Das Bachhaus Eisenach erhält eines der frühesten Bildnisse von Johann Sebastian Bach als Dauerleihgabe. Das Ölgemälde diente um 1798 Kupferstichen zum Vorbild und wurde erst 1985 wieder entdeckt. Manche Experten halten sogar eine Entstehung zu Bachs Lebzeiten für möglich.

Dass es sich bei dem Porträt, das ab dem 1. August 2014 im Bachhaus Eisenach gezeigt wird, um ein Bild von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) handelt, ist eindeutig: Genau wie auf dem 1746 von Elias Gottlob Haußmann gemalten Porträt im Leipziger Alten Rathaus hält der Dargestellte ein Notenblatt in der Hand – hier stehen darauf im Bass-Schlüssel die Musiknoten „B-A-C-H“. Das Bild diente zahlreichen Bach-Kupferstichen als Vorbild, etwa dem auf dem Titelblatt der ersten Ausgabe der „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“ von 1798.

Wie bei allen Bach-Porträts stellt sich die Frage, ob das Bild nach der lebenden Person gemalt worden ist, also „echt“ ist. Einer der Kupferstiche bezeichnet den Maler der Vorlage: „Gebel pinx Leipzig“. Damit können Emanuel Traugott Goebel (1751 – 1813) oder Johann Emanuel Goebel (1720 –1759) gemeint sein. Wenn es sich um den zweiten „Gebel“ handelt, ist eine Entstehung zu Bachs Lebzeiten möglich. Einige Elemente ähneln stark Haußmanns Gemälde, so die Hand mit dem Notenblatt. Andere weichen ab, etwa die Gesichtszüge und die Haltung. Auf dem Symposion zur Bach-Ikonographie, das der Bach-Forscher Martin Geck am 2. Juni in Dortmund veranstaltete, rechnete der Kunsthistoriker Reimar Lacher (Gleimhaus Halberstadt) das Bild deshalb zu vier „Kandidaten mit der Chance auf Echtheit“. Dagegen geht in der Literatur Ingrid Reißland (Meininger Museen) von einer freien, postumen Haußmann-Kopie aus. „Da die Gesichtszüge so fremd anmuten – das rundliche Gesicht, der breite Mund – muss man auch das verschollene Bach-Porträt aus dem Besitz des Berliner Bach-Biographen Johann Nikolaus Forkel in Betracht ziehen“, meint Bachhaus-Direktor Jörg Hansen. Über dieses Bild sagte 1775 Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel zu Forkel: „Das, was Sie haben, ist fehlerhaft“. Jedenfalls handele es sich um eine der drei oder vier ältesten Darstellungen Bachs auf einem Gemälde, die heute noch existieren, so Hansen.

Das Ölgemälde auf Holz befand sich früher im Besitz des Königlichen Kupferstichkabinetts zu Berlin, das es als „Porträt v. Joh. Seb. Bach“ am 9. Mai 1860 von dem Musiklehrer Rößel in Berlin erworben hatte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde es erneut an einen Privateigentümer verkauft. Erst 1985 wurde die Bachforschung auf dieses Bild aufmerksam. Die Besitzerin hat sich nach einem Besuch der Ausstellung „Echt Bach!“, die das Bachhaus in diesem Frühjahr im Berliner Dom zeigte, zu einer Dauerleihgabe an das Eisenacher Museum entschlossen. Es wird nun Bestandteil der Ausstellung zur Bach-Ikonographie, in die im Mai bereits das Bach-Pastell aus dem mutmaßlichen Besitz Carl Philipp Emanuel Bachs eingefügt wurde, und die aus diesem Anlass erneut umgestaltet und ergänzt wird.

Seit Mai 2014 präsentiert das Bachhaus Eisenach ein jüngst erworbenes Bach-Gemälde, ein Pastellbild, welches neu in die weltweit größte Sammlung von Bach-Bildnissen eingefügt wurde. Nun folgt mit dem frühen Bachgemälde eine weitere Ergänzung.

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