Was ist die Zukunft des Konzertformats? Neue Aufführungsmöglichkeiten klassischer Musik stehen im Fokus des Wettbewerbs D-bü, der vom 15. bis 20. Dezember 2017 erstmals von den deutschen Musikhochschulen in Berlin veranstaltet wird. Zu den acht Ensembles des Wettstreits, die aus 30 Vorschlägen ausgewählt wurden, zählt auch das "New Music Ensemble Weimar“ unter der Leitung des 21-jährigen Dirigierstudenten Martijn Dendievel. Der junge Belgier, der in der Klasse von Prof. Nicolás Pasquet und Prof. Ekhart Wycik an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar studiert, wird am Dienstag, 19.12. um 20:00 Uhr im Club "Gretchen“ in Berlin sein Steve-Reich-Projekt  "Different Trains | Different Art“ präsentieren.

Damit treten Dendievel und sein Ensemble vor einer Jury auf, die aus Studierenden der nicht durch einen Beitrag vertretenen Musikhochschulen besteht. Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Martin Tröndle (WÜRTH Chair of Cultural Production, Zeppelin Universität) entscheiden die Jurorinnen und Juroren in geheimer Abstimmung über die Auszeichnungen in den Kategorien "Originalität“, "Wiederaufführbarkeit“ und "Publikumserfolg“, die mit jeweils 4000 Euro dotiert sind. Künstlerischer Leiter des Wettbewerbs D-bü ist Sebastian Nordmann, Intendant des Konzerthauses Berlin.

"Wir freuen uns sehr, dass unser Konzept aufgegriffen wurde“, sagt Martijn Dendievel über seine Nominierung. Er hatte sein studentisches "Minimal Music“-Festival zu Ehren des 80. Geburtstags von Steve Reich im Herbst 2016 in Weimar zu großem Erfolg geführt. Nun darf er daraus das Bilderkonzert "Different Trains | Different Art“ noch einmal in Berlin einem Hauptstadtpublikum vorführen. "Es ist eine große Ehre, dass gerade dieses studentische Projekt unsere Hochschule vertreten darf“, betont der Dirigent.

Hinter dem Konzerttitel "Different Trains / Different Art“ verbergen sich Steve Reichs Werke "Different Trains“ und "WTC 9/11“. In "Different Trains“ hat Reich – selbst Jude – seine Gedanken zum Abtransport der Juden im Dritten Reich verarbeitet. Während des Zweiten Weltkriegs pendelte Steve Reich häufig mit dem Zug zwischen New York und Los Angeles, um seine Eltern zu besuchen. Jahre später kam er über diese Reisen ins Grübeln. Wäre er, ein Kind jüdischer Eltern, nicht in den USA, sondern in Europa Zug gefahren, hätte er womöglich in Zügen gesessen, die ihn ziemlich sicher in den Tod gefahren hätten. "Different Trains“ für Streichquartett und Tonband ist seine Art, diese Gedanken auszudrücken. Die Komposition gewann einen Grammy Award.

"Außergewöhnliche Aufführungen an ungewöhnlichen Orten“ strebt der neue Wettbewerb D-bü an. Von Schnittstellen zu Neuen Medien oder inszenierten Konzerten bis hin zu Aufführungen mit außergewöhnlicher Raumkonzeption sind der kreativen Freiheit dabei keine Grenzen gesetzt – die Musikhochschulen können so zeigen, dass sie als "Creative Hubs“ für richtungsweisende Musikprojekte agieren; das Publikum profitiert von der stilistischen Bandbreite der Aufführungen, die nicht nur Klassikinteressierte vom 15. bis 20. Dezember u.a. in das Museum für Gegenwart "Hamburger Bahnhof“, in das Pergamonmuseum oder in den Club "Gretchen“ locken wollen.

Die Aufführungen münden schließlich in ein Abschlusskonzert mit Preisverleihung am Mittwoch, 20.12. um 20:00 Uhr im neu eröffneten Pierre Boulez Saal, bei dem auch eine (nicht im Wettbewerb laufende) Aufführung des "Podium Festivals“ Esslingen zu sehen sein wird, das D-bü als Partner unterstützt. Die Wettbewerbsbeiträge der acht nominierten Musikhochschulen kommen von: zeug und quer (Freiburg), Verworner-Krause-Kammerorchester (München), STEGREIF.chamber (Leipzig), Open Source Guitars (Trossingen), MA.NM Ensemble (Mannheim), LouLou (Saarbrücken), Musica Sequenza (UdK Berlin) und dem "New Music Ensemble Weimar“ (Weimar).

Nähere Informationen unter: www.d-bue.de

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