Die Bayerische Staatsoper in München ist Opernhaus des Jahres 2014. Das ergab die Umfrage der Zeitschrift «Opernwelt» unter fünfzig unabhängigen Musikkritikern in Europa und den USA. Hervorgehoben wurden insbesondere das exzellente musikalische Niveau, die Breite und Qualität des Spielplans sowie der Einsatz für markante szenische Handschriften.

Zum Höhenflug der Bayerischen Staatsoper hat maßgeblich der neue Generalmusikdirektor Kirill Petrenko beigetragen. Für seine erste Saison als GMD und für sein Dirigat von Richard Wagners «Der Ring des Nibelungen» in Bayreuth wurde Petrenko zum Dirigenten des Jahres gewählt. Orchester des Jahres ist das Bayerische Staatsorchester. Es wurde nicht zuletzt für seine Leistung in den von Petrenko dirigierten Neuproduktionen von Richard Strauss’ «Die Frau ohne Schatten» und Bernd Alois Zimmermanns «Die Soldaten» gewürdigt. «Die Soldaten» wurden zudem als Aufführung des Jahres gewählt (Inszenierung: Andreas Kriegenburg).

Auch als Sängerhaus liegt die seit 2008 von Nikolaus Bachler geführte Bayerische Staatsoper an der Spitze. Hanna-Elisabeth Müller, die Nachwuchskünstlerin des Jahres, kommt aus dem Münchner Opernstudio und ist seit 2012 Mitglied des Ensembles. Der Durchbruch gelang ihr als Zdenka in Strauss’ «Arabella» bei den Salzburger Osterfestspielen. Michael Volle, der Sänger des Jahres, gehörte von 2007 bis 2011 dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper an; er punktete an seinem ehemaligen Stammhaus in der Titelpartie von Rossinis «Guillaume Tell». Den stärksten Eindruck hinterließ Volle mit seinem tiefgründigen Porträt des Hans Sachs in Richard Wagners «Die Meistersinger von Nürnberg» bei den Salzburger Sommerfestspielen 2013.

Regisseur des Jahres ist Romeo Castellucci. Für die Wiener Festwochen und das Théâtre de la Monnaie in Brüssel schuf der italienische Theatervisionär die vielleicht radikalste Operninszenierung der Spielzeit 2013/14: Christoph Willibald Glucks «Orpheus und Eurydike» als theatralische Nahtod-Erfahrung. Das Schicksal der in den Hades entrückten Eurydike assoziiert Castellucci mit dem Los einer jungen Frau im Wachkoma, Orpheus’ Expedition in die Unterwelt mit der Fahrt eines (live zugeschalteten) Kamerateams in das Krankenzimmer der Patientin. Kunst auf Leben und Tod.

Der aktuelle Bayreuther «Ring des Nibelungen» erregte nicht nur dank Kirill Petrenko Aufmerksamkeit. Während sich an der Regie Frank Castorfs die Geister schieden, fanden die monumentalen «Geschichtsspielplätze» des serbischen Ausstatters Aleksandar Denic ungeteilte Zustimmung: Denic ist Bühnenbildner des Jahres.

Der Titel Kostümbildnerin des Jahres geht an Gesine Völlm. Sie kleidete nicht nur das Personal im Salzburger «Meistersinger»-Biedermeier-Kabinett stilsicher und werksinnig ein, sondern auch in der Neuproduktion von Giuseppe Verdis «Les Vêpres siciliennes» am Royal Opera House in London (Inszenierungen: Stefan Herheim).

Als Ärgernis des Jahres wurde die Dresdner Affäre um Serge Dorny eingestuft. Der an der Opéra de Lyon erfolgreiche Belgier sollte die seit zwei Jahren kommissarisch geleitete Sächsische Staatsoper als Intendant in die Zukunft führen, zog im Machtkampf mit der Staatskapelle und ihrem Chefdirigenten Christian Thielemann jedoch den Kürzeren und wurde von Kunstministerin Sabine von Schorlemer noch vor dem Amtsantritt fristlos entlassen.

Uraufführung des Jahres ist Adriana Hölszkys Dostojewski-Oper «Böse Geister», ein Auftragswerk des Nationaltheaters Mannheim. Nicht nur in dieser Produktion spielten die hauseigenen Choristen eine prägende Rolle: Der Chor des Nationaltheaters Mannheim ist Chor des Jahres. Für Aufsehen sorgten drei weitere neue Stücke: «wunderzaichen» von Mark Andre an der Oper Stuttgart, «Der goldene Drache» von Peter Eötvös an der Oper Frankfurt und «Das geopferte Leben» von Hèctor Parra bei der Musiktheater Biennale in München und am Theater Freiburg. Wiederentdeckung des Jahres ist Antoine Mariottes «Salomé», wiederbelebt von der Bayerischen Theaterakademie.

Teodor Currentzis mischt mit seinem Orchester und Chor MusicAeterna gern vermeintlich Bekanntes auf. Das ist ihm auch mit Mozart wieder gelungen: Seine Aufnahme von «Le nozze di Figaro» ist CD des Jahres (Sony Classical). Als Buch des Jahres wurde das von Walter Werbeck herausgegebene «Strauss Handbuch» (Metzler/Bärenreiter) prämiert.

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