Mit einem offenen Brief richtet sich die deutschsprachige Opernkonferenz an den russichen Kulturminister Wladimir Medinskij:

"Kirill Serebrennikov ist ein Künstler, der durch handwerkliche Meisterschaft als Regisseur in den Genres Schauspiel, Spielfilm und Oper gleichermaßen international hohes Renommee genießt. Als Realist im besten Sinne des Wortes beobachtet Serebrennikov die Welt aufs Genaueste und erzählt Figuren und Geschichten so, dass sie nicht nur in Russland zu fruchtbaren Diskussionen zentraler Belange des menschlichen Lebens und der Gesellschaft führen.
Die Arbeiten dieses russischen Ausnahmekünstlers erfüllen somit jenseits ihres unbestrittenen ästhetischen Wertes, eine zentrale Aufgabe von Kunst, wie wir sie verstehen und wie sie nur von wenigen vergleichbar verantwortungsvoll angenommen und auf vergleichbar hohem inhaltlichen und ästhetischen Niveau umgesetzt wird. Er repräsentiert auf ganz spezielle Weise den hohen Standard russischer Gegenwartskultur und setzt Maßstäbe, die in der sogenannten westlichen Welt Vorbildfunktion haben.

Der seit dem 23. August 2017 andauernde und am 17. Oktober 2017 um weitere drei Monate bis zum 19. Januar 2018 verlängerte Hausarrest von Kirill Serebrennikov ist für uns nicht nur in politischer und juristischer Hinsicht sehr fraglich, sondern hält diesen herausragenden Künstler auch ganz pragmatisch davon ab, seinen Verpflichtungen als Kunstschaffender auch an deutschen Kulturinstitutionen nachzukommen. Die daraus folgenden Ausstände an hochwertigen künstlerischen Produktionen können von Seiten dieser Institutionen weder akzeptiert noch ersetzt werden.

Da die Schuldhaftigkeit Kirill Serebrennikovs bis zum heutigen Tage nicht festgestellt werden konnte, ersuchen wir die russische Regierung um die sofortige Freilassung des Künstlers Kirill Serebrennikov, und die Ermöglichung der ungehinderten Weiterführung seiner künstlerischen Arbeit."

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Bernd Loebe, Intendant und Geschäftsführer der Oper Frankfurt, unterschrieb den offenen Brief am 24. Oktober 2017 in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Deutschsprachigen Opernkonferenz, der Intendanten und Repräsentanten der größten Opernhäuser Deutschlands und (assoziiert) Europas angehören.

Mitglieder der Deutschsprachigen Opernkonferenz:
Hamburgische Staatsoper, Staatsoper Berlin, Deutsche Oper Berlin, Komische Oper Berlin, Deutsche Oper am Rhein, Oper Köln, Oper Frankfurt, Staatsoper Stuttgart, Bayerische Staatsoper München, Sächsische Staatsoper Dresden, Oper Leipzig, Wiener Staatsoper, Opernhaus Zürich

Assoziierte Mitglieder:
Royal Opera House Covent Garden London, Opéra National de Paris, Teatro alla Scala Mailand