Am vergangenen Freitag (16. Februar 2018) veröffentlichte der Preis der deutschen Schallplattenkritik (PdSK e.V.) die erste Vierteljahresliste in 2018. 157 Juroren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sichteten die Neuveröffentlichungen des Tonträgermarktes im letzten Quartal, in 32 Kategorien. Insgesamt 305 Titel wurden für die Longlist nominiert. Ein knappes Zehntel davon, nämlich 29 Siegertitel schafften den Sprung auf die Bestenliste.

Äußerst selten kommt es vor, dass ein Debutalbum gleich zwei der Jurys restlos überzeugen kann. Kelela, Produzentin, Sängerin und bildende Künstlerin aus LA, mit äthiopischen Wurzeln, ist es geglückt: Ihr experimentierfreudiges Album "Take me apart“ erhielt einmütig den Zuschlag einerseits der Pop-Jury, andererseits der Jury für  R’n’B, Soul & HipHop. Für Björk ist "Utopia“ immerhin schon das elfte Soloalbum, sie machte das Rennen in der Kategorie Electronic & Experimental. Zum wiederholten Mal auf der Liste der Besten der Besten steht der Nachtigall-Preisträger 2015, Ausnahmebariton Christian Gerhaher, mit seinem Begleiter Gerold Huber, die beiden haben noch einmal "Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert aufgenommen, als ein Konzeptalbum, mit allen nichtvertonten Texten. Ebenfalls wiederholt auf der Bestenliste: Jon Balke mit seinem Ensemble Siwan, favorisiert von der Jury Grenzgänge; und ebenfalls mit Schubert siegten der Dirigent Philippe Herrweghe und sein Antwerp Symphony Orchestra. Die Jury Blues kürte und ehrte den achtundsiebzigjährigen Sherman Holmes, die Jury Jazz entschied sich für den vierundachtzigjährigen Ernst-Ludwig Petrowsky und sein Trilogie-Abschluss-Album "Letzter Rabatz!“, die Jury Liedermacher für den wortmächtigen Barden Manfred Maurenbrecher und die Jury Zeitgenössische Musik freute sich über die gelungene Wiederentdeckung des nahezu in Vergessenheit geratenen Künstlers Julius Eastman.

Gleichfalls In-Memoriam-Editionen: eine Box mit Aufnahmen des legendären Geigenvirtuosen Alfredo Campoli sowie die Gesamtaufnahme der Film-Scores von George Martin, eingespielt vom Berlin Music Ensembles, Favorit der Filmmusik-Jury. Aber nicht nur die unschlagbaren großen Altmeister, auch etliche Senkrechtstarter und Newcomer bevölkern wieder diese aktuelle Bestenliste, darunter der russische Pianist Dmitry Masleev mit Werken von Schostakowitsch, Prokofjew und Scarlatti und die junge polnische Organistin Anna Pikulska mit Bach-Partiten. Die Jury Alte Musik entschied sich für das neue Bach-Händel-Album des belgischen Ensembles Vox Luminis unter Lionel Meunier, die Jury Chormusik schwärmte diesmal weit aus ins zwanzigste Jahrhundert und wählte das Requiem von György Ligeti in die Bestenliste, mit Frieder Bernius und dem Stuttgarter Kammerchor.

Weitere Künstler auf der aktuellen Bestenliste: der amerikanische Singer-Songwriter JD McPherson mit seiner Erneuerung des Rock’n’Roll, Daniel Kahn und seine Klezmerband The Painted Bird, die Geigerinnen Midori und Franziska Pietsch, die Dirigenten Diego Fasolis und John Nelson, die Schauspieler und Hörbuchmatadoren Ulrich Noethen und Hans Löw, der Komponist und Klarinettist Jörg Widmann nebst Bratscherin Tabea Zimmermann und Pianist Dénes Várjon, die Komponistin und Kanun-Virtuosin Maya Youssef, die libanesische Sängerin und Künstlerin Tania Saleh, der Filmemacher André Schäfer sowie die Clubmusiker von Mount Kimbie und Four Tet.   

Die komplette Bestenliste mit den Begründungen der Jury ist online und als pdf-Dokument zu finden unter www.schallplattenkritik.de