Im Carl-Alexander-Jubiläumsjahr konnte das Goethe- und Schiller-Archiv der Klassik Stiftung Weimar einen bedeutenden Liszt-Brief für seinen Bestand gewinnen, der die umfangreiche überlieferte Korrespondenz zwischen dem Großherzog und seinem Kapellmeister ergänzt. 

Das französischsprachige, vierseitige Schreiben verfasste Franz Liszt am 29. Dezember 1860, acht Monate bevor er Weimar in Richtung Rom verließ. Darin widmet er sich ausführlich der Zukunft des Weimarer Hoftheaters, dessen Intendant und Liszt-Widersacher Franz von Dingelstedt gerade die Gründung eines »Vereins zur Hebung der Oper« befürwortete. Liszt rät Carl Alexander davon ab, diesem Vorhaben zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, da der Verein kaum »das geistige Vermögen und die notwendigen materiellen Mittel besitzt, um auch nur annäherungsweise ans Ziel zu gelangen.« Das Ziel selbst unterstützt Liszt vorbehaltlos. Weimar, einer ruhmreichen Vergangenheit verpflichtet, sei der »noble Vorrang zu sichern«, an der Spitze aller denkbaren Bemühungen um die »Hebung der Oper« und den musikalischen Fortschritt zu stehen. Auf diesem Weg hatte Liszt mit seinem Opernspielplan, der vor allem das zeitgenössische Musikschaffen berücksichtigte, bereits bedeutende Schritte getan. Wie der Brief belegt, bezweifelt Liszt nicht, dass diese Arbeit weiterhin Früchte tragen werde, auch wenn er selbst Ende 1858 die Leitung der Hofoper niedergelegt hatte. Eine letzte Entwicklung, die Gründung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins jedoch will Liszt noch persönlich vorantreiben. Daher legt er seinem Schreiben an Carl Alexander die diesbezügliche Ankündigung aus der »Neuen Zeitschrift für Musik« bei. Wie von Liszt erhofft, führte dies zur Förderung des Projekts durch den Großherzog, der das Protektorat des Vereins übernahm. Der Allgemeine Deutsche Musikverein (ADMV) gründete sich am 7. August 1861 in Weimar und verschrieb sich bis zu seiner Auflösung durch die Nationalsozialisten 1937 der Aufführung neuer Tonwerke sowie der Förderung von begabten Komponisten und Nachwuchskünstlern.

Der bei der Galerie »Bassenge« angebotene Brief Franz Liszts an Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach konnte dank finanzieller Unterstützung durch die Freundesgesellschaft des Goethe- und Schiller-Archivs und durch die Deutsche Liszt-Gesellschaft im April diesen Jahres in Berlin ersteigert werden. Er zählt nun zu den knapp 600 Briefen aus der Korrespondenz Liszts und Carl Alexanders zwischen 1845 und 1886, die im Goethe- und Schiller-Archiv sowie im Hauptstaatsarchiv Weimar aufbewahrt werden. Der Regent und sein »Meister« pflegten einen intensiven Gedankenaustausch über die Zukunft Weimars, insbesondere über die kulturpolitischen Ziele auf dem Gebiet der Musik, Literatur und bildenden Kunst.