Kurz vor der Landtagswahl hat die rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen gestern den ersten Landeskulturbericht vorgelegt. "Unterm Strich ist das Ergebnis enttäuschend“, sagt Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung. "Zwar hat die Regierung endlich begonnen, sich intensiver mit Kulturentwicklung zu beschäftigen. Über eine reine Bestandsanalyse kommt sie jedoch nicht hinaus.“

"Dringend notwendig ist eine schnelle Erhöhung des Landesanteils an den Kulturausgaben“, sagt Mertens. Im Vergleich zu anderen Bundesländern finanziert NRW den Kulturbereich unterproportional. Das gilt besonders für Orchester und Theater, die zum Kern der kulturellen Infrastruktur in den Kommunen gehören. Das Land vernachlässigt ihre Finanzierung seit Jahren. "Die Kommunen dürfen nicht mehr allein auf den unumgänglichen Kosten- und Tarifsteigerungen sitzen bleiben. Deshalb fordert die Deutsche Orchestervereinigung eine deutlich höhere Förderung des Landes für die 18 Stadttheater und Orchester.“ Aktuell übernimmt das Land laut Städtetag NRW nur etwa fünf Prozent der Betriebskosten; in anderen vergleichbaren Flächenländern sind es 30 bis 50 Prozent.

Überraschend ist die zaghafte Bewertung von Orchestern und Theatern im Bereich Education. Dabei haben sie für die Förderung des Publikumsnachwuchses bereits enorme Anstrengungen unternommen. Allein beim Projekt WDR macht Schule – Dackel trifft Mozart gingen Mitglieder des WDR Sinfonieorchesters Köln Anfang März auf große Schultour. Mertens: "Es ist einzigartig, was die Orchestermusiker geleistet haben. Sie besuchten fast 100 Grundschulen in 55 Städten und erreichten in nur einer Woche 20.000 Kinder.“

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