Am 1. Oktober geht die 31. Saison des Hohenloher Kultursommers mit dem traditionellen Schlusspunkt in Kloster Schöntal zu Ende. Vor ausverkauftem Haus ist der südafrikanische Blockflötist Stefan Temmingh zusammen mit seinem Ensemble "The Gentlemen’s Band“ zu Gast. Mit Originalbearbeitungen für Blockflöte und basso continuo und Barockinterpretationen von u.a. Vivaldi, Händel oder Corelli wird er alle Blockflötenklischees von der Bühne fegen.

Kennzahlen
Der Schlusspunkt ist das 22. ausverkaufte Konzert von insgesamt 72 Veranstaltungen des diesjährigen hohenloher Musikfestivals, das am 25. Mai vor ausverkauften Rängen im Rittersaal von Schloss Neuenstein begann. 60 % aller Konzerte waren zu 75% oder besser ausgelastet. Insgesamt bespielte das Festival 42 unterschiedliche Spielstätten in den Landkreisen Hohenlohekreis, Schwäbisch Hall, Main- Tauber und Ansbach. Knapp 13.500 Besucher fanden ihren Weg in die Konzertsäle des Kultursommers. Mit üblichen organisatorisch bedingten Anpassungen der Gesamtkapazität erreicht der 31. Hohenloher Kultursommer 2017 damit eine Durchschnittsauslastung von 79,6%. Diese Zahlen schreiben nahezu exakt die Ergebnisse der letzten drei Jahre fort und beweisen die Beständigkeit des Angebots. Wie auch im Vorjahr blieb allerdings das Musikfest auf Schloss Weikersheim hinter den Erwartungen bzw. den durchschnittlichen Besucherzahlen vor 2016 zurück. Wetterbedingt musste das Hauptkonzert mit der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg zum ersten Mal seit 25 Jahren nach nur ca. 50 Minuten abgebrochen werden. Das Motto "Bonjour La France – Musikalischer Zauber Frankreichs“ lockte knapp 1.400 Besucher nach Weikersheim. Dafür erfreute sich der Konzerttag auf Schloss Schillingsfürst mit ca. 280 Besuchern einer stärkeren Nachfrage als in den Vorjahren. Seit der Saison 2016 gibt es beim Kultursommer Ermäßigungen für Kinder bis 12 Jahre (50%), Schülerinnen, Schüler sowie für Studierende (30%). Der Anteil dieser Publikumsgruppe lag 2016 bei 1,6%, 2017 liegt er bei 1,9%. Etwas mehr als 5% der Kunden nutzten 2017 Ermäßigungen über die SWR2 Kulturcard oder die Nußbaum-Card. 2016 betrug dieser Anteil an verkauften Karten 4,4%.

Künstlerische Qualität als Erfolgsfaktor Nummer eins
Hochkarätige und künstlerisch qualitativ hochwertige Programme, zumeist dargeboten von international renommierten Künstlern, zeichnen das Musikfestival Hohenloher Kultursommer aus. Jedoch betreibt das Festival nach wie vor keinen Starkult. Die zum Teil mit den Künstlern eigens erstellten Programme sind ein Alleinstellungsmerkmal der Konzertreihe. Die musikalisch konzeptionelle Verbindung mit den zahlreichen kulturhistorischen Räumlichkeiten erweist sich nach wie vor als Garantie für außergewöhnliche Kultursommer-Momente. Ein aktuelles Pressezitat von Andreas Dehne spiegelt diesen Aspekt wider: "Ein solch imposantes Zusammenspiel von Akustik, Optik und meisterlichem Können kann man nicht oft erleben“. Alte Musik, Klassik und Weltmusik stellen dabei weiterhin die programmatische Ausrichtung des Festivals dar.

