9 Violinen, 2 Bratschen, 10 Violoncelli und 4 Kontrabässe wurden am Dienstag, den 17. September 2019 von der Deutschen Stiftung Musikleben an 25 herausragende Preisträger von "Jugend musiziert“ vergeben. Die Musiker sind im Alter von 9 bis 18 Jahren und kamen aus ganz Deutschland für einen Tag nach Hamburg, um eines der begehrten Leihinstrumente aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds auszuwählen. Ab früh morgens hatten die jungen Streicher in den Räumen des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg die Gelegenheit, die Instrumente anzuspielen. Zur Vergabe standen besonders klangschöne Streichinstrumente, darunter über 300 Jahre alte historische Raritäten, und seltene Instrumente mit verringerter Korpusgröße, an denen junge Virtuosen noch wachsen können und die für den Nachwuchs in den allermeisten Fällen unerschwinglich sind.

Zum Glück gibt es Menschen, die solche Instrumente besitzen, jedoch nicht selbst spielen. Das Instrument gehörte vielleicht dem Vater, der nicht mehr lebt, der Tochter, die doch nicht Profimusikerin geworden ist oder wurde als Liebhaberobjekt und Wertanlage angeschafft – ähnlich wie bei Kunstwerken steigen die Preise kostbarer Streichinstrumente seit Jahren. Über den 1993 gegründeten Deutschen Musikinstrumentenfonds bringt die gemeinnützige Deutsche Stiftung Musikleben Instrumentenbesitzer und vielversprechende junge Musiker zusammen, damit die Instrumente weiter klingen können und so manchem jungen Talent eine Zukunft weisen.

Der 9-jährigen Smilla Rose aus Hamburg wurde als jüngster Teilnehmerin ein kostbares Violoncello mit 1/2 Korpusgröße von Wenzl Hannabach, Schönbach bei Eger, aus Grasberger Privatbesitz verliehen. Arne Zeller (12 Jahre) aus Mainz wählte sich ein Meistercello von Henry Thouvenel, (Mirecourt, um 1900) aus Hamburger Familienbesitz aus, das gerade erst in den Fonds eingegeben wurde. Anna Tessa Timmer (12 Jahre) aus Berlin entschied sich für ein Cello von Paul Knorr (Markneukirchen 1962), eine großzügige Schenkung einer Hamburger Familie an die Stiftung. Die Instrumente wurden den jungen Stipendiaten als Leihgabe für zunächst zwei Jahre mit einer wiederkehrenden Option auf Verlängerung bis zum 30. Lebensjahren überlassen.

Im Rahmen eines Lunchkonzerts um 12.30 Uhr im Spiegelsaal des MKG, mit dem die Deutsche Stiftung Musikleben die bereits 28. Saison ihrer Konzertreihe Foyer Junger Künstler eröffnete, wurden die Instrumente an die Bewerber vergeben, teilweise von den Treugebern persönlich.

Im kommenden Frühjahr, vom 21.-23. Februar 2020, findet - ebenfalls im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg - der 28. Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds statt, bei dem die Spitzeninstrumente des Fonds, darunter Meisterwerke von Stradivari, Guarneri und Guadagnini, nach 3-tägigen Wertungsspielen von einer Fachjury an fortgeschrittene Jungvirtuosen vergeben werden.

Deutscher Musikinstrumentenfonds

Der 1993 als gemeinsame Initiative mit der Bundesregierung gegründete Deutsche Musikinstrumentenfonds stattet aufstrebende Solisten mit hervorragenden Streichinstrumenten aus. Der anfängliche Bestand von 20 Instrumenten aus Stiftungs- und Bundesbesitz ist mittlerweile zur bundesweit größten Sammlung für den Nachwuchs von über 200 klangschönen Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässen angewachsen – über die Hälfte davon sind Treugaben aus Privatbesitz.

Der Fonds umfasst sowohl historische Meisterstücke von Stradivari, Guarneri, Guadagnini oder Gagliano als auch moderne Instrumente europäischer Meisterwerkstätten, die als Auftragsarbeiten der Stiftung eigens hergestellt werden. Im Rahmen des jedes Jahr stattfindenden Wettbewerbs des Deutschen Musikinstrumentenfonds werden die Spitzeninstrumente durch eine unabhängige Fachjury an die junge Streicherelite vergeben. Rund die Hälfte der Instrumente bleibt Bundespreisträgern des Wettbewerbs "Jugend musiziert“ vorbehalten, die die Chance erhalten sollen, an einem hervorragenden Instrument weiter wachsen zu können.

Deutsche Stiftung Musikleben

Seit 1962 fördert die Deutsche Stiftung Musikleben bundesweit den Spitzennachwuchs in der klassischen Musik. Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten begleitet sie derzeit rund 300 hochbegabte junge Musiker zwischen 12 und 30 Jahren langfristig und individuell mit einem umfassenden Förderangebot:
Neben dem Deutschen Musikinstrumentenfonds bietet die Stiftung in der Konzertreihe "Foyer Junger Künstler“ ihren "Rising Stars“ vielfältige Auftrittsmöglichkeiten, die vom Kammerkonzert über musikalische Rahmenprogramme und das traditionelle Sommerkonzert auf Sylt bis zu Debüts in großen Sälen reichen. Abgerundet wird das Förderkonzept durch Sonderpreise und Stipendien, von der Auszeichnung bei Wettbewerben über das Carl-Heinz Illies-Stipendium für junge Pianisten bis zum Gerd Bucerius-Stipendium für ein Musikstudium an einer der großen Musikhochschulen der Welt. Mit Patenschaften geben besonders engagierte Förderer ausgewählten Stipendiaten finanzielle Unterstützung für deren musikalischen Werdegang. Die gemeinnützige Stiftung wird ehrenamtlich geleitet, seit 1992 von Irene Schulte-Hillen, und bestreitet ihr umfangreiches Förderprogramm unter dem Motto "KÖNNER BRAUCHEN GÖNNER“ fast ausschließlich durch Zuwendungen ihrer Freunde und Förderer, die sich mit ehrenamtlichem Einsatz, Spenden, Zustiftungen und testamentarischen Verfügungen, mit Künstlerpatenschaften oder Instrumententreugaben engagieren.