Zum Geburtstag die Eröffnung: Die Thüringer Bachwochen beginnen 2018 am 21. März. An diesem Tag wäre Johann Sebastian Bach 333 Jahre alt geworden. Auf dem Programm des Eröffnungskonzertes in Weimar steht Bachs Matthäuspassion unter Leitung des renommierten englischen Tenors Mark Padmore. Bis zum 15. April folgen insgesamt 56 Konzerte, die sich in ihrem Schwerpunkt dem weltlichen Schaffen Bachs widmen. Zu den Veranstaltungen des Festivals werden rund 20.000 Besucher erwartet. Erstmals finden die Thüringer Bachwochen an 15 Veranstaltungsorten im ganzen Land statt, darunter gibt es auch einige Premierenorte wie das Bundesarbeitsgericht in Erfurt, die Leuchtenburg in Seitenroda oder die Villa Rosenthal in Jena. Höhepunkte neben dem Auftakt zum Bach-Geburtstag sind die Konzerte u.a. des Bach Collegium Japan, der Berliner Gaechinger Cantorey oder des Freiburger Barockorchesters. Als Solisten kommen die Violinistin Liza Ferschtman, der Pianist Alexandre Tharaud, die Saxophonistin Asya Fateyeva sowie der Jazz-Posaunist Nils Landgren mit seinem Ensemble erstmals ins Bachland Thüringen.

Premieren nach 300 Jahren

In der Reihe von Aufführungen weltlicher Bachkantaten bietet das Festival zwei echte Bach-Premieren. Am 6. April 2018 präsentiert der Cembalist und Bachforscher Alexander Grychtolik mit dem Ensemble Deutsche Hofmusik seine Rekonstruktion von zwei verschollenen Festmusiken: Die 1734 zur Krönung von Friedrich August II. als König von Polen entstandene Kantate "Blast Lärmen, ihr Feinde“ BWV 205a sowie die Schäferkantate "Entfliehet, verschwindet, entweichet, ihr Sorgen“ BWV 249a, deren Musik später für das Osteroratorium verwendet wurde. Von beiden Festmusiken sind nur die Texte überliefert, für die Alexander Grychtolik nun die Musik rekonstruiert hat.

Weltliche Kantaten wird auch das Bach Collegium Japan zur Aufführung bringen, wenn es am 7. und 8. April erstmals zu den Thüringer Bachwochen kommt. Das von Masaaki Suzuki gegründete Ensemble gehört zu den weltweit führenden Interpreten Bachscher Musik, seine Gesamteinspielung der Bachkantaten wurde vielfach prämiert. In Arnstadt und Eisenach ist das Bach Collegium unter Leitung von Masato Suzuki mit den Hochzeitskantaten 202 und 210 sowie den Solokantaten für Bass zu hören.

Das belgische Ensemble Il Gardellino wird schließlich am 14. April im Erfurter Zughafen das Zimmermannische Caffe-Hauß in Leipzig wieder auferstehen lassen, jenen Ort, in dem Bach mit dem Collegium Musicum regelmäßig Konzerte gab. In dem Programm "Bach mit Sahne“ erklingen die populäre Kaffeekantate Bachs sowie die dramatische Kantate "Hercules auf dem Scheideweg“, dessen Musik später Eingang ins Weihnachtsoratorium fand.

Die Berliner lautten compagney nutzt unterdessen einen anderen Weg, Bachs Kantatenwerk in einem weltlichen Gewand zu zeigen: Die Musiker um Lautenist und Ensembleleiter Wolfgang Katschner haben ausgewählte Arien und Chöre in Instrumentalstücke umgewandelt, was der bekannten Musik zuweilen ein ganz neues Klangbild verleiht. "Bach ohne Worte“ ist am Ostersonntag in der Stadtkirche St. Georg in Schmalkalden zu erleben.

Eine andere – mindestens ebenso gewichtige – Seite des weltlichen Bach ist sein umfangreiches Instrumentalwerk, das im Mittelpunkt einer Vielzahl von Festivalkonzerten stehen wird. So wird das Freiburger Barockorchester am 30. März in Weimar mit zwei Brandenburgischen Konzerten und zwei Orchestersuiten zu erleben sein, am 1. April gastiert das Stuttgarter Kammerorchester zusammen mit Alexandre Tharaud und Bachs Klavierkonzerten in Erfurt. Der französische Pianist wird außerdem in einer Matinee am 2. April seine Deutung der Goldberg-Variationen vorstellen.

