Der deutsche Schlagzeuger und Jazzmusiker Paul Lovens wird für sein musikalisches Schaffen und seine Verdienste in der deutschsprachigen Jazzszene mit dem Albert-Mangelsdorff-Preis 2019 geehrt. Die Preisverleihung findet am 3. November 2019 im Rahmen des Jazzfest Berlin im Haus der Berliner Festspiele statt.

"Paul Lovens ist der Prototyp eines Improvisationsmusikers mit Erfindergeist, der Genregrenzen neu definiert und gerade im Team zu Hochform aufläuft. Ein Jazzmusiker mit großartigen Qualitäten“, sagt die Jury über den diesjährigen Preisträger. Er könne getrost als Pionier der europäischen Improvisationsmusik bezeichnet werden, was mehr als 200 Aufnahmen und über 50 Jahre Tourneetätigkeit belegen, sind sich die sieben Jurorinnen und Juroren einig.

Zum 14. Mal wird der Albert-Mangelsdorff-Preis an eine herausragende Persönlichkeit der deutschen Jazzszene verliehen. Paul Lovens entwickelte einen höchst individuellen, originellen Stil und inspirierte viele Musiker auf der ganzen Welt.

"Riesig gefreut habe ich mich, diesen Preis zu bekommen. Riesig auch, weil ich ihn erst jetzt erhalte. Vor dreißig Jahren hätte ich mich wohl heimlich geschämt, für etwas honoriert zu werden, das ich noch gar nicht geleistet hatte. Heute, wo ich auf den Weg, den ich gegangen bin, und auf die Lehrer, die mir halfen, zurückschaue, kann ich den Preis verdient annehmen“, freut sich Paul Lovens über die Auszeichnung.

Die Jury begründet ihre Wahl: "Sein Schlagzeugspiel ist einzigartig. Er ist sehr wohl kraftvoll und virtuos, doch verkörpert er zugleich eine immense Freiheit im Spiel, die auch auf der Wahl seiner Klangmaterialien beruht. Er ist außerdem ein Virtuose des Ensemblespiels. Er ergreift die Initiative, wenn die Band mal nachlässt, gibt neue Impulse, wenn es vorhersagbar wird. Paul Lovens greift gekonnt Ideen auf und entwickelt sie auf seinem originellen Schlagzeugset weiter.“

Über den Preisträger
Paul Lovens (70) spielt Schlagzeug, Percussion, Singende Säge und Becken. Als Kind hat er sich das Schlagzeugspielen selbst beigebracht. Seit er 14 ist spielt er in Bands – zunächst Dixieland und Tanzmusik. Als Tourneemusiker ist er seit über 50 Jahren in aller Welt unterwegs und auf unzähligen Aufnahmen zu hören. Zeit seines Lebens interessiert ihn besonders die musikalische Improvisation in kleinen, ständigen Gruppen. Er arbeitete mit führenden Musikern der internationalen Szene "Freier Improvisation“ zusammen, so beispielsweise mit dem Globe Unity Orchestra und Cecil Taylor. Er ist Miterfinder und Mitbegründer einer europäischen Improvisationsmusik, die sich seit den 1960er Jahren als die europäische Antwort auf den amerikanischen Free Jazz entwickelt hat.

Der Albert-Mangelsdorff-Preis
Der Albert-Mangelsdorff-Preis unterstreicht den individuellen künstlerischen Aspekt des Jazz und hat das Ziel, herausragende und kontinuierliche Leistungen auszuzeichnen. Die Auszeichnung wird seit 1994 vergeben und ist mit 15.000 Euro dotiert. Die Stifter des Preises sind die GEMA-Stiftung, die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) und der Förderungs- und Hilfsfonds des Deutschen Komponistenverbands. Kooperationspartner sind der Förderkreis Jazz und das Jazzfest Berlin. Bisherige Preisträger: Angelika Niescier, Achim Kaufmann, Nils Wogram, Peter Brötzmann, Eberhard Weber, Gunter Hampel, Ulrich Gumpert, Ulrike Haage, Wolfgang Schlüter, Heinz Sauer, Ernst-Ludwig Petrowsky, Peter Kowald, Alexander von Schlippenbach.

