Ein Fixpunkt der fünften Ausgabe von INFEKTION! Festival für Neues Musiktheater vom 13. Juni bis 12. Juli an der Berliner Staatsoper ist die Premiere von Karlheinz Stockhausens ORIGINALE aus dem Jahr 1961, das eng mit der Geschichte der Fluxus-Bewegung verbunden ist. Es ist nach den ersten skandalträchtigen Aufführungen 1961 in Köln und 1964 in New York sowie nur noch drei weiteren 1990 in San Francisco, 2007 in Sindelfingen und 2014 nochmals in New York, eine seltene Gelegenheit, dieses Werk kennenzulernen. Die Premiere findet zum Festivalstart am 13. Juni in der Werkstatt der Staatsoper im Schiller Theater statt. Weitere Vorstellungen am 20., 24., 25. und 27. Juni 2015.

ORIGINALE besteht als Komposition, so festgelegt in der Partitur, aus 18 Szenen und sieben selbständigen Strukturen, die in beliebiger Reihenfolge vertauscht, nacheinander und mit bis zu drei Strukturen gleichzeitig aufgeführt werden sollen. In diesem »musikalischen theater« verbindet Karlheinz Stockhausen seine elektroakustische Komposition KONTAKTE (hier in der Fassung für Klavier und Schlagzeug) mit einer Happening- und Eventpartitur und der Vorgabe, ein Theater der Nicht-Repräsentation zu schaffen. Dabei treten die Mitwirkenden »als sie selbst« auf mit der Freiheit ihren Part eigenständig zu gestalten, wobei jede einzelne Aktion auf eine ganz bestimmte Dauer von Sekunden oder Minuten festgelegt ist.

Die Zusammensetzung der Mitwirkenden der Berliner Premiere folgt den Besetzungslisten der ersten Aufführungen, aber nicht ohne bewußte Abweichungen – anstatt eines Affen vom Kölner Zoo samt Wärterin (1961) kommt ein Roboter von der Freien Universität Berlin; anstatt des »Aktionsmusikers« Nam June Paik (1961 und 1964) kommt die Band Antinational Embassy, die sich in Berlin-Kreuzberg im Kampf für die Rechte von Flüchtlingen formiert hat; als »Modedame« kommt das Plus-Size-Model Caterina Pogorzelski und als »Straßensänger« kommt Milos Kozon, Drehorgelspieler vom Pariser Platz. Insgesamt treten 21 Charaktere in Erscheinung, darunter Irm Hermann und Günter Schanzmann als »Schauspieler«, Thomas Goerge als »Aktionsmaler«, Gerhard Rühm als »Dichter«, Max Renne als »Dirigent«, seine Söhne Bruno und Marcello alternierend als »Kind«, Ilona Schwabe als »Garderobenfrau«, Adrian Heger als »Pianist«, Sébastian Alazet als »Tontechniker« und Georg Schütky als »Regisseur«, der den Abend organisiert und natürlich sich selbst spielt.