Das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen fördern acht Orgelrestaurierungen mit insgesamt 100.000 Euro.

Thüringen zeichnet sich als eine der bedeutendsten Orgellandschaften aus. Die Kirchen des Landes beherbergen einen außergewöhnlich reichen Bestand an historischen Orgeln, deren Wert sich über seine Vielfalt definiert, die sowohl verschiedene Epochen der Orgelbaukunst wie auch verschiedene Orgelbauschulen repräsentiert. Daneben erzählen die in ihrer ursprünglichen oder veränderten Form erhalten geblieben Sachzeugnisse einerseits aus der Heimatgeschichte der Regionen, andererseits auch aus der Geschichte des Orgelbaus überhaupt und von den wesentlichen Impulsen, die aus Thüringen auf die Entwicklung dieser Gattung ausstrahlten.

Die Denkmalfachbehörde verfolgt das Anliegen, die Bedeutung der thüringischen Orgellandschaft für unser kulturelles Erbe zu vermitteln und durch gezielte, moderne denkmalmethodische und -fachliche Konzeptionen nutzbar zu erhalten.
Die seit Jahren praktizierte Kontinuität der fachlichen Beratung und finanziellen Unterstützung orgeldenkmalpflegerischer Vorhaben hat wesentlich dazu beigetragen, den Bestand weitgehend zu sichern, aber auch Orgeln als Instrumente der Kunst und Liturgie zu erhalten oder wiederzubeleben. Darüber hinaus tragen diese Maßnahmen auch zur Stärkung der glücklicherweise in unserer Region noch vorhandenen spezialisierten Orgelbaufirmen bei.

Seit 2009 hilft die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen gemeinsam mit dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie reparaturbedürftigen Objekten mit einem beachtlichen Orgelrestaurierungsprogramm. In den vergangenen zehn Jahren konnten bereits 82 Orgelprojekte in gemeinsamer Förderung durch die Stiftung und das TLDA unterstützt werden. In diesem Jahr kommen acht weitere Orgeln hinzu. Der Erhalt des wertvollen Kulturguts und seine mentale Vermittlung setzen wichtige Impulse für das kulturelle Leben in den kleinen Gemeinden jenseits der großen Zentren, wo die Auswirkungen des demographischen Wandels am stärksten zu spüren sind. Oft bemüht sich eine kleine Schar Begeisteter zu erhalten, was zuvor auf breiten Schultern gewachsen war. Das Förderprogramm würdigt dieses bürgerschaftliche Engagement. Nicht selten versammeln sich Menschen in Fördervereinen, um Kirchengemeinden zu unterstützen, oder auch um wesentliche Beiträge zur Erforschung der Geschichte und ihrer Verbreitung zu leisten.

Zu den Orgeln, die im gemeinsamen Förderprogramm in diesem Jahr berücksichtigt werden konnten, gehören die Kirchen in Kreuzebra, Lauterbach, Marksuhl, Lauchröden, Dörnfeld a.d. H., Gössitz, Oppurg und Milda. Diese Kirchengemeinden erhalten 2019 eine Gesamtförderung in Höhe von 100.000 €, die zu gleichen Teilen von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie getragen wird.

Für das Jahr 2019 lagen der Denkmalfachbehörde 44 Förderanträge zum Erhalt der wertvollen Instrumente mit einem Antragsvolumen von 400.000 € vor. Davon können 18 Projekte mit 144.000 € (Landesmittel) berücksichtigt werden. Hinzu kommen weitere 70.000 €, die in diesem Jahr als Ko-Finanzierungsmittel im Rahmen des Denkmalschutz-Sonderprogramms des Bundes zur Restaurierung für zwei thüringische Orgeln bereitgestellt werden.

Übersicht der Objekte im gemeinsamen Förderprogramm 2019

Kreuzebra (EIC), Kath. Kirche St. Sergius und Bacchus
Grundlegende Elemente der bestehenden Orgel gehen auf einen Neubau durch Gottlieb Knauf im Jahre 1859 zurück. Nachfolgende Änderungen geschahen 1878 durch Robert Knauf und 1940 durch Alban Späth. Den wesentlichsten Eingriff nahm Gerhard Kühn 1967 mit der Umgruppierung der Werke und ihrer Umdisponierung vor. Das Instrument ist von Verschleiß und Verschmutzungen gekennzeichnet. Es sind in diesem und nächsten Jahr Reinigungs- und Instandsetzungsarbeiten geplant, die der Funktionalität und der Erhaltung der vorhandenen Substanz und darüber hinaus der stilistischen Einheit des Klangkörpers dienen.
Das TLDA fördert die Maßnahmen des 1. Bauabschnitts mit 8.000 € und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit weiteren 8.000 €.

Lauterbach (WAK), Ev. Kirche St. Nikolai
Der Erbauer der Orgel in der ev. Kirche zu Lauterbach ist bisher nicht bekannt. Signifikante Kennzeichen sprechen jedoch dafür, sie der Werkstatt Knauf zuzurechnen. Das Instrument umfasst zehn klingende Register auf Schleifladen für ein Manual und Pedal und wurde vermutlich 1868 erbaut. Verschleiß und Verschmutzungen sowie Folgen eines Wasserschadens beeinträchtigen die Spielbarkeit. Für die Wiederherstellung sind Reinigungs- und Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich.
Vom TLDA wird das Vorhaben mit 5.000 € gefördert und von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit weiteren 5.000 € unterstützt.

