Am Freitag, 08. Juni 2018, gaben der designierte Intendant der Staatsoper Stuttgart Viktor Schoner, die Leiterin der Jungen Oper Stuttgart Elena Tzavara, der designierte Generalmusikdirektor Cornelius Meister und der designierte Chefdramaturg Ingo Gerlach im Rahmen der Jahrespressekonferenz der Staatstheater Stuttgart weitere zentrale Projekte der Saison 2018/19 bekannt. Bereits am 17. April dieses Jahres hatten Viktor Schoner und Cornelius Meister einige Höhepunkte der kommenden Spielzeit vorgestellt, darunter acht Opernpremieren, das Opernrepertoire der kommenden Saison, die Sinfonie- und Liedkonzerte sowie ausgewählte Besetzungshöhepunkte. Eine detaillierte Übersicht über den Spielplan mit allen Premieren, Repertoirevorstellungen und dem Konzertprogramm finden Sie in den Anlagen dieser Pressemitteilung.

Im Zentrum der heutigen Jahrespressekonferenz standen die erste spartenübergreifende Neuproduktion der Staatsoper Stuttgart mit dem Stuttgarter Ballett und dem Schauspiel Stuttgart seit 23 Jahren sowie die Gründung des neuen Opernhauses JOiN am Löwentor (der "Jungen Oper im Nord“), die Kammerkonzertreihe mit Musikerinnen und Musikern des Staatsorchesters Stuttgart und das Frühjahrsfestival der Staatsoper Stuttgart.

Koproduktion der drei Sparten Oper, Ballett und Schauspiel

Neben den bereits veröffentlichten acht Opernpremieren der Saison 2018/19 (siehe Anlage) steht zu Beginn des Kalenderjahrs 2019 eine weitere, außergewöhnliche Neuproduktion auf dem Spielplan der Staatstheater Stuttgart: Am Samstag, 02. Februar 2019, feiert Kurt Weills Ballett mit Gesang Die sieben Todsünden auf einen Text von Bertolt Brecht in Koproduktion mit dem Stuttgarter Ballett und dem Schauspiel Stuttgart im Schauspielhaus Premiere. Stefan Schreiber dirigiert das Staatsorchester Stuttgart, Regie führt Anna-Sophie Mahler, Louis Stiens choreografiert. Die Hauptrolle der Anna spielt Josephine Köhler, neues Ensemblemitglied am Schauspiel Stuttgart. Damit wird nach Henry Purcells König Arthur (Premiere am 17. Juli 1996) erstmals seit 23 Jahren wieder eine Neuproduktion realisiert, an der alle drei künstlerischen Sparten der Württembergischen Staatstheater Stuttgart beteiligt sind.

JOiN

Die Idee

Die Junge Oper Stuttgart, die seit ihrer Gründung im Jahr 1997 durch Klaus Zehelein als eigenständige Institution unter dem Dach der Staatsoper Stuttgart agiert, hat in den vergangenen Jahren ein wegweisendes Opernrepertoire für ein junges Publikum generiert und bei der Entwicklung von Vermittlungskonzepten im Bereich des Musik­­theaters international Maßstäbe gesetzt. Ab der Saison 2018/19 wird die Junge Oper eine neue, eigene Spielstätte beziehen: das momentan noch weitgehend vom Schauspiel Stuttgart bespielte Nord.

"Der Umzug der Jungen Oper in ein eigenes Opernhaus auf eigenem Campus ist der konsequente und notwendige Schritt, damit sich dieses Juwel der Staatsoper weiter entfalten und seine Erfolgsgeschichte fortschreiben kann. Die Spielstätte am Löwentor bietet beste Bedingungen dafür, unsere Arbeit zu intensivieren und auszuweiten. Hier werden wir unsere Vermittlungsstrategie weiterentwickeln, unser Repertoire kontinuierlich vergrößern und zugleich mit mehr Vorstellungen auf den Bedarf unseres Publikums reagieren können“, so Viktor Schoner. "Außerdem birgt die räumliche Nähe zu den drei Probebühnen der Staatsoper für alle großartige Chancen: Wir wollen eine gläserne Opernwerkstatt erschaffen, in der eine vielfältige Gesellschaft die Prozesshaftigkeit künstlerischen Arbeitens in jedem Stadium der Produktion miterleben kann – bei offenen Proben, partizipativen Projekten oder im digitalen Raum.“

Mit ihrem Umzug ins Nord wird die Junge Oper ab der kommenden Saison zudem unter neuem Namen auftreten: die "Junge Oper im Nord“ wird zu JOiN. "Bei JOiN wird Oper zum Ausgangspunkt, zur Gelegenheit und zur Einladung dazu, miteinander in einen Austausch zu treten, sowohl ästhetisch als auch diskursiv. JOiN soll zur Schnittstelle zwischen KünstlerInnen und Publikum werden, zwischen großer Oper und Oper für Kinder und Jugendliche, zwischen Profis und Laien, zwischen Zuschauern und Mitmachern und zwischen unterschiedlichen Kunstformen, Sparten und Genres“, so Elena Tzavara, künstlerische Leiterin des JOiN. "Somit wird JOiN nicht nur zu einem Forum für neues Musiktheater, sondern auch zum Prinzip: Es ist Einladung und Aufforderung gleichermaßen.“

