Die Kultusministerkonferenz (KMK) und die Bundesministerin für Bildung und Forschung (BMBF) haben heute, am 22.06.2018, in Berlin gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) den Bericht "Bildung in Deutschland 2018“ vorgestellt. Der nunmehr siebte Bildungsbericht beschreibt die Gesamtentwicklung des deutschen Bildungswesens und widmet sich in seinem Schwerpunkt den Wirkungen und Erträgen von Bildung.

"Die gemeinsame Bildungsberichterstattung von Bund und Ländern hat sich bewährt. Es ist wichtig, die verschiedenen Bildungsbereiche im Zusammenhang darzustellen und übergreifende Herausforderungen und Erfolge sichtbar zu machen“, sagte der Präsident der Kultusministerkonferenz und Thüringer Minister für Bildung, Jugend und Sport, Helmut Holter.

Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek: "Auch der siebte Bildungsbericht zeigt wieder, dass immer mehr Menschen nach guter Bildung streben. Die soziale Herkunft hat jedoch nach wie vor einen zu starken Einfluss auf den Bildungserfolg. Unser zentrales bildungspolitisches Ziel ist und bleibt mehr Chancengerechtigkeit. Mit dem Ausbau des Angebotes der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder, der Initiative für Brennpunktschulen und der BAföG-Reform haben wir verschiedene Instrumente dafür schon im Koalitionsvertrag verankert. Die Umsetzung gehen wir jetzt an.“

Der aktuelle Bericht bestätigt positive Entwicklungen im deutschen Bildungssystem:

  • Die Ausgaben für Bildung, Forschung und Wissenschaft sind im Jahr 2015 auf 274,1 Milliarden Euro und nach vorläufigen Berechnungen auf 281,7 Milliarden Euro im Jahr 2016 gestiegen (jeweils 9,0% des BIP). Die Ausgaben je Schülerin bzw. Schüler erhöhten sich von 4.900 Euro (2005) auf 6.900 Euro im Jahr 2015.
  • Die Anzahl der Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer hat sich weiter erhöht, auf 17,1 Millionen Personen im Jahr 2016. Diese Entwicklung geht nicht nur auf steigende Geburtenzahlen und vermehrte Zuzüge aus dem Ausland, sondern auch auf eine immer frühere Bildungsbeteiligung und den Trend zur Höherqualifizierung zurück.
  • Der Bildungsstand der Bevölkerung hat sich in den zurückliegenden Jahren positiv entwickelt: 2006 verfügten 23 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren über die Hochschulreife, 2016 bereits 31 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil von Personen mit Hauptschulabschluss von 41 Prozent auf 31 Prozent zurückgegangen, der Anteil der Hochschulabsolventinnen und -absolventen um 5 Prozentpunkte auf 17 Prozent gestiegen. Der Anteil der Jugendlichen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, ist nach langjährigem Rückgang von 5,8 Prozent (2014) auf 6 Prozent (2016) der gleichaltrigen Bevölkerung leicht gestiegen; dies ist vor allem auf die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft zurückzuführen.
  • Die Anzahl der im Bildungswesen Beschäftigten hat seit 2006 kontinuierlich zugenommen. Der größte Zuwachs ist dabei in der frühen Bildung zu verzeichnen, in der das pädagogische Personal mit mehr als 600.000 Beschäftigten im Jahr 2017 ein neues Allzeithoch erreicht hat.
  • Die Betreuungsplätze für unter 3-Jährige wurden weiter ausgebaut: Seit 2006 sind für diese Altersgruppe mehr als 475.000 zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen worden (+ 166%).
  • Die Bildungsbeteiligung der 3- bis unter 6-jährigen Kinder ist mit 94 Prozent auf sehr hohem Niveau konstant geblieben.
  • - Inzwischen besuchen etwa 40 Prozent aller Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine allgemeinbildende Schule.
  • Im Schuljahr 2016/17 nahmen 1,1 Millionen Grundschülerinnen und Grund-schüler ganztagsschulische Angebote oder Übermittagsbetreuung wahr, rund 792.000 mehr als 2005/06 (+ 252%). Über 477.000 Kinder besuchten einen Hort (gegenüber 2005/06: + 40%). Inzwischen nutzt etwa jedes zweite Grundschulkind ein Ganztagsangebot.
  • Mit der Weiterentwicklung des Übergangssektors sind die Neuzugänge von 2005 bis 2014 kontinuierlich gesunken. 2015 und 2016 sind sie kurzfristig angestiegen. Dieser Anstieg ist auf die Integration von Schutz- und Asylsuchenden in die Berufsvorbereitung zurückzuführen. 2017 ist die Anzahl der Neuzugänge wieder auf rund 292.000 Personen zurückgegangen.
  • Die Neuzugänge in die duale Berufsausbildung sind leicht gestiegen von etwa 481.000 (2014) auf rund 490.000 (2017), im Schulberufssystem im gleichen Zeitraum von etwa 210.000 auf rund 214.000. Damit beginnen rund 700.000 junge Menschen eine Berufsausbildung.
  • Die hohe Studiennachfrage hält weiter an: Nach vorläufigen Berechnungen lag die Anzahl der Studienanfänger im Jahr 2017 mit 511.000 zum fünften Mal in Folge über einer halben Million. Die Studienanfängerquote lag 2016 bei 45 Prozent, unter der Berücksichtigung der internationalen Studierenden bei 57 Prozent.
  • Jeder zweite 18- bis 65-Jährige nimmt an einem Weiterbildungsangebot teil. Damit liegt die Weiterbildungsquote seit 2012 auf einem konstant hohen Niveau.

