Die Darmstädter Komponistin und Pianistin Barbara Heller erhält in diesem Jahr den Darmstädter Musikpreis, der mit 5000 Euro dotiert und mit einem Preisträgerkonzert verbunden ist. Das Stipendium zum Musikpreis in Höhe von 2000 Euro erhält der junge Posaunist Ferdinand Hellberger. Der frühere Darmstädter Oberbürgermeister Peter Benz, Vorsitzender des Darmstädter Förderkreises Kultur, und der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Darmstadt, Dr. Sascha Ahnert, haben die Preisträger vorgestellt. Die Musikpreisverleihung mit öffentlichem Konzert findet am Dienstag, 19. November 2019, um 19.00 Uhr, in der Centralstation (Saal 3. OG) statt. Die Laudatio auf die Musikpreisträgerin hält der Verleger Peter Mischung, Wolke Verlag, books on music, Bad Homburg.

Die Jury würdigt Barbara Heller für ihr Lebenswerk, das sich durch eine große künstlerische Offenheit, Vernetzung und nachhaltiges Engagement in vielfältigen Bereichen des Musiklebens wie Komposition, Musikpädagogik, Verbandstätigkeit, Musikforschung und -edition auszeichnet. 

Barbara Heller, 1936 in Ludwigsburg geboren, lebt seit 1963 als freiberufliche Komponistin und Pianistin in Darmstadt und im Odenwald. Nur wenige Frauen ihrer Generation haben den Beruf der Komponistin ergriffen und über Jahrzehnte so erfolgreich ausgeübt wie Heller. Diesen damals unüblichen und steinigen Weg hat sie unbeirrt verfolgt und sich stets dafür eingesetzt, Dinge dort zu verändern, wo sie selbst an gläserne Decken und Wände der männlich dominierten Musikwelt stieß. Sie vermag es, ihre Freude und Leidenschaft für künstlerische Arbeit zu teilen und ist dabei immer neugierig auf die Ideen Anderer.

Schwerpunkte ihres Schaffens sind Kammermusik und Klavierliteratur, ganz besonders für den Unterricht. Dadurch hat Barbara Heller einen Bereich in den Fokus gerückt, dessen Wichtigkeit allzu oft übersehen wurde. Indem sie eine große Bandbreite spielbarer zeitgenössischer Literatur schuf, hat Heller ein wesentliches Fundament für die Vermittlung heutiger Kompositionspraxis gelegt und zu deren Verständnis wesentlich beigetragen. Dabei basiert ihr Ansatz darauf, die schöpferische Kraft und Fantasie der Spielerinnen und Spieler zu aktivieren und deren Freude an der Entdeckung klanglicher Phänomene zu fördern. In ihrem umfangreichen Werkkatalog gibt es aber auch grafisch notierte Werke, Filmmusiken, Tonbandkompositionen, Konzepte für Kollektivkompositionen sowie Klanginstallationen, die sie teilweise in Kooperation mit anderen Künstlern wie Nikolaus Heyduck oder Christopher Dell realisiert hat.

Besonders hervorzuheben ist außerdem Barbara Hellers jahrzehntelanges Engagement für die Sichtbarkeit von Komponistinnen im Musikleben und die musikhistorische Aufarbeitung ihres Wirkens. Heller war 1978 Mitbegründerin des Arbeitskreises "Frau und Musik“ und baute gemeinsam mit diesem das Archiv und Forschungszentrum "Frau und Musik“ auf, das bis heute besteht. Sie ist Herausgeberin von Klavierwerken von Fanny Hensel, Mitherausgeberin eines Lexikons "Klaviermusik von Komponistinnen vom 17. bis zum 21. Jahrhundert“ sowie mehrerer Sammelbände mit Werken von Komponistinnen für verschiedene Instrumente bei Schott Music. 

In den 70er Jahren ordnete, katalogisierte und dokumentierte Heller im Auftrag der Stadt Darmstadt den musikalischen Nachlass des Darmstädter Komponisten Hermann Heiß (Darmstädter Beiträge Band XV, Mainz: Schott 1975). Ihre eigenen Werke sind beim Verlag Schott Music sowie beim Furore Verlag verlegt. Barbara Heller besuchte mehrfach die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik und war 1986 bis 1993 Vorstandsmitglied des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung in Darmstadt.

Die Jury des Darmstädter Musikpreises hat dem Nachwuchskünstler Ferdinand Heuberger das diesjährige Stipendium zuerkannt und würdigt damit einen sehr vielversprechenden jungen Künstler, der als Posaunist mehrfach als erster Bundespreisträger bei "Jugend musiziert“ ausgezeichnet wurde, Mitglied des Bundesjugendorchesters ist und außerdem bereits als Komponist von Orchesterwerken Erfolge erzielen konnte.

Ferdinand Heuberger wurde am 7. 5. 2003 in Darmstadt geboren. Seinen ersten Unterricht auf der Posaune erhielt er bereits im Alter von vier Jahren. Seit 2013 wird er an der Akademie für Tonkunst Darmstadt bei Markus Wagemann, Bassposaunist am Staatstheater Darmstadt unterrichtet. Seit 2013 ist Jungstudent an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart bei Professor Henning Wiegräbe. Er war Soloposaunist im Landesjugendsinfonieorchester Hessen und ist ab Ostern 2019 Posaunist im Bundesjugendorchester. Klavierunterricht erhält Ferdinand Heuberger seit 2014. Erste Stücke entstehen bereits im Alter von 10 Jahren. Unterricht im Fach Komposition besucht er seit 2017 bei Arne Gieshoff an der Akademie für Tonkunst Darmstadt.

Der Darmstädter Musikpreis ist ein Gemeinschaftswerk des Darmstädter Förderkreises Kultur e.V. und der Sparkasse Darmstadt. Er wird seit 2005 jährlich verliehen. "Es freut uns, dass wir dank der Sparkasse Darmstadt, als starkem und zuverlässigen Partner im Kultursponsoring, den Darmstädter Musikpreis seit über zehn Jahren verleihen können“, so Peter Benz, Vorsitzender des Darmstädter Förderkreises Kultur. "Die Juryentscheidungen zeichneten stets hochkarätige Musiker aus. Das ist immer wie ein Empfehlungsschreiben für unseren regionalen Kulturstandort und wirkt weit über Darmstadt hinaus“, so Dr. Sascha Ahnert, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Darmstadt. Der Preis wird nicht öffentlich ausgeschrieben. Die Vorschläge für die Vergabe kommen ausschließlich aus der Jury, die aus unabhängigen Fachleuten unterschiedlicher Musikrichtungen und dem Kulturbereich allgemein besteht. Der Jury gehörten in diesem Jahr an: Sylvia Freydank (Internationales Musikinstitut), Till Knipper (Institut für Neue Musik und Musikerziehung), Oliver Kolb (Akademie für Tonkunst), Otmar Kraft (Centralstation), Ulrich Partheil (Jazzinstitut), Gernot Wojnarowicz (Orchesterdirektor amStaatstheater Darmstadt). 

Dienstag, 19.11.2019, 19:00 Uhr (Einlass ab 18:15)
Centralstation, Saal (3. OG), Im Carree, 64283 Darmstadt
Darmstädter Musikpreis mit Preisträgerkonzert
Eintritt frei