Sieben Künstler*innen, Musikunternehmer*innen und Projekte wurden am gestrigen Abend im Rahmen des Reeperbahn Festivals in Hamburg mit den VIA – VUT Indie Awards, den ersten und einzigen Kritiker*innenpreisen der unabhängigen Musikbranche, ausgezeichnet. Zum achten Mal prämierte der VUT in diesem Jahr unabhängige Großartigkeit. Doch zum ersten Mal wurden die Preise in einer komplett live übertragenen und für alle interessierten Zuschauer*innen zugänglichen Preisverleihung vergeben – mit Porträtfilmen aller Nominierter sowie Reden von u. a. Musikerin Balbina, Komponist Gregor Schwellenbach, Hamburgs Senator für Kultur und Medien Dr. Carsten Brosda, dem VUT-Vorstandsvorsitzendem Mark Chung und Künstler Stoppok. Nina "Fiva" Sonnenberg führte durch den Abend.

"Es ist Geistesverwandtschaft" – mit diesen Worten überreichte Die Sterne-Frontmann Frank Spilker die VIA-Trophäe an The Düsseldorf Düsterboys, die in diesem Jahr von den VUT-Mitgliedern zu den Gewinnern in der Kategorie "Beste*r Newcomer*in" gewählt wurden. Die aus ca. 250 Expert*innen bestehende Jury, die in den weiteren Kategorien abstimmte, votierte in diesem Jahr für Ebow als "Bester Act". Musikerin Balbina überreichte den Award in einer gereimten Laudatio symbolisch an Ebru Düzgün, die sich per Video aus der Quarantäne zur Verleihung hinzuschaltete. Journalistin Verena Reygers hielt die Laudatio auf das diesjährige "Beste Album": Der Preis ging an Aldous Harding, die sich live aus Neuseeland zur Preisverleihung hinzuschaltete und für ihr Album "Designer" ausgezeichnet wurde.

In der Kategorie "Bestes Label" gewann das 2015 gegründete Mansions And Millions, das sich insbesondere der Underground-Popszene des Berliner Bezirks Neukölln widmet. Labelgründer Anton Teichmann nahm den Preis von Laudator und Labelkünstler Luis Ake entgegen. Als "Lichtstreif am Himmel" bezeichnete Stefanie Hochmuth vom Hamburger Club Uebel & Gefährlich die "Best New Music Business"-Gewinner*innen United We Stream. Die Kampagne überträgt seit Beginn der Corona-Krise täglich Konzerte und DJ-Sets im Internet und versucht die allseits vermisste Clubatmosphäre ins Wohnzimmer zu übertragen. 

Zum "Besten Experiment" wurde in diesem Jahr die experimentelle Produzentin Arca mit ihrer 62-minütigen Single "@@@@@" gewählt. Komponist Gregor Schwellenbach, der den Preis selbst im Jahre 2014 gewann, hielt eine Laudatio per Live-Videoschalte auf die venezolanische Künstlerin.

Den VIA-Sonderpreis für besondere Verdienste für die unabhängige Musikbranche, der von VUT-Vorstand und Geschäftsstelle gemeinsam vergeben wird, ging in diesem Jahr an Künstler mit Herz, eine Initiative Kunst-, Kultur- und Medienschaffender, die gemeinsam ihre Stimme gegen den Rechtsruck in Bayern, Deutschland und Europa und für eine bunte, tolerante, offene Welt erheben. Der Hamburger Musiker Stoppok überreichte den Preis den Künstler mit Herz-Initiator*innen Andrea Hailer und Jürgen Kirner, die diesen mit den Worten "Bayern ist bunt!" entgegennahmen. 

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: "Es ist beeindruckend, wieviel Kreativität und Innovationsbereitschaft gerade auch die unabhängige Musikbranche in der Corona-Krise zeigt. So sind die VIA – VUT Indie Awards in diesem Jahr eine besondere Preisverleihung, mit der wir neben der Musik auch die Solidarität auszeichnen, mit der die Branche durch diese Zeit kommt. Hamburg freut sich, mit dem Reeperbahn Festival auch in diesem Jahr der Musik eine gute Bühne bieten zu können und wird der Branche auch künftig helfend zur Seite stehen."

"Die Corona-Krise hat deutlich gemacht, wie gefährlich es für Künstler*innen und Musikunternehmer*innen ist, große Teile der Wertschöpfung von Musik ohne angemessene Vergütung zu betreiben und Musikaufnahmen als Verlustgeschäft oder lediglich zur Bewerbung von Konzerten zu veröffentlichen. Aber auch in diesen Zeiten produziert die unabhängige Musikbranche Großartiges. Wir gratulieren allen Preisträger*innen respektvoll und von Herzen", so Mark Chung, Vorstandsvorsitzender des VUT.

Detlef Schwarte, Director Reeperbahn Festival Conference: "Immer mal was Neues – dafür ist der VUT gut und dafür sind seine Unternehmer*innen und deren Künstler*innen gut. Auch wenn die VIA ohne Publikum in diesem Jahr den Umständen geschuldet waren, so strahlte sie doch den Willen und die Freude aus, mit Musik zu arbeiten und sich nicht unterkriegen zu lassen. Leider verstärkt die gegenwärtige Krise den Druck auf die unabhängige Musikwirtschaft noch weiter. Ich wünsche dem VUT und seinem Sektor darum besonders in diesem Jahr den Mut, den Einfallsreichtum und die Zuversicht, weiter nach vorn zu gehen und Neues zu wagen. Das Reeperbahn Festival stellt auch in Zukunft sehr gern seine Plattform dafür bereit – on-site und bei Bedarf auch online."

Der VUT dankt insbesondere der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg als Hauptförderer der Awards, dem Reeperbahn FestivalMerlin, der GEMA, der GVLPhononet, allen VUT-Freund*innen und Unterstützer*innen sowie dem diesjährigen Medienpartner MusikWoche. Aufgrund der Großzügigkeit eines Hamburger Musikliebhabers werden die VIA Awards wieder mit 10.000 Euro dotiert, dafür dankt der Verband ihm herzlich. Den Gewinner*innen in der Kategorie "Bestes Label" schenkt unser Medienpartner Musikwoche außerdem eine ganzseitige Anzeige in einer der folgenden Ausgaben.

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