Internationale Solisten

Noch am Anfang seiner Karriere steht der österreichische Pianist Aaron Pilsan, einer der "rising stars“ der Vereinigung der führenden europäischen Konzerthäuser. In zwei Konzerten in Arnstadt und Eisenach stellt Pilsan sich der Gesamtaufführung des Wohltemperierten Klaviers. Bachs Suiten für Cello solo stehen im Zentrum von zwei Recitals des baskischen Barockcellisten Josetxu Obregon, der in seinem Programm die Entwicklung des Cellos zum Soloinstrument musikalisch nacherzählt.

Zwei echte Stars komplettieren die Reihe instrumentaler Programme: Der katalanische Gambist Jordi Savall wird sich mit seinem Ensemble Le Concert des Nations Bachs Spätwerk, dem "Musikalischem Opfer“, widmen. Die holländische Violinistin Liza Ferschtman gastiert unterdessen mit Bibers faszinierendem Zyklus der "Rosenkranz“-Sonaten, für die sie aufgrund deren unterschiedlicher Stimmungen gleich mit mehreren Instrumenten anreist.

Bachs große Passionen

Neben dem weltlichen Bach spielen traditionell natürlich auch seine sakralen Hauptwerke bei den Thüringer Bachwochen eine zentrale Rolle. Für besondere Aufmerksamkeit dürfte dabei schon die Matthäuspassion zur Eröffnung sorgen: An der Spitze des renommierten englischen Orchestra of the Age of Enlightenment ist Mark Padmore zu erleben, derzeit vielleicht der beste Evangelist für Bachs Passionen, der hier nun zugleich als Dirigent debütiert. In bewährten Händen liegt auch Bachs "opus ultimum“, die h-Moll-Messe: Mit diesem Hauptwerk kommen Hans-Christoph Rademann und seine Gaechinger Cantorey am Ostermontag nach Thüringen. Die Johannespassion ist schließlich in einer Kooperation von Nachwuchsmusikern mit renommierten Profis zu erleben: Für ihr Konzert in der Margarethenkirche Gotha hat die Akademie für Alte Musik Berlin die jungen Sängerinnen und Sänger der Audi Jugendchorakademie eingeladen. Schon 2016 wurden beide Ensembles bei den Thüringer Bachwochen mit Standing Ovations gefeiert.

Auch die sakralen Motetten Bachs sind regelmäßig im Festival zu hören – 2018 mit den Solisten des Schweizer Vokalensembles Basler Madrigalisten. Sie kombinieren die Werke Bachs in zwei Konzerten auf höchst unterschiedliche Weise: In Weimar steht ihnen die transzendente Musik Mahlers in sehr eigenen a-cappella-Transkriptionen gegenüber, in Jena kooperieren sie mit dem Cellisten Alexey Stadler für selten zu hörende Kompositionen für Chor und Cello solo.

Nach den Aufführungen der Bach-Passionen, die durch die Thüringer Bachchöre in Eisenach, Erfurt und Jena noch weitere drei Mal zu hören sind, überrascht das Festival am Karfreitag mit einem höchst ungewöhnlichen Passionsprogramm: In der Georgenkirche Eisenach liest der Schauspieler Thomas Thieme die Pilatusgeschichte aus Michail Bulgakows posthum veröffentlichtem Roman "Der Meister und Margarita“. Umrahmt wird die Lesung in dem inszenierten Konzert von Werken Bachs, Buxtehudes und Vivaldis, interpretiert vom La Folia Barockorchester und der Altistin Julia Böhme.

Bach als Justizsubjekt und andere musikalische Hommagen

Der Schwerpunkt zum weltlichen Bach bietet noch Raum für weitere Auseinandersetzungen mit Bach. Besonders überraschen dürfte ein Abend zu "Bach als Justizsubjekt“ im Bundesarbeitsgericht in Erfurt: Dann werden der Musikwissenschaftler Anselm Hartinger und der ehemalige Vorsitzende Richter Burghard Kreft die berufliche Vita Bachs mit ihren Auseinandersetzungen unter arbeitsrechtlichen Gesichtspunkten beleuchten.