Glanzpunkte der 31. Saison
Gleich zu Beginn setzte das Festival einen hochkarätige Startmarke mit dem chinesischen Pianisten Haiou Zhang und der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg. Zhang überzeugte mit seiner Interpretation von Mozarts Klavierkonzert Es-Dur KV 271 (Jeunehomme) und das Orchester unter der Leitung von Juri Gilbo glänzte mit der eher selten zu hörenden Sinfonie C-Dur Hob. I: 82 von Joseph Haydn, die den Beinamen "der Bär“ trägt. Nicht weniger fulminant war das Eröffnungskonzert im Landkreis Schwäbisch Hall. Im Langenburger Barocksaal trafen unter der Überschrift "Dancing Paris“ das Alliage Quintett und der ungarische Geigenvirtuose József Lendvay aufeinander. Sowohl Lendvay mit seinem eigenen Ensemble als auch die Zusammenarbeit mit dem Alliage Quintett wurde bereits mit
einem ECHO Klassik ausgezeichnet. Im Genre Alte Musik brillierten Anfang Juni zwei Ensembles in der Klosterkirche in Schöntal. Mit der "Himmelfahrtsmesse“ entführten die mehrfach ausgezeichneten Formationen Capella de la Torre und Tiburtina Ensemble in die meditativen Mittelalter-Klänge spanischer Nonnenklöster. Für eine ausverkaufte Stiftskirche auf der Großcomburg sorgte in dieser Sparte im Juli die Schola Gregoriana Pragensis mit einem Programm zur Reformation, thematisch angelegt zwischen dem tschechischen Kirchenerneuerer Jan Hus und Martin Luther.

Wahre Publikumsmagneten waren in dieser Saison die Konzerte im Bereich "Brass & Co.“. Ausverkauft war sowohl das Konzert mit dem Mannheim Brass Quintett im Braunsbacher Schlosshof als auch das Open Air Konzert mit 10forBrass im Schlosshof Schillingsfürst. Sogar zusätzliche 50 "Sunshine-Tickets“ gab es beim Programm "Goldene Nordlichter“ mit Tine Thing Helseth und ihrem Ensemble. Mit 405 Besuchern war der Niedernhaller Kelterhof dabei bis auf die letzte Sitzmöglichkeit belegt. Ebenfalls stark nachgefragt war das Konzert mit englischer Barockmusik des Barocktrompeten Ensembles Berlin unter der Leitung von Johann Plietzsch. Im August und Anfang September standen Violinen- und Streicherklänge im Fokus. Für gute Auslastungen sorgten die Konzerte des Concertino Ensembles, besonders das traditionelle Mittwochskonzert in der Jugendstilkirche in Kirchberg-Gaggstatt. Der 32. internationale Meisterkurs für Streicher wurde auch dieses Jahr in Kloster Schöntal mit mehr Teilnahmezuspruch als 2016 durchgeführt. Daran schloss sich der 17. Internationale Wettbewerb für Violine an. In drei Auswahlrunden stellten sich über 60
Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 21 Ländern der internationalen Fachjury. Insgesamt wurden, zusammen mit dem Reinhold-Würth-Förderpreis dotiert mit 5.000,- €, Preisgelder in Höhe von 28.600,- € ausgeschüttet. Die begleitenden Konzerte wurden im Rahmen des Hohenloher Kultursommers präsentiert. Ein herausragender Abschluss war dabei die Preisträger-Gala im neuen Carmen-Würth- Forum, bei der einige Gewinner ihre virtuosen Stücke mit kleinem Kammerorchester präsentieren durften. Das außerordentliche Nachwuchsförderkonzept der Stiftung, bestehend aus Konzertbetrieb, Meisterkurs und Violinwettbewerb steht seit mehr als 30 Jahren unter der künstlerischen Leitung von
Prof. Petru Munteanu. Anschließend an den Wettbewerb waren im Schloss Aschhausen an drei Abenden alle zehn Violinsonaten von Beethoven von der Geigerin Ksenia Dubrovskaya und der Pianistin Sona Barseghyan in intimem Rahmen zu hören.