Das Programm

Die Idee der vielfältigen Vernetzung, der Grenzüberschreitung und des Brückenschlagens des neu gegründeten JOiN spiegelt sich im Saisonprogramm wider: Bei etlichen Produktionen der neuen Spielzeit konnten externe Kooperationspartner gewonnen werden und die Zusammenarbeit mit dem Staatsorchester Stuttgart, dem Solistenensemble und den Mitgliedern des Internationalen Opernstudios intensiviert werden. Das Opernstudio, das ab der kommenden Spielzeit unter der Schirmherrschaft von Ks. Matthias Klink steht, wird erstmals acht hochtalentierte Sängerinnen und Sänger aus sechs Ländern umfassen und mit einer eigenen Produktion das JOiN eröffnen:

Am Samstag, 01. Dezember 2018, eröffnet die musikalische Komödie Der Schauspieldirektor für Kinder ab acht Jahren das neue JOiN. Der Komponist Henrik Albrecht hat dafür die ursprünglich halbstündige Version des Stückes mit weiteren Mozart-Ensembles angereichert und gemeinsam mit Regisseurin Elena Tzavara eine Spielfassung über das "Theater im Theater“ kreiert. Es singen Mitglieder des Ensembles und des Internationalen Opernstudios, das Staatsorchester Stuttgart spielt. Der Schauspieldirektor ist eine Übernahme von den Salzburger Festspielen.

Am Donnerstag, 06. Dezember 2018, kehrt die Erfolgsproduktion Gold von Leonard Evers für Kinder ab sechs Jahren nach dem Märchen Vom Fischer und seiner Frau in der Inszenierung von Jörg Behr für einige Vorstellungen zurück. Am 26. und 27. Januar 2019 ist Gold außerdem zu einem Gastspiel an die Taschenoper Wien eingeladen.

Am Samstag, 09. März 2019, feiert JOiN die Uraufführung von Antigone-Tribunal, einem europäischen Musiktheaterprojekt mit Bürgerchorbeteiligung nach antikem Vorbild, basierend auf Slavoj Žižeks Werk Die drei Leben der Antigone für alle ab 16 Jahren. Das Auftragswerk von JOiN an den Komponisten Leopold Dick inszeniert die schweizerisch-ungarische Regisseurin Blanka Rádóczy, die 2017 mit dem Publikumspreis des Körber Studio Junge Regie ausgezeichnet wurde. Das Casting für den Bürgerchor findet am Samstag, 13. Oktober 2018, und am Samstag, 20. Oktober 2018, statt. Auch bei dieser Produktion wirkt das Staatsorchester Stuttgart mit.

Am Samstag, 04. Mai 2019, folgt die Premiere von Georges Aperghis’ Rotkäppchen für Kinder ab sechs Jahren aus dem Jahr 1985. Guillaume Hulot und Elena Tzavara verantworten Choreografie und Regie; Elisabeth Vogetseder entwirft Bühne und Kostüme. Das hochvirtuose musiktheatralische Kammerstück, in dem die sechs Musikerinnen und Musiker in alle Rollen des berühmten Grimm-Märchens schlüpfen, entsteht in Kooperation mit dem Acht-Brücken-Festival Köln. Am 11. Mai 2019 ist die Produktion in die Kölner Philharmonie eingeladen.

Am Samstag, 25. Mai 2019, feiert das interaktive Musiktheater Lollo von Elisabeth Naske für Kinder von drei bis sechs Jahren Premiere. Lollo ist eine Klanggeschichte zum aktiven Mitgestalten. Die Produktion zum Thema Müll, Umweltschutz und Nachhaltigkeit entsteht in Kooperation mit der Abfallwirtschaft Stuttgart.

Am Ende der Saison eröffnet JOiN am Samstag, 22. Juni 2019, eine außergewöhnliche Ausstellung: die Musiktheater-Installation CONTROL CTRL (in Planung) mit Jugendlichen und für Jugendliche ab zwölf Jahren zum Thema Digitalität, Medien und Musiktheater. Die Installation ist bis Samstag, 29. Juni 2019, zu sehen und entsteht in Kooperation mit der Landesmedienzentrale Baden-Württemberg.

