An diesem Sonntag (28. August) feiert das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) mit Haydns »Schöpfung« sein Finale in der Kieler Sparkassen-Arena – dort, wo Leonard Bernstein vor 30 Jahren genau mit diesem meisterhaften Oratorium den musikalischen Grundstein für das erste SHMF legte. Gemeinsam mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester und den Solisten Ekaterina Siurina (Sopran), Anna Lucia Richter (Sopran), Lothar Odinius (Tenor), Florian Boesch (Bariton) sowie Franz-Josef Selig (Bass) bringt der Schleswig-Holstein Festival Chor die »Schöpfung« unter der Leitung von Sir Roger Norrington die Bühne. Das Konzert wird im Rahmen des ARD-Radiofestivals von NDR Kultur ab 20 Uhr live bundesweit übertragen. Über die EBU (European Broadcasting Union) sind Polen, Rumänien, Tschechien, Portugal und Australien angeschlossen.

Das SHMF beschließt seine Jubiläumssaison mit einer erfolgreichen Bilanz: 151.000 Besucher sorgten in diesem Sommer in 104 Spielstätten an 57 Orten für Festivalstimmung in ganz Schleswig-Holstein, in Hamburg, Süddänemark und dem nördlichen Niedersachsen; davon kamen rund 145.000 zu den 178 Konzerten, fünf Musikfesten auf dem Lande und zwei Kindermusikfesten (Auslastung: 84 Prozent) und rund 6000 zu den öffentlichen Proben der Orchesterakademie und den Meisterkursen. 102 Veranstaltungen waren ausverkauft.

In diesem Sommer stellte das SHMF den österreichischen Komponisten Joseph Haydn ins Zentrum seines Programms und widmete dem ungarischen Meisterpianisten Sir András Schiff das Solistenporträt. Darüber hinaus waren Künstlerpersönlichkeiten wie Klaus Maria Brandauer, Nigel Kennedy, Daniel Hope, Iris Berben, Giovanni Antonini, Sabine Meyer, Vladimir Jurowski, Ton Koopman und die Academy of St Martin in the Fields Gäste des SHMF.

SHMF-Intendant Dr. Christian Kuhnt: »Mit unserer Joseph Haydn gewidmeten Komponisten-Retrospektive haben wir ein Schlaglicht auf den Vater der Wiener Klassik geworfen. Rund 3000 Besucher feierten die herausragende Aufführung von Haydns »Jahreszeiten« an unserem Jubiläumswochenende. Künstler wie etwa Giovanni Antonini, Ton Koopman oder Thomas Hengelbrock haben die Genialität dieses Komponisten auf erfrischende Weise präsentiert und mit ihren Konzerten bei uns Maßstäbe für die Haydn-Interpretation gesetzt. Mit Sir András Schiff haben wir für unser Solistenporträt einen Künstler gewonnen, der sich menschlich, künstlerisch und programmatisch vollends auf das Schleswig-Holstein Musik Festival eingelassen hat und aus jedem seiner für uns kreierten Konzerte ein beglückendes Ereignis auf höchstem musikalischem Niveau gemacht hat. Dieses Solistenporträt hat Festivalgeschichte geschrieben.«

Viele Künstler setzten sich in rund 100 Konzerten mit dem »Erfinder« der Sinfonie und des Streichquartetts und seinem facettenreichen Schaffen auseinander: Künstlerpersönlichkeiten wie Sir András Schiff oder Ivo Pogorelich, Dirigenten wie Giovanni Antonini, Ton Koopman oder Thomas Hengelbrock, Solisten wie Alison Balsom, Albrecht Mayer oder Christiane Oelze. Ein Höhepunkt war das spektakuläre Projekt »The Big Seasons« mit Haydns Oratorium »Die Jahreszeiten«, für das Klaus Maria Brandauer exklusiv ein literarisches Rahmenprogramm ausgearbeitet hatte. Dieses einzigartige Konzertwochenende war dem 30-jährigen Jubiläum des SHMF gewidmet. Aus Anlass des Haydn-Schwerpunktes veranstaltete das SHMF in Zusammenarbeit mit dem Brahms-Institut in Lübeck zudem eine Ausstellung unter dem Titel »Kontinuitäten? – Haydn und Brahms« sowie ein wissenschaftliches Symposium, das die Rezeption Haydns näher in den Blick nahm. Eröffnet wurden Symposium und Ausstellung durch einen Festvortrag des Haydn-Experten Prof. Dr. Otto Biba aus Wien.

