Vor kurzem hat am Beethoven-Haus das neue Forschungsprojekt "Beethoven in the House" seine Arbeit aufgenommen. Es wird in Kooperation mit dem musikwissenschaftlichen Seminar Detmold/Paderborn und zwei Institutionen in Bonns Partnerstadt Oxford durchgeführt: dem e-Research Centre der University of Oxford und der Bodleian Library. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem britischen Arts and Humanities Research Council (AHRC) gefördert.

Das Forschungsprojekt konzentriert sich auf Notenausgaben, die im häuslichen Umfeld verwendet wurden, um musikalische Werke kennenzulernen, als Rundfunk und Tonträger noch nicht existierten. Arrangeure bearbeiteten die Werke für den heimischen Konsum auf, und ihre Entscheidungen hinsichtlich Instrumentierung, Kürzung und/oder Vereinfachung spiegeln das Musikleben des 19. Jahrhunderts wider und gewähren einen Einblick in diese Zeit, der andere zeitgenössische Quellen wie Zeitungen, Anzeigen und Tagebücher ergänzt.

Bislang waren diese Notenausgaben kaum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. In den kommenden 33 Monaten sollen nun zwei Studien entstehen: Eine ist den Ausgaben des Wiener Verlags Steiner von Beethovens Siebter und Achter Symphonie sowie "Wellingtons Sieg" gewidmet. Auf der Basis eines detaillierten Vergleichs zwischen den Arrangements soll systematisch ein gemeinsamer "Kern" der Bearbeitungen identifiziert werden. Die zweite Studie versucht, in einem Korpus weniger bekannter und oft nur schlecht katalogisierter Bearbeitungen typische Merkmale dieser damaligen Musikindustrie festzustellen. Die Ergebnisse sollen digital so aufbereitet werden, dass die Methoden und die Forschungsdaten anschließend für die digitale Musikwissenschaft ebenso wie für digitale Geisteswissenschaften (Digital Humanities) allgemein nutzbar sind.