Neben den Musiktheater-Produktionen stehen in der Saison 2018/19 drei Serien der beliebten Sitzkissenkonzerte in Zusammenarbeit mit dem Staatsorchester Stuttgart im Opernhaus, Foyer III. Rang, auf dem Programm:

Das Lamm, das zum Essen kam nach dem Buch von Steven Smallman, Joëlle Dreidemy und Therese Hochhuth für Kinder von drei bis sechs Jahren, feiert am Samstag, 17. November 2018, Premiere. Ab Montag, 13. Mai 2019, stehen Die drei Räuber für Kinder von vier bis sieben Jahren nach dem gleichnamigen Buch von Tomi Ungerer wieder auf dem Spielplan. Kasimir lässt Frippe machen nach dem gleichnamigen Buch von Lars Klinting kehrt schließlich ab Samstag, 29. Juni 2019 wieder auf den Spielplan zurück.

Zum großen Familienkonzert, bei dem Paul Dukas‘ großes Orchesterwerk Der Zauberlehrling unter der Musikalischen Leitung von Cornelius Meister erklingt, sind am Montag, 13. Mai 2019, Kinder ab sechs Jahren, ihre Familien und Schulklassen ins Opernhaus eingeladen. Ralph Caspers, unter anderem bekannt durch die Sendung mit der Maus und das Wissensmagazin Wissen macht Ah!, wird das Konzert moderieren. Es spielt das Staatsorchester Stuttgart.

In Kooperation mit der Wilhelma entsteht zudem das Urban-Gardening-Projekt Buddeln & Kultur pflanzen (in Planung). Es richtet sich an Grundschulklassen, die den Weg ins JOiN bepflanzen und pflegen und dabei ganz beiläufig in die Welt der Oper eintauchen.

Darüber hinaus setzt JOiN das höchst erfolgreiche und seit vielen Jahren etablierte spartenübergreifende Workshop-Projekt ImpulsMusikTheaterTanz fort und erweitert dieses im Rahmen der "gläsernen Opernwerkstatt“.

Kammerkonzerte

Auch in der Saison 2018/19 führen die Musikerinnen und Musiker des Staatsorchesters ihre Kammermusikreihe fort. In vielfältiger Besetzung präsentieren sie im Mozartsaal der Liederhalle ein facettenreiches Programm, in dem sich ihre Leidenschaft für die Meisterwerke der Klassik und Romantik mit einer Neugier auf Unentdecktes, Vergessenes und neu Entstandenes verbindet. Zudem haben sie in Cornelius Meister nicht nur einen neuen Generalmusikdirektor, sondern auch einen versierten Kammermusikpartner am Klavier gefunden: "Das kammermusikalische Auf-einander-Hören ist das A und O des Musizierens“, so Cornelius Meister. "Daher werde ich die Kammermusikreihe des Staatsorchesters tatkräftig unterstützen. Besonders freue ich mich über die Chance, im 1. Kammerkonzert bei Franz Schuberts Forellenquintett auch selbst als Pianist zusammen mit Solostreicherinnen und -streichern zu musizieren. Auch Márton Illés, unser composer in focus für die Spielzeit 2018/19, ist glücklich, als Pianist seine Verbundenheit zum Staatsorchester zu präsentieren.“

Frühjahrsfestival wirklich wirklich

Rund um zwei Opernpremieren im Frühjahr rückt in den kommenden Spielzeiten der Staatsoper Stuttgart die intensive Auseinandersetzung mit einem übergeordneten Thema ins Zentrum, das in verschiedenen Veranstaltungsformaten zu einem Frühjahrsfestival verdichtet wird. Beim ersten Frühjahrsfestival an der Staatsoper Stuttgart von Sonntag, 17. März, bis Montag, 15. April 2019, steht eine zentrale Frage der Philosophie im Fokus: "Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“

In den beiden Neuproduktionen im Frühjahr der Saison 2018/19 (Hans Werner Henzes Oper Der Prinz von Homburg, Premiere am Sonntag, 17. März 2019, und John Adams‘ Oper Nixon in China, Premiere am Sonntag, 07. April 2019) nimmt die Frage nach Wirklichkeit und Realität einen zentralen Platz ein: "Beide Opern widmen sich auf sehr unterschiedliche Art und Weise und aus ganz unterschiedlichen Gründen der Frage nach Konstruktion von Wirklichkeit und der Überlagerung von Abbildung und Wirklichkeit“, so der designierte Chefdramaturg Ingo Gerlach. "Der Prinz von Homburg befindet sich zunächst in einem Zustand zwischen Träumen und Wachen und schließlich in einem Zustand zwischen Leben und Tod. Und Richard Nixon, der mit seinem Besuch bei Mao Tse-tung Geschichte schrieb und Ähnliches durchmacht: als Opernfigur gerät er tatsächlich zwischen Fakt und Fiktion.“

In der Zeit zwischen diesen beiden Premieren lädt eine Reihe von Gesprächsveranstaltungen, Sinfonie-, Kammer- und Liedkonzerten, eine Lange Nacht der Minimal Music, ein Wirklichkeits-Kongress und zahlreiche Repertoirevorstellungen ebenfalls zur Diskussion ein: Was ist wirklich wirklich?

Das Programm zum Frühjahrsfestival finden Sie im Anhang dieser Pressemitteilung. Weitere Details werden im Januar 2019 bekannt gegeben.