Die Jury des Albert-Mangelsdorff-Preises 2019
Nadin Deventer (Künstlerische Leiterin Jazzfest Berlin)
Ulrike Haage (Pianistin und Komponistin)
Andreas Kolb (Chefredakteur Neue Musikzeitung)
Nikolaus Neuser (Jurysprecher; Trompeter und Komponist, Vorsitzender Deutsche Jazzunion)
Alexander von Schlippenbach (Pianist und Komponist)
Jochen Schmidt-Hambrock (Bassist und Komponist, Mitglied GEMA-Aufsichtsrat)
Kornelia Vossebein (Geschäftsführerin und Künstlerische Leiterin Zeche Carl Essen, Sprecherin Bundeskonferenz Jazz)

Die Preisverleihung findet im Rahmen des Jazzfests Berlin am Sonntag, 3. November 2019, 17 Uhr in der Kassenhalle im Haus der Berliner Festspiele statt.

Die Deutsche Jazzunion
Die Deutsche Jazzunion (ehemals Union Deutscher Jazzmusiker) wurde 1973 von renommierten Persönlichkeiten der deutschen Jazzszene ins Leben gerufen und versteht sich seither als Sprachrohr der Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker in Deutschland.

Die GEMA Stiftung
Die GEMA Stiftung wurde 1976 gegründet und fördert zeitgenössische Komponisten, Textdichter und Verleger aller Genres. Bedürftige Musikschaffende sollen durch die Vergabe zweckgebundener Mittel in ihrem kreativen Wirken unterstützt werden, etwa durch Ausbildungsbeihilfen, Zuwendungen für musikalische Produktionen, Pilotprojekte, Wettbewerbe und Publikationen sowie durch die Verleihung von Preisen und durch Forschungsvorhaben mit besonderem Bezug auf die zeitgenössische Musik. Ziel der Förderung durch die GEMA Stiftung ist es, zur Sicherung der Vielfalt im Musikmarkt beizutragen.

Die GEMA
Die GEMA vertritt in Deutschland die Urheberrechte von rund 74.000 Mitgliedern (Komponisten, Textautoren und Musikverleger) sowie von über zwei Millionen Rechteinhabern aus aller Welt. Sie ist weltweit eine der größten Autorengesellschaften für Werke der Musik.

Die GVL
Wer etwas Künstlerisches leistet oder hierfür die wirtschaftliche Grundlage schafft, muss Geld für die Nutzung seiner Leistungen erhalten. Die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten mbH (GVL) erfasst diese Nutzung. Die treuhänderisch eingenommenen Gelder u.a. von Radio- und Fernsehsendern sowie für die öffentliche Wiedergabe (z.B. in Restaurants oder Cafés) leitet die GVL als Vergütung an ihre Berechtigten weiter. Rund 160.000 ausübende Künstler, Bild- und Tonträgerhersteller, Musik- und Videoclipproduzenten sowie Veranstalter weltweit vertrauen der GVL – und machen sie damit zu einer der größten Verwertungsgesellschaften für Leistungs-schutzrechte weltweit. Gleichzeitig verfügt die GVL über das umfassendste Klassikrepertoire weltweit. Gesellschafter der GVL sind die Deutsche Orchestervereinigung e.V. (DOV), der Bundesver-band Musikindustrie e.V. (BVMI) sowie der Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS).

Der Förderungs- und Hilfsfonds des Deutschen Komponistenverbands
Der Förderungs- und Hilfsfonds des Deutschen Komponistenverbands ist eine nicht rechtsfähige Stiftung, deren Träger der Deutsche Komponistenverband ist. Sie wurde 1990 zunächst unter dem Namen Paul Woitschach-Stiftung gegründet und 2011 umbenannt in den heutigen Namen. Ziel der Stiftung ist die Förderung zeitgenössischer Komponisten, insbesondere durch zweckgebundene Zuwendungen für die mit der künstlerischen Tätigkeit unmittelbar oder mittelbar zusammenhängenden, angemessenen Aufwendungen für musikalische Produktionen und die Unterstützung von Komponisten und deren Angehörigen bei Bedürftigkeit. Das Stiftungsvermögen dient ausschließlich gemeinnützigen Zwecken.

Der Förderkreis Jazz
Der Förderkreis Jazz e.V. wurde 1977 gegründet und verfolgt die Absicht, mit gezielter und ausge-wählter Projekt- und Strukturförderung den Jazz in Deutschland zu unterstützen. Er ist Partner bei Entwicklung und Gründung besonderer Initiativen und Aktivitäten zur Förderung des Jazz in Deutschland.

Weitere Informationen: www.deutsche-jazzunion.de