Ist das Bach oder kann das weg? So könnte die Ausstellung im Bachhaus Eisenach auch betitelt sein, die sich ab dem 28. Juni zum ersten Mal seit 1994 wieder der Bach-Ikonographie widmet, einem der Sammlungs-Schwerpunkte des Museums. Die Ausstellung erläutert Rätselfragen um bekannte, aber höchst umstrittene angebliche Bach-Porträts. 11 davon werden im Original oder in frühen Kopien gezeigt. Ein begleitender Katalog führt in Streitstände in der Literatur ein.

Betrachtet man die zahlreichen, auf Büchern, Platten- und CD-Covern, Plakaten und in Programmheften abgebildeten Darstellungen, die alle angeblich Johann Sebastian Bach zeigen, so könnte man meinen, Bach habe sich in seinem Leben sehr oft porträtieren lassen: als junger Mann, Orgelspieler und Kapellmeister, in fortgeschrittenem und sogar in hohem Alter. Das mag sogar sein. Jedoch ist nur eines der bekannten Bilder nachweislich von der lebenden Person gemalt worden: Das von Elias Gottlob Haußmann 1746 gemalte Porträt im Alten Rathaus in Leipzig. Von anderen Bildern wird es nur mehr oder minder überzeugend behauptet.

An vierzehn Stationen geht die Ausstellung im Bachhaus Eisenach den Rätselfragen um die angeblichen Bach-Bilder nach.

Gezeigt wird etwa die "Bach-Silhouette“ – eines von drei Exemplaren, die beiden anderen sind verschollen –, die bis heute häufig abgebildet wird und noch 1979 in das 18. Jahrhundert datiert wurde. Sie stammt aber aus der von Reinhold Hanisch ab 1910 zeitweise mit dem jungen Adolf Hitler betriebenen Fälscherwerkstatt in Wien, wie eine versteckte Signatur beweist. Die Suche nach dem Bach-Pastell, das Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel nachweislich besaß und als "schönes, ähnliches Original“ bezeichnete, und für das inzwischen drei Kandidaten aufgetaucht sind, wird mit zwei dieser Bilder illustriert – und einer Fälschung des dritten, die der Eigentümer aus Angst vor den Behörden deponierte, als er die DDR 1958 in Richtung Westen verließ. Nicht fehlen darf das berühmte Gemälde von Johann Jacob Ihle, das im Bachhaus lange als Originalporträt Bachs gezeigt wurde, aber nicht Bach, sondern wahrscheinlich einen Bayreuther Hofadeligen zeigt. Kritisch betrachtet werden weiter die "Silberstiftzeichnung“ – für wahrscheinlich gehalten wird eine Pause nach einer Lithographie – und die angeblichen Bilder des jungen Bach und das "Altersbild“, die den Bach-Denkmälern in der Eisenacher Georgenkirche und in Mühlhausen als Vorbilder dienten. Dagegen wird ein 1985 entdecktes, im Original gezeigtes Ölbild auf Lindenholz aus dem 18. Jahrhundert seit neuestem von kunsthistorischer Seite für nach dem Leben gemalt gehalten – wenn es sich nicht um eine Kopie nach einer noch älteren Vorlage handelt. Der heute sehr zweifelhaften Identifizierung der Gebeine Bachs 1894 und den darauf beruhenden Gesichtsrekonstruktionen ist eine weitere Station gewidmet – zu sehen sind die damals angefertigte Schädelab- und -ausgüsse.

Neben der Silhouette, einem Bach-Pastell und einem Ölbild wird erstmalig öffentlich in der Ausstellung ein 2018 neu entdecktes Porträt von Johann Christian Bach (1743–1814) aus Halle gezeigt, genannt der "Clavier-Bach“. Er war ein entfernter Verwandter Bachs und wohl Schüler von Wilhelm Friedemann Bach – er besaß einst das von Bach für seinen Sohn geschriebene "Notenbüchlein“. Gemalt wurde es 1799 von dem Berliner Maler Friedrich Georg Weitsch. Das neue Bild macht es jetzt sehr wahrscheinlich, dass das bekannte angebliche Gemälde Wilhelm Friedemann Bachs, das von dem gleichen Maler stammt, ein anderes Mitglied dieser Hallenser Familie zeigt – und keinen Bach-Sohn.

"Bilderrätsel“: Ausstellung vom 28.6.-10.11.2019 im Bachhaus Eisenach, Frauenplan 21, 99817 Eisenach, täglich geöffnet 10.00 bis 18.00 Uhr, Tel. 03691 79340, www.bachhaus.de

Eröffnung und Pressetermin: 28. Juni 2019, 11 Uhr.

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