Mit dem Internationalen Heinrich-Schütz-Preis werden herausragende künstlerische wie wissenschaftliche Leistungen in der Vermittlung und Verbreitung der Musik von Heinrich Schütz und seiner Zeit sowie ein herausragendes Engagement in deren Bewahrung und Förderung geehrt. Der Ehrenpreis in Form einer silbernen Medaille wurde 2018 erstmalig verliehen.

Der Preisträger des Jahres 2019 ist Sir Roger Norrington.

Sir Roger Norrington ist, neben Nicolaus Harnoncourt und Sir John Eliot Gardiner, und das seit mehr als 50 Jahren, einer der wichtigsten Pioniere der historisch-informierten Aufführungspraxis. Begonnen hat alles mit dem Singen im elterlichen Haus. In den 1950er Jahren leitete er einen kleinen Chor mit Freunden. Dann entdeckte er Heinrich Schütz und gründete schließlich 1962 den Schütz Choir of London. Mit Schütz begann Norringtons aufregende Entdeckungsreise durch die Musikgeschichte. Die Stimme, der Gesang und damit verbunden das Wort wurden für ihn zu wesentlichen Faktoren in der Musik an der Wende von der Renaissance zum Frühbarock.

Dieses Musikverständnis begründete seine weltweite Karriere als Orchesterdirigent, mit einem äußerst breiten Repertoire von Pergolesi, Mozart über Beethoven und Brahms bis Wagner, Vaughan Williams und Martinů. Seine Aktivität ist ungebrochen, die Begeisterung des Publikums gibt ihm bis heute recht.

Für seine Verdienste um die Pflege und Verbreitung der Musik von Heinrich Schütz ehren wir Sir Roger Norrington mit dem Internationalen Heinrich-Schütz-Preis 2019. Der Preis wird ihm am 13. Oktober 2019 in Dresden im Rahmen des Abschlusskonzerts des HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFESTS, das der RIAS Kammerchor unter Leitung von Justin Doyle gestalten wird, überreicht.

Sir Roger Norrington umriss einmal in einem Interview wie folgt seine Auffassung von einem angemessenen Umgang mit der Musik vergangener Epochen: "Als ich 1962 den (Schütz-)Chor gründete, war das der Anfang einer 30 Jahre währenden Entdeckungsreise. Schritt für Schritt haben wir uns die Musik von 1600 bis 1900 erschlossen. Es war sehr aufregend, einen Weg zu finden, wie die Musik eingebunden sein konnte in die Aufführungsbedingungen ihrer jeweiligen Zeit und dennoch direkt zu uns heute sprach. Das ist letztlich meine Aufgabe, die Musik unabdingbar oder zwingend erscheinen zu lassen und gleichzeitig als Teil ihrer Zeit zu belassen. Das ist mir sehr wichtig, dass derjenige, der die Musik macht, sie nicht an sich reißt. Jede Musik hat ihre eigene Gegenwart. Deren Gegenwart ist eine musikalische Vergangenheit – diese Vergangenheit lebt in der Musik und diese lebt in uns. Das ist ein entscheidender Teil meiner Arbeit, diesen berührenden Aspekt der Musik der Vergangenheit herauszuarbeiten.“

Die Ehrenmedaille wurde von der in Berlin lebenden international renommierten Bildhauerin und Medailleurin Anna Franziska Schwarzbach geschaffen. Die in Silber gegossene Medaille zeigt das Portrait des kurfürstlich-sächsischen Hofkapellmeisters samt eigenhändigem Namenszug "Henrich Schütz / Capellmeister“. Der umlaufende Schriftzug "parens nostrae musicae modernae“ benennt Schütz (1585–1672) als den "Vater unserer modernen Musik“, als den ihn
bereits seine Zeitgenossen zu würdigen wussten. Auf der Rückseite der Medaille ist das Signet des HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFESTS zu sehen, welches aus einem Bassschlüssel im Autograph von Schütz‘ Osterdialog SWV 443 entwickelt wurde.