Vor 15 Jahren war es, als der Bundesweite Arbeitskreis Musiktherapie an Musikschulen – kurz: BAMMS – in Mannheim ins Leben gerufen wurde. Damals eine veritable Pionierleistung, ist die Musiktherapie heute als Fach anerkannt und als kompetenter Partner gefragt, wenn es um das Ziel der Selbstverständlichkeit von Inklusion an Musikschulen geht. "Mithilfe verschiedenster Instrumente hilft die Therapie Menschen mit körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen dabei, dass sie wieder Struktur und Sicherheit in ihrem Leben bekommen“, erläuterte Dr. Ulrike Freundlieb in ihrem Grußwort zur Jubiläumstagung "15 Jahre BAMMS“ in der städtischen Musikschule Mannheim. "Das hat sehr viel auch mit Selbstbewusstsein zu tun, mit individueller Leistungsfähigkeit und mit der Akzeptanz, in einer Gemeinschaft seinen eigenständigen Part zu finden“ – dies sei ein Kernelement der Musiktherapie, so die Bildungsbürgermeisterin.

Zu diesem Jubiläum sei "ein wunderbares Programm“ aufgelegt worden, dass den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die ganze Fülle der Kooperationen und musiktherapeutischen Angeboten vor Augen führe und von allgemeinen Angeboten bis zur zentralen Erstaufnahme von Flüchtlingen reiche: "Alles von A bis Z unserer Lebenswelt“, so die Dezernentin. Fachvorträge, Fallbeispiele und die Präsentation von Ergebnissen einer Bachelorarbeit zum Thema "Berufsfeldanalyse Musiktherapie“ rundeten die Tagung ab, bei der zudem zurückgeblickt, die aktuelle Situation beleuchtet und ebenso in die Zukunft geschaut werde. Zum Abschluss standen überdies ein Fest mit Fingerfood und Musik der inklusiven Band Gilanika aus Waghäusel sowie der Mannheimer Seniorenband "Barock‘n‘Roll“ auf dem Programm.

An der Mannheimer Musikschule gebe es die Musiktherapie seit 1972, berichte Dr. Freundlieb. "Wir stellen 40 Einzeltherapieplätze bereit und durch die außerordentlich erfolgreiche Kooperation mit den Mannheimer Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren kommen nochmal 200 Kinder und Jugendliche dazu, die wir sehr eng mit unserem Angebot begleiten.“ Dies decke sich hervorragend mit den erklärten Zielen der Stadt in Hinblick auf Inklusion, Teilhabegerechtigkeit, Toleranz und Vielfalt. Neben der "Mannheimer Erklärung“ verwies die Bildungsbürgermeisterin auch auf die "Potsdamer Erklärung von 2014“: Der Verband deutscher Musikschulen (VdM) vertrete diese Leitlinie einer inklusiven Gesellschaft, wie sie seit der Ratifizierung der UN-Konvention für Rechte von Menschen mit Behinderung im Jahre 2009 umzusetzen sei. Die Stadt Mannheim setze diese Idee "in ganz verschiedenen Schritten, an vielen Stellen und hochvernetzt" um. "Für die öffentlichen Musikschulen bedeutet das konkret den Einstieg in einen inklusiven Prozess, der eine Teilhabe aller Menschen durch diskriminierungsfreie Angebote und angemessene Vorkehrungen ermöglicht“.

Die Dezernentin für Bildung, Jugend und Gesundheit dankte auch den Organisatorinnen der Tagung, dem BAMMS-Team aus Marjolein Kok, Leiterin des Bereichs Musiktherapie an der Mannheimer Musikschule und Mitbegründerin des Arbeitskreises, Karin Holzwarth und Julia Hoffmann (beide aus Hamburg), Cordula Reiner-Wormit (Waghäusel) und Christin Matthes (Berlin-Kleinmachnow).

Marjolein Kok, die den Fachbereich seit 1991 leitet, rekapitulierte, wie sie im Jahr 2000 ihre Hamburger Kollegin Gisela Peters kennenlernte und beide beschlossen, sich zusammenzutun und einen Arbeitskreis zu organisieren. 2002 sei dann mit 30 Teilnehmern in Mannheim der Bundesweite Arbeitskreis für Musiktherapie an Musikschulen gegründet worden. Im Jahre 2008 sei dieser offiziell als Förder- und Unterstützungsangebot in den Fächerkanon des VdM aufgenommen worden. "Mit der Musiktherapie öffnet sich eine Musikschule auch noch weiter für alle Menschen in einer Kommune“, sagte auch sie mit Blick auf die "Potsdamer Erklärung“.

"Wie schön ist es denn für Menschen, mit Musik anderen Menschen zu helfen, das innere Gleichgewicht zu finden“, hatte zuvor der neue Leiter der Mannheimer Musikschule, Bjoern Strangmann, zur Tagungseröffnung nach einer Bodypercussion-Einstimmung durch Musiktherapeut Thomas Meseck erklärt. "Der VdM ist stolz auf Sie, auf die Musiktherapeutinnen und -therapeuten“, bekräftigte daneben Prof. Dr. Ulrich Rademacher, Bundesvorsitzender des Verbandes deutscher Musikschulen, bei seiner Ansprache an das Auditorium. "Heute wird bilanziert, heute wird reflektiert - aber bitte auch gefeiert! Sie haben es verdient“, schloss Prof. Rademacher.

Absätze