diese live oder zeitversetzt. In der SWR2 App sind alle Konzerte nach der Ausstrahlung sieben Tage verfügbar.

Neue Festivalleitung ab 2022

Die diesjährigen Donaueschinger Musiktage fanden letztmalig unter der künstlerischen Leitung von Björn Gottstein statt, der diese Position seit 2015 innehatte. 2022 finden die Musiktage vom 13. bis 16. Oktober statt, dann unter der künstlerischen Leitung von Lydia Rilling.

Veranstalter der Donaueschinger Musiktage ist die Gesellschaft der Musikfreunde in Zusammenarbeit mit der Stadt Donaueschingen, dem Südwestrundfunk und dem SWR Experimentalstudio. Die Donaueschinger Musiktage 2021 wurden als kultureller Leuchtturm durch die Kulturstiftung des Bundes gefördert. Weitere Förderer waren das Land Baden-Württemberg, die Baden-Württemberg Stiftung, die Ernst von Siemens Musikstiftung, die Stadt Donaueschingen und der Südwestrundfunk (SWR).

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