Insgesamt zehn Konzerte hatte der Meisterpianist Sir András Schiff für das SHMF ersonnen: von einem Abend mit Bachs »Goldbergvariationen«, bei dem er selbst die Werkeinführung übernahm, und einer Schubertiade mit der jungen Sängerin Anna Lucia Richter, bei der er am Hammerklavier zu erleben war, über eine Reise zu Sehnsuchtsmusiken von Schumann, bei der u.a. das selten aufgeführte Werk »Der Rose Pilgerfahrt op. 112« zu hören war, bis hin zu Kammermusikabenden mit dem Jerusalem Quartet, dem Cellisten Miklós Perényi und seiner Frau, der Geigerin Yuuko Shiokawa, sowie Auftritten mit seiner Cappella Andrea Barca. Ein besonderer Höhepunkt in der von Schiff konzipierten Konzertreihe war seine Zusammenarbeit mit dem Salzburger Marionettentheater.

Die Reihe »Luustern« (plattdeutsch für Lauschen) präsentierte wieder Stars abseits der Klassik. In diesem Jahr waren unter anderem mit dabei: die portugiesische Fado-Queen Mariza, der französische Chanson-Star ZAZ, das Schweizer Multitalent Sophie Hunger, das Maskentheater Familie Flöz, der Sänger Max Mutzke, der singende Gentleman Tom Gaebel, der DJ Christian Löffler, das Musikertrio Bidla Buh, die österreichische Gruppe Faltenradio und der Trompeter Nils Wülker. Ebenso gaben sich diesen Sommer die A-cappella-Band basta!, die Comedy-Gruppe Igudesman & Joo, der Jazzbassist Dieter Ilg, die irische Folkband Lúnasa, die deutsch-serbische Formation Uwaga!, die Hamburger Schlagwerker Elbtonal Percussion, das GlasBlasSing Quintett, das Kibardin Quartett, The Real Group sowie Mnozil Brass die Ehre. In dem Workshop »Nils Landgren und die wilden 80« arbeiteten junge Posaunisten mit »Mr. Redhorn« zusammen.

Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr verwandelte der Geiger Daniel Hope erneut die Hansestadt Lübeck ein ganzes Wochenende lang in eine klingende Bühne und lud mit seinen elf »Familienstücke« benannten Konzerten dazu ein, außergewöhnliche Spielstätten der herrlichen Altstadtinsel entdecken. Gefördert wurde das Projekt von der Possehl-Stiftung.

Der Hornist Felix Klieser erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Leonard Bernstein Award, gestiftet von der Sparkassen-Finanzgruppe. Der seit 2002 im Rahmen des SHMF vergebene Preis hat sich zum Karrieresprungbrett für Nachwuchstalente in der Klassikszene etabliert. Diesen Sommer kehrten mit Alisa Weilerstein, Erik Schumann und Jan Lisiecki einige Preisträger des Leonard Bernstein Award zum SHMF zurück. Die diesjährige Preisträgerin des renommierten Hindemith-Preises ist die britische Komponistin Anna Clyne.

Die internationale Orchesterakademie, 1987 von Leonard Bernstein gegründet, fand vom 3. Juli bis zum 22. August 2016 statt. Die rund 130 Teilnehmer, die in weltweiten Probespielen aus mehr als 1.700 Bewerbern ausgewählt wurden, wohnten im Nordkolleg Rendsburg und probten in der ACO Thormannhalle in Rendsburg-Büdelsdorf. Nach dem großen Erfolg der »West Side Story« brachte die Orchesterakademie erneut ein Filmkonzert auf die Bühne: Unter der Leitung des US-amerikanischen Dirigenten und Filmkomponisten David Newman spielten die jungen Musiker die Musik zum Filmklassiker »E.T. The Extra-Terrestrial«. Erstmals stand der Dirigent Vladimir Jurowski, Chefdirigent des London Philharmonic, am Pult des Festivalorchesters und studierte passend zur Haydn-Retrospektive zwei Sinfonien des Wiener Klassikers sowie Strauss̕ »Also sprach Zarathustra« ein. Eine weitere Probenphase übernahm Michael Sanderling mit Werken von Brahms und Haydn – als Solist mit dabei war der diesjährige Preisträger des Leonard Bernstein Award, Felix Klieser. Der finnische Dirigent Jukka-Pekka Saraste widmete sich Dvořáks Sinfonie Nr. 7 sowie dem 4. Klavierkonzert von Beethoven; Solist war der Pianist Jan Lisiecki. Principal Conductor Christoph Eschenbach brachte den Musikern Haydns Sinfonie Nr. 104 sowie Bruckners 9. Sinfonie nahe. Das Festivalorchester war außerdem in verschiedenen kammermusikalischen Formationen zu erleben.

