Am 13. Juli 2019 war es soweit: Die TauberPhilharmonie – Deutschlands neuestes Konzerthaus – öffnete seine Türen. Die Handwerker arbeiteten unermüdlich, um bis zur Eröffnung alles fertig zu stellen.

Kostenkontrolle und regionales Bauengagement

Dass die TauberPhilharmonie nach nur rund zwei Jahren Bauzeit eröffnet, liegt vor allem an dem großen Engagement der überwiegend regionalen Firmen und Handwerker. "Wir können es selbst kaum glauben, aber bis auf ein paar wenige Wochen konnten wir das geplante Baufenster einhalten“, sagt Intendant Johannes Mnich. Nach dem Spatenstich im Mai 2017 zeichnete sich bereits zum Richtfest im Frühjahr 2018 ab, dass es beim Bau zu keinen größeren Verzögerungen kommen sollte.

Doch nicht nur die kurze Bauzeit, auch die Gesamtkosten von 14,1 Millionen Euro sind beeindruckend, betrachtet man die Größe des Hauses und die Fülle an Möglichkeiten, die es hergibt. "Ich freue mich, dass der Kostenrahmen eingehalten werden konnte“, sagt Klaus Kornberger, Bürgermeister der Stadt Weikersheim. "Wir haben die Preissteigerung von rund einer Million Euro mit bestehenden Puffern und ohne Kreditaufnahme bewältigt. So bleibt für die Stadt Weikersheim, wie zu Beginn der Bauzeit, ein Eigenanteil von 4,1 Millionen Euro.“ Das der Eigenanteil der Stadt so niedrig gehalten werden konnte, ist vor allem einer Förderung von vier Millionen Euro des Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat zu verdanken sowie Förderungen des Landes Baden-Württemberg, dem Landkreis Main-Tauber und einer Vielzahl an privaten Spendern und Spenderinnen.

Überzeugende Architektur und Akustik

Am Stadteingang Weikersheims gelegen, überrascht die TauberPhilharmonie ihre Besucherinnen und Besucher. Ein Haus dieser Größe, mit dem beeindruckenden offenen Foyer, einem Konzertsaal, der bis zu 600 Zuschauer fasst und dem Wittenstein-Saal, in dem weitere 200 Menschen Platz finden, erwartet in der Kleinstadt im Nordosten Baden-Württembergs erstmal keiner. In die Natur eingebettet steht die TauberPhilharmonie im Dreieck zu Stadtkirche und Renaissance-Schloss. Das Gebäude greift die Formen der Weikersheimer Wahrzeichen auf und übersetzt sie in eine moderne Formsprache. So entstand ein optisch ansprechender, einladender und in vielerlei Hinsicht besonderer Bau in der seit Jahrzehnten als Kultur- und Musikstadt bekannten 8.000-Einwohner Gemeinde.

Ein Blick auf die Bauweise des 750 Quadratmeter großen Konzertsaals verdeutlicht, dass im Zentrum der Planung die Akustik stand: Der Kern ist aus Stahlbeton, rundherum wurde eine Blechverkleidung montiert, auf die wiederum Gipskartonplatten aufgebracht wurden. Abschließend erhielt der Saal über 200 individuelle Eichenholzpaneele, die einzeln an der Wand aufgeklebt wurden. Das Ergebnis: das international tätige Akustikbüro Müller BBM bestätigt dem Konzertsaal einen perfekten Nachhall von 1,7 Sekunden und absolute Stille im Saal – auch bei laufender Heizung und Lüftung.

Der Eröffnungssommer verspricht Glanz und Gloria

Seit 2018 ist Johannes Mnich Intendant der TauberPhilharmonie. Der studierte Pianist und Kulturmanager hat zuvor bereits Erfahrung beim BASF-Kulturmanagement und dem Heidelberger Frühling gesammelt. In Weikersheim ist er nicht nur für die inhaltliche sondern auch für die organisatorische Leitung verantwortlich. "Als Intendant bin ich für alle Facetten des Hauses zuständig. Von der Künstler-Akquise über Sponsoring bis zur Veranstaltungsplanung. Bei einem so kleinen, aber hochmotivierten Team fallen natürlich auch mal Arbeiten an, wie den Flügel zu polieren oder Sekt auszuschenken“, so Johannes Mnich. Ergänzt wird sein Team mit drei Mitarbeitenden, die mit ihm das Großprojekt TauberPhilharmonie stemmen.

