23 meisterhafte Geigen, Bratschen und Celli sind beim 26. Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds (23.-25.2.2018) im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg von der Deutschen Stiftung Musikleben an herausragende Nachwuchsmusiker vergeben worden. 55 Musiker im Alter von 12 bis 28 Jahren kamen aus ganz Deutschland nach Hamburg, um sich eines der Spitzeninstrumente aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds zu erspielen oder die Frist für ein bereits entliehenes Instrument zu verlängern. Zu den begehrten Instrumenten zählen zum Teil 300 Jahre alte klangstarke Meisterinstrumente von Storioni, Testore oder Guarneri – für junge Musiker unerschwinglich, aber eine große Hilfe, um auf internationalen Bühnen bestehen zu können. 

Die erst 12 Jahre alte Clara Shen aus Puchheim bei München begeisterte als jüngste Teilnehmerin des Wettbewerbs mit ihrem Spiel nicht nur das Publikum, sondern auch die fünfköpfige Jury aus renommierten Solistenausbildern unter dem Vorsitz von Prof. Peter Buck (Violoncello, Stuttgart) mit Prof. Bernhard Gmelin (Violoncello, Hamburg), Prof. Barbara Buntrock (Viola, Düsseldorf), Prof. Ulf Wallin (Violine, Berlin) und Prof. Tanja Becker-Bender (Violine, Hamburg). Im Januar erst hatte sich die junge Geigerin als einzige Deutsche für einen der renommiertesten Musikwettbewerbe der Welt qualifiziert, dem Menuhin-Wettbewerb, der im April in Genf stattfindet. Nun kann sie dort antreten mit einer Spitzenvioline von Carlo Antonio Testore, Mailand 1740, die die Stiftung dank Spenden aus dem Freundeskreis einst ankaufen konnte.

Auf den 14-jährigen Lionel Martin aus Tübingen wurde die Stiftung bereits bei "Jugend musiziert“ aufmerksam und stattete ihn mit einer ersten Instrumentenleihgabe aus. Jetzt  spielte er sich in die "Königsklasse“ und darf ein herrliches Violoncello von Niccolò Bianchi, Genua 1871, aus Grünwalder Familienbesitz für zunächst 1 Jahr spielen, mit Option auf Verlängerung sogar bis zum 30. Lebensjahr.

Mehr als 200 Instrumente für den hochbegabten Nachwuchs umfasst der Fonds mittlerweile, die zu einem Teil aus dem Besitz der Stiftung und der Bundesrepublik Deutschland stammen, zum größten Teil jedoch von Privatpersonen treuhänderisch zur Verfügung gestellt werden.

Irene Schulte-Hillen, Initiatorin des Deutschen Musikinstrumentenfonds und Präsidentin der Deutschen Stiftung Musikleben seit über 25 Jahren, ist begeistert: "Dass schon wieder die nächste Generation junger Ausnahmetalente hier auf der Bühne steht und wir ihnen dank der wachsenden Zahl unserer Unterstützer so großartige Instrumente überreichen können, bewegt mich sehr. Eine solche Erfolgsgeschichte hätte ich mir damals nicht vorstellen können.“

Das Preisträgerkonzert vor 250 geladenen Gästen, darunter zahlreiche Treugeber des Fonds aus ganz Deutschland, Freunde, Förderer und Kooperationspartner der Stiftung, wurde von Deutschlandfunk aufgezeichnet und kann am 1. Mai 2018 von 11.05 bis 13 Uhr nachgehört werden.

Der Deutsche Musikinstrumentenfonds ist ein in gemeinsamer Initiative mit der  Bundesrepublik Deutschland gegründetes Projekt der Deutschen Stiftung Musikleben. Der Fonds wurde 1993 zur Förderung hochbegabter Nachwuchsstreicher ins Leben gerufen. Der Anfangsbestand von 16 Instrumenten, vorrangig aus Bundesbesitz, ist mittlerweile zu einer Sammlung von über 200 klangstarken Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässen angewachsen, die zu mehr als der Hälfte aus Treugaben – meist aus Familienbesitz – besteht. Der Fonds umfasst sowohl historische Meisterstücke von Stradivari, Guarneri, Guadagnini oder Gagliano, als auch moderne Instrumente europäischer Meisterwerkstätten, die als Auftragsarbeiten für die Stiftung hergestellt wurden. Die Musiker erhalten die Instrumente leihweise zunächst für ein Jahr, können diesen Zeitraum aber mit weiteren erfolgreichen Vorspielen bis zum Erreichen des 30. Lebensjahrs verlängern oder sich um ein noch besseres Instrument bewerben.

Die Deutsche Stiftung Musikleben widmet sich seit 1962 der bundesweiten Förderung des musikalischen Spitzennachwuchses. Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten betreut die Stiftung derzeit rund 300 Stipendiaten zwischen 12 und 30 Jahren individuell und langfristig. Neben dem Deutschen Musikinstrumentenfonds als einzigartigem Instrument der Hochbegabtenförderung bietet die Stiftung ihren "Rising Stars“ in der Konzertreihe "Foyer junger Künstler“ vielfältige Auftrittsmöglichkeiten. Darüber hinaus unterhält die Stiftung enge Verbindungen zu wichtigen Musikfestivals, zu denen sie weit fortgeschrittene Stipendiaten entsendet. Abgerundet wird das Förderkonzept durch Sonderpreise und Stipendien, von der Auszeichnung bei Wettbewerben über das Carl-Heinz Illies-Stipendium für junge Pianisten bis zum Gerd Bucerius-Stipendium für ein Studium an einer der großen Musikhochschulen der Welt. Über Patenschaften geben besonders engagierte Förderer ausgewählten Stipendiaten finanzielle Unterstützung für deren musikalischen Werdegang. Die gemeinnützige Stiftung wird ehrenamtlich geleitet, seit 1992 von Irene Schulte-Hillen, und bestreitet ihr umfangreiches Förderprogramm unter dem Motto "KÖNNER BRAUCHEN GÖNNER“ fast ausschließlich durch Zuwendungen ihrer Freunde und Förderer, die sich mit ehrenamtlichem Einsatz, Spenden und Zustiftungen, mit Künstlerpatenschaften oder Instrumententreugaben engagieren.