Marksuhl (WAK), Ev. Kirche St. Hubertus
Die Orgel der ev. Kirche Marksuhl weist eine interessante Geschichte auf. Sie geht auf den Neubau des Instrumentes durch Johann Michael Holland im Jahr 1842 zurück. Die Elemente aus dieser Phase tragen die Kennzeichen hohen Anspruchs an Materialwahl und Ausführung. Wahrscheinlich griff Holland dabei aber auch auf präexistentes Material zurück, das möglicherweise der Vorgängerin, als deren Erbauer Moritz Weise gilt, zuzurechnen ist. Für das Jahr 1960 ist eine Umdisponierung durch Rudolf Böhm belegbar.
Verschmutzungen, Undichtigkeiten und altersbedingter Verschleiß beeinträchtigen die zuverlässige Spielbarkeit und den Klang des Instrumentes. Es werden Reinigungs-, Erhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten am gegenwärtigen Bestand durchgeführt.
Das TLDA unterstützt die Gemeinde mit einer Förderung in Höhe von 9.000 €. Darüber hinaus stellt die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen weitere 9.000 € zur Verfügung.

Lauchröden (WAK), Ev. Kirche St. Martin
Die Orgel der ev. Kirche zu Lauchröden gilt als ein Werk des Friedrich Wilhelm Holland und wird auf das Jahr 1848 datiert. 16 von 17 klingenden Stimmen stehen auf Schleifladen für zwei Manuale und Pedal. Am Instrument sind Veränderungen ablesbar. Dazu gehören die erneuerte Pedalklaviatur, die Veränderungen an der Traktur zur Anpassung der Stimmtonhöhe und die Prospektpfeifen aus Zink. Es sind Restaurierungs- und Instandsetzungsarbeiten am gegenwärtigen Bestand geplant, die angesichts der Schädigungen für den langfristigen Erhalt notwendig sind.
Die Maßnahmen werden vom TLDA mit 6.000 € und von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit weiteren 6.000 € unterstützt.

Dörnfeld an der Heide (SLF), Ev. Stephanuskirche
Die Orgel der ev. Kirche zu Dörnfeld wird den Werken des Johann Caspar Holland aus Schmiedefeld zugerechnet und datiert auf 1810. Zwölf klingende Stimmen stehen auf Schleifladen für ein Manual und Pedal. Veränderungen wurden durch die Erweiterung des Tonumfangs mit Dispositionsänderungen vorgenommen.
Es sind die Instandsetzung und Restaurierung des vorgefundenen Bestandes geplant, die der Reaktivierung des Musikinstrumentes und dem langfristigen Erhalt dienen.
Die Kirchengemeinde erhält vom TLDA für den ersten Bauabschnitt einen Zuschuss von 4.500 € und von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ebenfalls 4.500 €.

Gössitz (SOK), Ev. Kirche
Die Orgel gilt als ein Werk der Orgelbauerfamilie Trampeli aus Adorf. Sie wurde 1803 erbaut. 20 klingende Register sind auf zwei Manuale und Pedal verteilt. Nachträgliche Veränderungen betreffen zwei Register des Oberwerks, die Manualkoppel und die Trakturumhängung. Die Orgel ist gezeichnet von Verschmutzungen, Verschleiß und Beschädigungen. Erhebliche Deformationen an den Metallpfeifen, Schädlingsbefall und Spuren eines Wassereinbruchs machen grundlegende Erhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich. Es sind die Reparatur und Instandsetzung des Bestandes unter Beibehaltung der Dispositionsänderungen geplant.
Das TLDA würdigt das Vorhaben mit einer Förderung für den 1. Bauabschnitt in Höhe von 5.000 €, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen stellt ebenfalls 5.000 € bereit.

Oppurg (SOK), Ev. Kirche
Die Orgel der ev. Kirche zu Oppurg mit 15 Registern auf Schleifladen für zwei Manuale und Pedal gilt als ein Werk des Heinrich Schilling aus Schleiz. Sie wird auf 1829 datiert.
Verschmutzungen, Verschleiß und Spuren eines Wassereinbruchs machen grundlegende Erhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich. Es erfolgen daher Reinigungs- und Instandsetzungsarbeiten, die dem Erhalt der Substanz und der Reaktivierung des Musikinstrumentes dienen. Das TLDA fördert die Maßnahme mit 7.500 €. Das Engagement der Kirchengemeinde wird durch die finanzielle Beteiligung am Restaurierungsprojekt ebenfalls durch die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit 7.500 € gewürdigt.

Milda (SHK), Ev. Kirche St. Jakob
Ein Firmenschild oberhalb der Manualklaviaturen weist die Orgel als ein Werk des Adam Eifert aus Stadtilm aus. Sie wird um 1890/91 datiert. 13 klingende Register stehen auf mechanischen Kegelladen für zwei Manuale und Pedal mit pneumatischen Trakturen. Das Instrument ist von Verschleiß und Verschmutzung gezeichnet. Ausfälle und Verstimmungen beeinträchtigen die Spielbarkeit. Es sind dem Schadensbild entsprechende gründliche Maßnahmen zur Instandsetzung der Trakturen, des Magazinbalges und des Pfeifenwerkes geplant.
Das TLDA fördert das Vorhaben mit 5.000 € und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit weiteren 5.000 €.