Im vergangenen Jahr legte das Beethoven-Haus eine viel beachtete Studie über den Verein Beethoven-Haus in der Zeit des Nationalsozialismus vor. In der über 125jährigen Geschichte des Vereins war diese Zeit bisher weitgehend unerforscht. Die Studie entstand in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte von Prof. Joachim Scholtyseck an der Universität Bonn. Autor ist Patrick Bormann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an diesem Institut.

Auf der Basis seiner Publikation mit dem Titel "Das Beethoven-Haus 1933-1945: Eine Kulturinstitution im ‚Dritten Reich’“ wurde nun ergänzend eine Sonderausstellung erarbeitet, die ab dem 10. Mai im Beethoven-Haus zu sehen ist.

Die Sonderausstellung thematisiert die Selbstgleichschaltung des Hauses nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten  (Einführung des Führerprinzips) unter der Leitung von Ludwig Schiedermair. Schiedermair war seit 1919 Ordinarius des Instituts für Musikwissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität und seit 1932 in Personalunion Vorsitzender des Vereins Beethoven-Haus und Leiter des Beethoven-Archivs. Behandelt werden ferner die Verdrängung der jüdischen Mitglieder aus dem Verein und der jüdischen Musiker aus den Konzertprogrammen sowie die Versuche, das Beethoven-Haus als wichtige Institution innerhalb der deutschen Musikwissenschaft der NS-Zeit zu positionieren.

Thematisiert werden außerdem die Kontakte des Hauses zu offiziellen Stellen des Reichs, gelungene und gescheiterte Versuche der Vernetzung und Vereinnahmung, das Verhältnis zur Stadt Bonn, insbesondere die Kooperation mit den städtischen Beethovenfesten sowie ideologische Prägungen der Beethovenforschung im Nationalsozialismus.

Aufgezeigt wird auch die Sicherung der Sammlung des Hauses im Zweiten Weltkrieg und ihre Rettung, für die Theodor Wildeman verantwortlich war. Wildeman wurde nach Kriegsende Vorsitzender des Vereins Beethoven-Haus und sorgte für eine Neuordnung.

Begleitend zur Sonderausstellung erscheint eine Broschüre, die von Maria Rößner-Richarz, Historikerin und Archivarin des Beethoven-Hauses, verfasst wurde. Sie ist im Shop des Beethoven-Hauses zum Preis von 4 EUR erhältlich.