In den letzten Monaten und Wochen stand vor allem die Planung des Eröffnungssommers im Vordergrund, der vom 13. Juli bis 30. September 18 Konzerte und Veranstaltungen bereithält. Los geht es mit einem Tag der offenen Tür, bei dem das Orchester im Treppenhaus die gesamte TauberPhilharmonie – vom großen Saal bis zur Außenterrasse – bespielen wird. Danach geben sich Nachwuchskünstler*innen und Stars die Klinke in die Hand. Wer Lust auf fetzige Beats und Techno-Blasmusik hat, kann sich bei MEUTE das Trommelfell massieren lassen. Für ruhigere Töne und Gänsehautstimmung sorgt Mic Donet, der auf seiner Akustik-Tour Halt in Weikersheim macht. Bei Bodo Wartke fliegen nicht nur die Finger über die Tasten, sondern auch die Worte über die Bühne. Eine pianistische Sternstunde im Main-Tauber-Kreis verspricht der international gefeierte Pianist Igor Levit. Im neuen Konzertsaal spielt er vier Sonaten von Ludwig van Beethoven und macht so die fantastische Akustik des neuen Konzertsaals erlebbar. 

Wichtig ist Johannes Mnich und seinem Team dabei, dass die TauberPhilharmonie keine reine Abspielstätte wird, sondern die Möglichkeit zur Interaktion zwischen Publikum und den Künstlern und Künstlerinnen bietet. So gibt es Mitmach-Konzerte, Gesangsworkshops, Schulbesuche oder Diskussionsrunden. "Mir ist es wichtig zu zeigen, dass Musik jeder Art auch heute Relevanz für alle Altersschichten hat. Das funktioniert nur, wenn man miteinander in Kontakt kommt und die Besucherinnen und Besucher die Hintergründe zur Musik erfahren.“

18 Konzerte – 18 Kommunen

Als weiteres sichtbares Zeichen der verbindenden Kraft von Kultur und Musik wird jede der 18 Kommunen im Landkreis Main-Tauber Patin für eine Veranstaltung des Eröffnungssommers. Mit einer Dauerausstellung im Foyer und zahlreichen Beiträgen vor den Veranstaltungen präsentieren lokale Vereine und Kulturschaffende ihre Kommunen in der TauberPhilharmonie und machen so die Vielfalt der Region erlebbar.

Nach dem Eröffnungssommer ist vor der 1. Spielzeit

Ob Beethoven-Sinfonie mit großem Orchester, Swing der 20er und 30er mit TV-Star Ulrich Tukur oder politisches Kabarett mit Erwin Pelzig: die erste Spielzeit der TauberPhilharmonie macht da weiter, wo der Eröffnungssommer aufgehört hat. Bereits bei der Spielzeiteröffnung am 12. Oktober fliegen mit SPARK – die klassische Band die Funken. Es folgen vielseitige Veranstaltungen, die nahtlos ins Jahr 2020 überleiten. Mit verschiedenen Formaten möchte Johannes Mnich die intensive Auseinandersetzung mit Themen und musikalischen Gattungen ermöglichen. Im Januar 2020 gibt es ein Wochenende rund um den Gesang, im Mai lädt mit Niklas Liepe einer der besten deutschen Geiger zum Kammermusikfestival virtuos! ein.

Doch die TauberPhilharmonie ist mehr als nur ein Konzerthaus. Am 28. März bringt sie anlässlich des sogenannten EarthDay Akteure aus Stadt und Region zusammen, um auf einer lokalen Ebene gemeinsam über Themen wie Naturschutz, Energie, Mobilität und Wohnen zu sprechen. Betriebsbesuche und Podiumsdiskussionen machen einen Austausch auf Augenhöhe möglich. Der Abschluss der Premierenspielzeit bringt mit MIMT – Made in Main Tauber ein Festival nach Weikersheim, das über eine ganze Woche die Vielfalt der Region feiert und Menschen zusammenbringt.

Neben den Veranstaltungen freuen sich Johannes Mnich und sein Team auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Ankermieter Jeunesses Musicales Deutschland und über zahlreiche Buchungen von Firmen und Vereinen, die das multifunktional nutzbare Haus beleben.