Nach den Erfolgen der vergangenen beiden Jahre mit den Aufführungen von Mendelssohns »Elias« und Verdis Requiem erarbeitete der Festivalchor gleich zwei Projekte: unter der Leitung seines Chordirektors Nicolas Fink ein spätromantisches Programm mit Werken von Max Reger, Gustav Mahler und Josef Gabriel Rheinberger sowie gemeinsam mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung von Sir Roger Norrington Haydns Oratorium »Die Schöpfung«. Solisten beim Abschlusskonzert am 28. August in der Kieler Sparkassen-Arena sind Ekaterina Siurina (Sopran), Anna Lucia Richter (Sopran), Lothar Odinius (Tenor), Florian Boesch (Bariton) und Franz-Josef Selig (Bass).

Vom 18. Juli bis 14. August kamen junge Musiker aus aller Welt in die Lübecker Musikhochschule, um in acht Meisterkursen von den Großen ihres Fachs zu lernen. Ein Novum in diesem Jahr war der Meisterkurs Chordirigieren mit Simon Halsey, dem langjährigen Leiter des Rundfunkchors Berlin, und dem Chordirektor des Festivalchors, Nicolas Fink. Erstmals war der Bariton Olaf Bär zu erleben. Nach langer Pause waren die Pianisten Andrzej Jasiński und Anatol Ugorski, der Cellist Miklós Perényi sowie die Geigerin und Pädagogin Ida Bieler wieder dabei. Außerdem unterrichteten der Cellist Jens Peter Maintz und die Sopranistin Helen Donath gemeinsam mit ihrem Mann Klaus Donath.

Die »Musikfeste auf dem Lande« gehören zu den Herzstücken des SHMF und bieten eine ganz besondere Konzertatmosphäre. Auf den schönsten Gutshöfen des Landes können Besucher klassische Musik mit ausgedehnten Picknicks verbinden: In diesem Jahr öffneten Emkendorf, Hasselburg, Pronstorf, Stocksee und Wotersen ihre Tore. Ganz auf Familien zugeschnitten waren das Angebot der Kindermusikwerkstatt sowie die Kindermusikfeste, die Musik zum Mitmachen und Zuhören boten.

Das NDR Fernsehen präsentiert im »Schleswig-Holstein Magazin« während der acht Festivalwochen regelmäßig die Festival-Tipps. Zusätzlich wird ausführlich über die Highlights und zentralen Ereignisse des Musiksommers berichtet. Insgesamt sieben Mal widmet sich die Sendung »Schleswig-Holstein 18:00« ausschließlich dem SHMF. Ein 45-minütiges Festival-Feature mit musikalischen Highlights und den schönsten Bildern und Geschichten beschließt die Berichterstattung im NDR Fernsehen. Zudem gibt es regelmäßige Berichterstattung zum SHMF in den Radioprogrammen NDR Kultur (auch Live-Übertragungen und Aufzeichnungen von Konzerten) und NDR Info sowie auf NDR 1 Welle Nord – hier auch montags bis freitags mit den Festival-Notizen zwischen 20 und 22 Uhr. NDR 1 Welle Nord und das Schleswig-Holstein Magazin präsentieren die Reihe »Luustern«. In diesem Jahr werden zehn Konzertprojekte durch die NDR-Klangkörper verwirklicht. Traditionell gestaltet das NDR Elbphilharmonie Orchester das Eröffnungs- und Abschlusskonzert und bildet damit die Eckpfeiler des SHMF.

Die unverzichtbaren musikpädagogischen Aktivitäten des SHMF werden von der Possehl-Stiftung (Meisterkurse), der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (Meisterkurse), der Oscar und Vera Ritter-Stiftung (Orchesterakademie), der Weiland Kulturstiftung Henning Hamkens, der ACO Gruppe (Orchesterakademie) sowie von der Familie Dr. Hannelore Murmann (Orchesterakademie und Festivalchor) mit großzügigen Zuwendungen bedacht. Sein mäzenatisches Engagement für das SHMF führt auch der Unternehmer Prof. Dr. Günther Fielmann fort. Im Rahmen von Patenschaften engagieren sich die Oscar und Vera Ritter-Stiftung, die NORDAKADEMIE gemeinnützige AG – Hochschule der Wirtschaft und Dr. Norbert Klause.

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