Der in diesem Jahr erstmals vergebene und mit 10.000,- € dotierte Preis "Innovatives Orchester 2017“ geht an das Konzerthausorchester Berlin. Eine hochkarätige Jury wählte den Preisträger aus insgesamt 33 Bewerbungen deutscher Orchester aus. Einen Sonderpreis erhält das Staatsorchester Mainz.

"Mit dem Konzerthausorchester Berlin zeichnen wir einen Klangkörper aus, der sich stark über die Verbundenheit mit seiner Heimatstadt Berlin definiert. Die Musikerinnen und Musiker wollen das Orchester für alle Berliner sein und vielfältige Zugänge zur klassischen Musik sowie eine breite kulturelle Teilhabe ermöglichen“, so die Jury.

Das Orchester setzt diesen Anspruch mit einer Vielzahl von Formaten um, sei es in den "Mozart-Matineen“ mit Kinderbetreuung, "Espresso-Konzerten“ zur Mittagszeit oder den "Mittendrin“-Konzerten mit seinem Chefdirigenten Iván Fischer. Mit spontanen Aktionen wie "Dirigier uns“ mitten auf dem Gendarmenmarkt oder mit "Wunschkonzerten aus 100 Werken“ wagt das Orchester Neues und lässt sein Publikum vielfältig teilhaben. Auch die Education-Aktivitäten beeindrucken - wie z.B. die Schulpatenschaft mit der Temple Grandin Schule, einem sonderpädagogischen Förderzentrum, für die ein "Konzert für junge Menschen mit Autismus und ihre Familien“ konzipiert wurde.

Im Bereich digitale Kommunikation wurden mit dem Projekt "#klangberlins“ neue Maßstäbe bei der Vermittlung klassischer Musik im digitalen Raum gesetzt. Die 13-teilige Webvideo-Serie "#klangberlins“, in der das Konzerthausorchester Berlin-typische Momente vertont, sorgte im Netz mit über 3 Millionen Views auf Facebook und YouTube weltweit für Furore.

Die Jury: "Dies sind nur einige Beispiele für die kontinuierlich vollzogene strategische Neuausrichtung des Klangkörpers unter Berücksichtigung der Tradition und Geschichte des Orchesters. Dies hat aus unserer Sicht Vorbildcharakter“. 

Der mit 2.500,- € dotierte Sonderpreis geht an das Staatsorchester Mainz für das Projekt "Patenkindkonzerte“.

Mit diesem Sonderpreis würdigt die Jury die Konzeption eines herausragenden Einzelprojekts, das Kinder und deren Eltern sehr früh an einen Klangkörper bindet und damit beispielhaft ist. Im Jahr 2014 bot das Staatsorchester Mainz allen in diesem Jahr in Mainz geborenen Kindern eine Patenschaft des Orchesters an. Ein Drittel des gesamten Geburtsjahrganges der Landeshauptstadt, 1100 Kinder, wurde von den Eltern als Patenkind angemeldet. Alle Kinder werden sechs Jahre lang musikalisch begleitet und können mindestens einmal im Jahr ein altersgerechtes Konzert erleben. Im Jahr 2020 wird das Projekt mit einem großen Orchesterkonzert in Anwesenheit aller Patenkinder abgeschlossen.

"Die Jury ist außerordentlich froh über die vielen guten bis sehr guten Bewerbungen der Orchester. Uns hat dies gezeigt, dass die Orchester in Deutschland sehr viel wandlungsfähiger und innovationsfreudiger sind, als dies oft behauptet wird. Deswegen freuen wir uns schon heute auf viele interessante Bewerbungen für den Preis im Jahr 2018“, so Juryvorsitzender Peter Ruzicka.

Mitglieder der Jury waren:

  • Prof. Dr. Dr. Peter Ruzicka (Geschäftsführender Intendant Orchesterfestspiele Salzburg)
  • Dr. Susanne Litzel (Stellv. Vorsitzende Kuratorium der Deutschen Orchester-Stiftung, Geschäftsführende Gesellschafterin Klaus Herding GmbH Bocholt)
  • PD Dr. Christian Tewinkel (Privatdozentin für Musikwissenschaft, Universität der Künste Berlin, Lecturer in musicology, Barenboim-Said Akademie Berlin)
  • Hans Reinhard Biere (Kuratoriumsmitglied Deutsche Orchester-Stiftung, Vorsitzender des Gesamtvorstands der DOV und Geiger im WDR Sinfonieorchester)
  • Alexander Meraviglia-Crivelli (Generalsekretär des Gustav Mahler Jugendorchesters)
  • Dr. Stefan Rosu (Intendant Philharmonie Zuidnederland)

Für die Finanzierung des Preisgeldes dankt die Deutsche Orchester-Stiftung der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) sowie Frau Dr. Litzel und Herrn Dr. Köstlin.

