Mit dem Projekt "Diskurs: Musikalische Zeitfragen" kreieren die Zeitschrift "Positionen. Text zur aktuellen Musik" und der "Raum für Kunst und Diskurs nemtsov&nemtsov" ein für Berlin neues Format: Sprechen, Zuhören, Diskutieren, Streiten über brennende Fragen aktueller Musik. Geplant sind 5 Veranstaltungen vom 1.12.2018 bis 28.10.2019., bis jetzt gefördert vom Musikfonds und von klangzeitort (Institut für Neue Musik der UdK und der HfM "Hanns Eisler) (Projektkonzept: Gisela Nauck + Sarah Nemtsov).

Brennendes Thema des 1. Diskurs-Salons am 1.12.2018 ist: "Diskursverlust - Diskursnotwendigkeit". In den Feuilletons kommt die zeitgenössische Musik kaum noch vor, Fachzeitschriften gehen aus wirtschaftlichen Gründen ein wie die Österreichische Musikzeitung (ÖMZ) seit März 2018 und die Schweizer dissonance zum Ende dieses Jahres. Der Spiegel von einer tatsächlich überaus reichen zeitgenössischen Musikkultur hat sich vom Panoramaspiegel zum Taschenspiegel verkleinert. Was können wir tun?

3 Impulsreferate stecken die Situation ab:

  • Julia Spinola: Was bleibt (von der Musik), wenn es keine Reflexion, keinen Dialog, keinen Diskurs mehr gibt?
  • Fabian Czolbe: Wir brauchen keinen Dialog/Diskurs, die neue Musik funktioniert auch ohne diesen bestens
  • Theresa Beyer: Die Situation: Institutionell unabhängiges, aktuell reflektiertes Nachdenken (in Feuilleton + Fachzeitschriften) über neue Musik ist offenbar nicht mehr finanzierbar – Fördermodelle in der Schweiz

Eine anschließende Podiumsdiskussion vertieft die Problematik.

Kommentare aus klanglicher Sicht gestalten der Komponist Wolfgang Heisig u.a. mit "Abschiedssinfonie" und "Aus den Fugen geraten" für Phonola, die Komponistin und Sängerin Ellen Hünigen singt einige von Heisigs "Nadeldruckchorälen" und wird ihre eigene Komposition "Griner Akwarium" für Clavichord und Stimme zur Uraufführung bringen, ein Auftragswerk des Projekts Diskurs-Salon.

Diskurs: Musikalische Zeitfragen
1.: Diskursverlust – Diskursnotwendigkeit
Konzept: Gisela Nauck

Samstag, 1. Dezember 2018, 19:00 Uhr
Raum für Kunst und Diskurs nemtsov&nemtsov, 14057 Berlin, Witzlebenstraße 38
Eintritt 8 €, ermäßigt 5 €

Mitwirkende:

Julia Spinola, nach dem Studium der Musikwissenschaft, Sprachwissenschaft, Philosophie und Soziologie freie journalistische Tätigkeit, darunter zahlreichen Musikkritiken für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (F.A.Z.), seit 2000 Redakteurin im Feuilleton der F.A.Z., dessen Musikressort sie von 2008 bis 2013 leitete. Umzug nach Berlin, seitdem freiberuflich tätig u.a. für "Süddeutsche Zeitung", "Die Zeit", "Neue Zürcher Zeitung" und "Deutschlandfunk".

Theresa Beyer, Journalistin, Kulturschaffende, arbeitet seit 2011 als Editorin, Kuratorin und Projektleiterin für Norient (Online Magazin, Verlag, Kurator) u.a Ausstellung Seismographic Sounds - Visionen einer neuen Welt (2015-2017), außerdem tätig als Musikredakteurin für das Schweizer Radio SRF 2, 2016 Reinhard-Schulz-Kritikerpreis für neue Musik.

Dr. Fabian Czolbe, Musikwissenschaftler, promovierte über Aspekte der Schriftbildlichkeit in komposi-torischen Skizzen des 19./20. Jahrhunderts, arbeitete als freier Musikjournalist/-kritiker, z.Z. wiss. Mitarbeiter am Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena (Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar), Arbeitsschwerpunkte 20./21. Jh.: experimentelle Musik, instrument. Theater, Klangkunst, Ästhetik u.a.

Dr. Gisela Nauck, Musikwissenschaftlerin, Publizistin, Lektorin, Radiojournalistin, gründete zusammen mit Armin Köhler 1988 im VEB Edition Peters Leipzig die Zeitschrift Positionen. Beiträge zur neuen Musik, die sie seit 1991 im Eigenverlag verantwortet, seit 2008 als Positionen. Texte zur aktuellen Musik; Musikfeatures über Komponisten, Zeitfragen, Festivals, Interpreten der Gegenwart für Deutschlandfunk Köln, Deutschlandfunk Kultur Berlin und SWR Baden-Baden.

Ellen Hünigen, Komponistin und Pianistin, Lehrtätigkeit, Gründungsmitglied des Vokalensembles Vox Nostra, Mitglied des Ensembles Musikalischer Religionsdialog, das jüdische, christliche und muslimische Musik verknüpft. Konzerttätigkeit als Sängerin und Clavichordspielerin.

Wolfgang Heisig, Komponist, Pianist, Phonolaexperte, 1991 Treffen mit Conlon Nancarrow in Paris, arbeitete seit 2002-2016 als Fachlehrer für Musik an verschiedenen Gymnasien.

Gottfried Röszler, experimenteller Schlagzeuger zu DDR-Zeiten, gründete z.B. mit G. Heinz und W. Stauffenbiel die Gruppe alea zur Aufführung von Kompositionen aus dem Umfeld von Cage, Freund von Armin Köhler, einem der Begründer der Positionen.

Quelle: Zusammengestellt nach http://www.positionen.net