Auf musikalischer Ebene ungewöhnlich sind schließlich einige Auftritte von Instrumentalisten, die eher nicht mit Bach in Verbindung zu bringen sind: So wird der norwegische Jazz-Posaunist Nils Landgren mit seinem Ensemble mit "New Eyes on Bach and Baroque“ schauen, die Saxophonistin und Echo-Preisträgerin Asya Fateyeva stellt ihre Bach-Deutung auf der Leuchtenburg bei Kahla  vor. Eher augenzwinkernd ist die Bach-Hommage des Alphornisten Balthasar Streiff in Waltershausen zu verstehen, während die vier Solisten von german hornsound in Mühlhausen zeigen, dass Bach auch für Hornisten ein faszinierender Komponist ist. Eine Brücke von Bach zum Tango schlägt schließlich der norwegische Bandeonist Per Arne Glorvigen, der gleich einige Verbindungen zwischen den scheinbar weit entfernten Bereichen der Musik gefunden hat. 

Bach in jungen Räumen

Apropos Premierenorte: Es ist inzwischen eine schöne Tradition, dass die Thüringer Bachwochen neben den historischen Bachorten auch immer wieder neue Räume für Konzerte entdecken. Bereits zum dritten Mal wird das Festival im Erfurter Zughafen zu Gast sein, wo diesmal gleich drei Konzerte stattfinden – neben dem Café Zimmermann-Konzert des Ensembles Il Gardellino ein Auftritt des "jungen wilden“ Akkordeonisten Martynas Levickis sowie das Abschlusskonzert des Festivals "Bach x 4“, in dessen Rahmen drei höchst unterschiedliche Quartette ihre Bach-Deutungen präsentieren: Das Ebonit Saxophone Quartet, das vision string quartet sowie die vier Marimba-Solisten des wave quartet.

Zu den neuen Orten gehört weiterhin das Spa und Golf Hotel Weimarer Land in Blankenhain, wo zu einer historischen Bach Vesper geladen wird, außerdem die Kunsthalle und die Kleine Synagoge in Erfurt. An beiden Orten wird ebenso wie im Erfurter Dom der "Bach zur Nacht“ erklingen – Konzerte am späten Abend im Dunkeln, die die Aufmerksamkeit ganz auf die Solisten Thomas Dunford (Laute), Mahan Esfahani (Cembalo) und Silvius von Kessel (Orgel) lenken. Die Saale- und Universitätsstadt Jena hat sich jüngst dem Kreis der Bachstädte angeschlossen und wird mit eher innovativen Bach-Zugängen für Aufmerksamkeit sorgen. Dort ist dann eine Bach-Hommage des Hamburger Szenekünstlers Erobique ebenso zu erleben wie die eher minimalistischen Bach-Interpretationen des amerikanischen Pianisten Chad Lawson.

Für das gesamte Festival steht den Bachwochen ein Budget von etwa 700.000 Euro zur Verfügung. Davon steuert die Thüringer Staatskanzlei 260.000 Euro bei, die Kommunen beteiligen sich mit 40.000 Euro. 80.000 Euro aus dem EFRE-Fonds der Europäischen Union fließen in das überregionale Marketing des Festivals, 220.000 Euro erzielen die Bachwochen mit ihren Ticketverkäufen. Als Sponsoren unterstützen unter anderem der Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen, die Thüringer Energie AG und die friede springer stiftung das Festival.

Eintrittskarten für die Veranstaltungen im Rahmen der Thüringer Bachwochen 2018 sind mit der Vorstellung des Festivalprogramms erhältlich im Internet unter www.thueringer-bachwochen.de, telefonisch unter 0361 - 37 42 0, persönlich in den Vorverkaufsstellen der beteiligten Städte sowie während des Festivals an der Tages- bzw. Abendkasse an den Veranstaltungsorten.

Weitere Informationen über das Festival, ausführliches Fotomaterial sowie Hinweise zu den Veranstaltungsorten finden Sie ab sofort unter:  www.thueringer-bachwochen.de