Orchesterbiographien:

Das Konzerthausorchester Berlin kann auf eine mittlerweile 60-jährige Tradition zurückblicken. 1952 als Berliner Sinfonie-Orchester (BSO) gegründet, erfuhr es unter Kurt Sanderling als Chefdirigenten (1960-1977) seine entscheidende Profilierung und internationale Anerkennung. Heute gehört das Konzerthausorchester Berlin mit seinen über 12.000 Abonnenten zu den Klangkörpern mit der größten Stammhörerschaft in Europa. Das Konzerthausorchester ist nicht nur in über 100 Konzerten pro Saison im Konzerthaus Berlin zu erleben, sondern war bereits mehrmals auf Konzertreise in Europa, den USA und Asien eingeladen. Ein besonderes Anliegen ist die Nachwuchsförderung. So wurde 2010 die Orchesterakademie am Konzerthaus Berlin gegründet, in der junge Künstler über den Zeitraum von mindestens einem Jahr eine praxisorientierte Förderung durch die Orchestermusiker erhalten. Mit neuen Konzertformaten sowie außergewöhnlichen und spannenden Projekten wie der mehrfach preisgekrönten Web-Serie #klangberlins begeistern Chefdirigent Iván Fischer und das Konzerthausorchester regelmäßig das Publikum und leisten mit einer Virtual Reality-Brille sowie einer Augmented-Reality-App Pionierarbeit im Bereich der digitalen Medien in der Klassik-Szene. Zu Überraschungskonzerten, spontanen Wunschkonzerten, öffentlichen Proben und szenischen Konzerten kam in der Saison 2014/15 die Konzertreihe "Mittendrin“ hinzu. Dabei rücken die Orchestermusiker ein wenig auseinander, sodass zwischen ihnen Platz für das Publikum entsteht, das auf diese Weise der Musik so nah wie nie ist. Seit der Saison 2017/18 ist Juraj Valcuha Erster Gastdirigent.

Link zum YouTube Kanal: https://www.youtube.com/watch?v=0GMZIVOqxdE

Das Philharmonische Staatsorchester Mainz bestimmt seit Jahrhunderten die Musikkultur der Stadt Mainz und hat sich zu einem der bedeutendsten Klangkörper der gesamten Rhein-Main-Neckar-Region entwickelt. Im Laufe der Jahre standen viele große Dirigenten und Komponisten wie z. B. Richard Strauss, Gustav Mahler und Hans Knappertsbusch am Pult des Orchesters. Die Wurzeln des Klangkörpers reichen zurück bis zur Hofkapelle der Mainzer Kurfürsten. So feierte das Philharmonische Staatsorchester 2014 unter dem Motto "500 Jahre für Mainz“ die bis in das Jahr 1514 reichenden Anfänge der Mainzer Orchesterkultur. Hermann Bäumer setzt als Chefdirigent seit der Spielzeit 2011/12 mit innovativen Programmen und neuen Formaten, diese Entwicklung äußerst erfolgreich fort. Neben der Mitwirkung bei den Musiktheateraufführungen des Staatstheaters Mainz sind die Musikerinnen und Musiker des Staatsorchesters in verschiedensten Konzertreihen auf dem Podium zu erleben: Sinfoniekonzerte, Sonder- und Kammerkonzerte zeichnen sich durch eine beziehungsreiche Programmdramaturgie aus, die auch für Neues und Experimente offen ist. Darüber hinaus leistet das Philharmonische Staatsorchester mit einem umfangreichen und spannenden Programm einen wesentlichen Beitrag zur Kinder- und Jugendarbeit. So z. B. mit dem im Rahmen des Jubiläums 2014 initiierten Patenkind-Projekts, das nach sechs Jahren intensiver musikalischer Begleitung der Patenkinder 2020 mit einem großen Orchesterkonzert seinen krönenden Abschluss finden wird.