»Da prasseln schon in den ersten Takten verschiedenste Klänge auf den Hörer ein, liefern einander jaulende Glissandi, später auch Rufen und Fußstampfen kanonischer Verfolgungsjagden, klagt eine Bratschenkantilene – immer gestisch expressiv, quecksilbrig, auch humorvoll-ironisch: ein klingender Pointillismus, der im Detail wie im Ganzen glänzt.« (Walter Weidringer, Die Presse). Treffender könnte man wohl kaum das lustvoll-virtuose Werk des diesjährigen Hindemith-Preisträgers in Worte fassen. Der 37-jährige Wiener Bernd Richard Deutsch ist Absolvent der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien und lebt zurzeit als freischaffender Komponist in Wien. Die bereits mehrfach ausgezeichneten Kompositionen von Deutsch (37 Werke) wurden bisher u.a. bei der Biennale Neue Musik Hannover, Klangspuren Schwaz, START Festival Salzburg und Wien Modern aufgeführt. Bereits mit 23 Jahren entfacht der Österreicher Neugier mit seiner »Distanz-Komposition« (2000/2001) für Bassklarinette solo. Mit dem streng strukturierten Orchesterwerk »subliminal« gewinnt Deutsch 2012 den Takemitsu Composition Award und qualifiziert sich 2013 mit seiner humorvollen Komposition »mad dog« für den Erste-Bank-Kompositionswettbewerb. Am 12. November letzten Jahres wurde nun »Dr. Futurity« für Ensemble – ein Kompositionsauftrag der Erste Bank für das Klangforum Wien – uraufgeführt, das an den gleichnamigen Roman des amerikanischen Science-Fiction-Autors Philip K. Dick angelehnt ist. Die Geschichte spinnt Deutsch assoziativ weiter und verwandelt die textliche Inspiration in musikalische Charaktere.

Am 21. Juli 2014 wird Bernd Richard Deutsch nun mit dem Hindemith-Preis für sein künstlerisches Schaffen ausgezeichnet. Von den 20.000 Euro Preisgeld sind 10.000 Euro für eine Auftragskomposition gedacht, die beim SHMF 2015 uraufgeführt wird. Nach den jüngsten Titeln seiner Komposition »Dr. Futurity« wie zum Beispiel »trip-from Mars to here« oder »chimaera« und »Red Alert« blicken wir mit Spannung auf das nächste Kompositionswerk des humorvollen Österreichers für das Schleswig-Holstein Musik Festival 2015.

Seit 1990 wird der Hindemith-Preis im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals verliehen. Mit dem Preis, der von der Hindemith-Stiftung (Blonay/Schweiz), den Stiftungen Rudolf und Erika Koch-Stiftung, Walther und Käthe Busche-Stiftung, Gerhard Trede-Stiftung und Franz-Wirth-Gedächtnis-Stiftung sowie von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg gestiftet wird, sollen herausragende zeitgenössische Komponisten gefördert werden. Zugleich erinnert die Auszeichnung an das musikpädagogische Wirken Paul Hindemiths, der 1932 im Auftrag der Staatlichen Bildungsanstalt Plön die Komposition »Plöner Musiktag« schrieb.

Zu den Preisträgern zählen unter anderem Olga Neuwirth (1999), Matthias Pintscher (2000), Thomas Adès (2001), Jörg Widmann (2002), Jörn Arnecke (2004), Lera Auerbach (2005), Dai Fujikura (2007), Markus Lehmann-Horn (2011), Li Bo (2012) und Maximilian Schnaus (2013).

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