Für ausverkaufte Säle sorgten in dieser Saison außerdem der Schauspieler Charles Brauer, der zusammen mit dem Pianisten Christian Elsas in der Schwäbisch Haller Hospitalkirche aus dem kleinen Prinzen las, Publikumslieblinge wie Geigerin Rebekka Hartmann, die in Öhringen alle Brahms Violinsonaten aufführte, Pianistin Olga Scheps oder "Bauern-Jazzer“ Herbert Pixner, der 550 Besucher mit seinem Mix aus authentischer alpiner Volksmusik, Gypsy-Swing, Jazz und Weltmusik in der Öhringer Kultura begeisterte. Ebenso die Harfenistin Silke Aichhorn, die im Trio mit Flöte und Bratsche Werke französischer Komponisten in der Haller Hospitalkirche darbot. Als erster externer Veranstalter war der Hohenloher Kultursommer im August im neu eröffneten Carmen- Würth-Forum zu Gast. Starklarinettisten Sabine Meyer bewies zusammen mit ihrem Ehemann Reiner Wehle, ihrem Bruder Wolfgang Meyer sowie dem Pianisten Kalle Randalu ihre kammermusikalische Extraklasse mit Werken der Romantik.

Als neue Spielstätten wurden außerdem die historische, Denkmal geschützte Stallscheune in Öhringen-Cappel und das Kult in Niederstetten eingeweiht - letzteres als Ausweichlocation zur Alten Turnhalle. In beiden Spielstätten sorgten Weltmusik-Programme für volle Häuser. In Öhringen eine Mischung aus Sonaten, Tangos und Gstanzl mit dem Duo Christian Gruber und Maria Reiter (Gitarre und Akkordeon) und in Niederstetten eine authentische Präsentation galizischer Volksweisen und Tänze durch das Ensemble Ialma. Ebenfalls sehr gut besucht, teils ausverkauft, waren weitere Weltmusik-Konzerte mit den Ensembles Ja Ka Scha!, La Grande Bleue, die Grenzgänger oder der jungen Klezmer-Band Yxalag. Sehr schnell vergriffen waren auch dieses Jahr die Karten für die Irish Folk-Gruppe Fleadh, die in dieser Saison in Sindeldorf gastierte. Laut Presse war es das heißeste Konzert der Saison, nicht nur für die Musiker.

Auch zeitgenössische Klänge finden Platz beim 31. Hohenloher Kultursommer. So präsentierte das Jade Quartett Stuttgart im Juli in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall eine Uraufführung des 3. Streichquartetts des Öhringer Komponisten Siegmund Schmidt. An einem Dienstagabend fand die Veranstaltung unerwartet großen Anklang.

Begleitende Aktivitäten
Vom 10. Juli bis zum 11. September 2017 war begleitend zum Festival eine Ausstellung im Kundenfoyer der Sparkasse Hohenlohekreis in Künzelsau mit dem Thema "Klingendes Mittelalter“ zu sehen. In Kooperation mit der Sparkasse – seit Beginn an Hauptsponsor des Hohenloher Kultursommers – und der Capella Antiqua Bambergensis sind dazu spezielle Ausstellungstafeln produziert worden sowie historische Musikinstrumente des Mittelalters in Vitrinen ausgestellt worden. Die "Vernissage concertant“ bestritt auf beeindruckende Weise und gewissermaßen mit einer musikalischen Einführung in die Schau die Capella Antiqua Bambergensis mit Solisten. An die 140 Gäste interessierten sich für diese Ausstellungseröffnung, sodass Besucherinnen und Besucher teilweise in den offenen Stockwerken der Sparkasse Platz nehmen mussten. In Kooperation mit Herrn Peter Rudolph und dem Reiseveranstalter EBT bot die Kulturstiftung Hohenlohe im April eine musikalische Kulturreise nach Thüringen an. Im Reformationsjahr konnten die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Lebensspuren von Martin Luther und Johann Sebastian Bach erkunden.

Ausblick
Die 32. Saison des Hohenloher Kultursommers befindet sich in der Endphase der Programmgestaltung. Das Festival wird 2018 vom 2. Juni bis zum 30. September stattfinden. Zugesagt haben bereits Silke Aichhorn, die der Kultursommer mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn zusammengebracht hat, Stefan Temmingh zusammen mit Dorothee Mields und der LauttenCompagney Berlin, Trompeter Gábor Boldoczki und das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim, Publikumsliebling Herbert Schuch, Spark – die klassische Band oder das weltbekannte Brassensemble Canadian Brass.