Das Schwerpunktkapitel zu Wirkungen und Erträgen von Bildung kommt zu folgenden Befunden:

  • Mit steigendem Bildungsstand sind Frauen und Männer auf dem Arbeitsmarkt besser integriert und verdienen mehr. Personen mit Berufsabschluss haben eine etwa fünfmal höhere Chance, erwerbstätig zu sein als Menschen ohne Berufsabschluss.
  • Die individuellen Bildungsrenditen bezogen auf das Bruttoeinkommen erreichen hohe Werte von 10 Prozent und mehr. Bildung lohnt sich auch für die Gesellschaft. So liegen die fiskalischen Bildungsrenditen bei 5 Prozent und mehr.
  • Bildung hat einen positiven Einfluss auf gesellschaftliche und politische Teilhabe. Mit zunehmendem Bildungsstand erhöhen sich zum Beispiel das politische Interesse und das ehrenamtliche Engagement.
  • Bildung geht häufig mit einem gesundheitsbewussteren Verhalten und einer höheren Lebenszufriedenheit einher.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek und der Präsident der Kultusministerkonferenz, Helmut Holter, hoben gemeinsam hervor: "Bildung befähigt zur Entfaltung der Persönlichkeit eines Menschen. Sie steigert die Chancen auf berufliche und gesellschaftliche Teilhabe und ein höheres Einkommen, wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus, hebt das politische Engagement und führt zu einer höheren Lebenszufriedenheit – so die Ergebnisse des Bildungsberichtes. Das zeigt: Investitionen in Bildung sind gut angelegtes Geld und lohnen sich – für jeden Einzelnen und für die Gesellschaft.“

Zu den wesentlichen Herausforderungen des Bildungsberichtes äußerten sich der Präsident der Kultusministerkonferenz und die Bundesbildungsministerin wie folgt:

Helmut Holter, Präsident der Kultusministerkonferenz: "Der Bildungsbericht skizziert eine Reihe von Herausforderungen, auf die die Bildungspolitik jetzt antworten muss. Es reicht nicht, sich vor inhaltlichen Antworten zu drücken oder die Beantwortung zu verlagern. Wir Länder nehmen die Herausforderungen an und ziehen aus dem Bildungsbericht politische Konsequenzen: Der Ausbau von Ganztagsangeboten an Schulen muss weiter vorangetrieben werden, weil sich so Bildungschancen erhöhen können. Der quantitative und qualitative Ausbau der frühkindlichen Bildung sorgt dafür, dass Bildungsbenachteiligung überwunden werden kann. Insbesondere fordern wir ein Programm, mit dem die Unterstützung von Schulen in sozial benachteiligter Lage weiter vorangebracht werden kann, damit Schülerinnen und Schüler dort besonders gefördert und Lernrückstände aufgeholt werden können.“

Bundesministerin Anja Karliczek betonte: "Ich bin der Überzeugung, dass jeder Bürger in Deutschland unabhängig vom sozialen Hintergrund durch Bildung die Möglichkeit zum Aufstieg hat. Genau deshalb ist es mir wichtig, dass alle Bürger in Deutschland gute Bildungschancen haben. Besonders die Stärkung der beruflichen Bildung liegt mir am Herzen. Durch meine eigenen Erfahrungen und aus vielen Begegnungen weiß ich, dass junge Menschen durch die duale Berufsausbildung beste Chancen zum Aufstieg haben. Ich will gemeinsam mit den Ländern die im Bildungsbericht genannten Herausforderungen anpacken und in den kommenden Jahren die Rahmenbedingungen für Bildung verbessern.“

Zur Anlage des Bildungsberichts
Den seit 2006 alle zwei Jahre erscheinenden Bildungsbericht hat eine unabhängige Wissenschaftlergruppe unter Federführung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) erarbeitet. Beteiligt sind das Deutsche Jugendinstitut (DJI), das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), das Soziologische Forschungsinstitut an der Universität Göttingen (SOFI) sowie das Statistische Bundes¬amt (Destatis) und die Statistischen Ämter der Länder (StLÄ). Die besondere Bedeutung des indikatorengestützten Bildungsberichts liegt darin, die verschiedenen Bildungsbereiche in ihrem Zusammenhang darzustellen und übergreifende Herausforderungen im deutschen Bildungssystem sichtbar zu machen.

Den Bericht sowie weiterführende Materialien und Informationen finden Sie im Internet unter www.bildungsbericht.de.

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