Zum Gedenken an 23 in der Zeit des Nationalsozialismus verfemte, verfolgte und ermordete Angehörige der Staatstheater Stuttgart hat Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, gemeinsam mit den Intendanten der Staatstheater Stuttgart am Donnerstag, 7. April 2016, im Rahmen einer Gedenkstunde die Wandtafel "Verstummte Stimmen“ im Foyer des Opernhauses enthüllt. Zuvor sprach der Historiker Hannes Heer über die Schicksale der 23 Betroffenen. Künstlerisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Kammersängerin Helene Schneiderman, begleitet von Alan Hamilton am Flügel, dem Schauspieler Elmar Roloff und dem Violinisten Roland Heuer.

Am 7. April 1933, nur kurze Zeit nach dem "Ermächtigungsgesetz“ und der Errichtung des KZ Dachau, wurde von dem nationalsozialistischen Regime das sogenannte "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ verabschiedet. Dieses erste rassistische Gesetz unter dem gerade ernannten Reichskanzler Adolf Hitler enthielt die Anordnung, Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, in den Ruhestand zu versetzen. Es war der erste Schritt, durch neue Gesetze Bürgerrechte für bestimmte Bevölkerungsgruppen einzuschränken und sie diesen letztlich zu entziehen. In den folgenden Monaten wurden diese Einschränkungen auf immer mehr Bereiche der Gesellschaft ausgedehnt. Eine weitere Verschärfung folgte am 15. September 1935 mit den antisemitischen "Nürnberger Rassegesetzen“.

Der Historiker Hannes Heer hat in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv Ludwigsburg und dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg eine Ausstellung zu den Auswirkungen dieser Vertreibung, die nicht nur die Juden, sondern auch die "politisch untragbaren“ Ensemblemitglieder der Staatstheater Stuttgart betraf, realisiert. 2008 wurde sie unter dem Titel "Verstummte Stimmen“ im Opernhaus Stuttgart und im Haus der Geschichte gezeigt. Sie dokumentiert die Schicksale der Angehörigen der Staatstheater Stuttgart, die zwischen 1933 und 1945 Opfer dieser Vertreibung wurden. Ihnen ist die Gedenktafel gewidmet, die am 7. April 2016 im Opernhaus enthüllt wird:

Leon Aschil, 1875 – 1954, Chorsänger, Überlebte in Deutschland

Gertrud Bender, 1892 – 1965, Sängerin, Ging ins Exil

Erna Both, 1894 – ?; Chorsängerin, Überlebte in Deutschland

Julius Brauer, 1889 – 1944, Geiger, Gestorben in Stuttgart

Ernestine Färber-Strasser, 1884 – 1970, Sängerin, Ging ins Exil

Reinhold Fritz, 1884 – 1950, Sänger, Überlebte in Deutschland

Max Heinemann, 1882 – ?, Chorsänger, Schicksal unbekannt

Eberhard Herrmann, 1896 – ?, Bühnenarbeiter, Schicksal unbekannt

Eva Heymann, 1910 – ?, Schauspielerin, Ging ins Exil

Hermann Horner, 1892 – 1942, Sänger, Ermordet im Ghetto Rzeszów oder KZ Bełżec

Dorothea Kämmerer, 1913 – ?. Schauspielerin, Schicksal unbekannt

Albert Kehm, 1881 – 1961, Intendant, Überlebte in Deutschland

Max Marx, 1874 – 1939, Schauspieler, Gestorben in Wien

Otto Paul, 1873 – 1957, Verwaltungsdirektor, Überlebte in Deutschland

Else Reder, 1890 – 1979, Chorsängerin, Überlebte in Deutschland

Friedrich Rössler, 1894 – ?, Kartenkontrolleur, Schicksal unbekannt

Suse Rosen, 1910 – 1968, Balletttänzerin, Ging ins Exil

Fritz Rothschild, 1905 – 1981, Korrepetitor, Ging ins Exil

Marianne Scholz, 1860 – 1944, Chorsängerin, Ermordet im KZ Theresienstadt

Harry Stangenberg, 1893 – 1941, Oberspielleiter Oper, Kehrte in seine Heimat Schweden zurück

Ernst Waldow, 1893 – 1964, Schauspieler, Überlebte in Deutschland

Hermann Weil, 1876 – 1949, Sänger, Ging ins Exil

Fritz Wisten, 1890 – 1962, Schauspieler, Überlebte in Deutschland