Neue Musik unterliegt einem ständigen Wandlungsprozess. Komponistinnen und Komponisten setzen sich mit sozialen, technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander. Das spiegelt sich im Programm der Donaueschinger Musiktage von 18. bis 21. Oktober 2018: Hier spielen unter anderem Roboter und Filterblasen, Medienarchäologie und öffentliche Gewalt eine Rolle. Das Programm steht online. Karten können ab jetzt bestellt werden.

Das Orchester in der Filterblase

Im Eröffnungskonzert des ältesten Festivals für Neue Musik untersucht Malin Bang das labile Gleichgewicht eines Orchesters. Sie geht der Frage nach, wie einige Wenige die Meinung eines Kollektivs beeinflussen und manipulieren können. Ivan Feldeles "Air on air" arbeitet mit dem Atem der Musikerinnen und Musiker, dem Entstehen und dem Verklingen des Tons. Marco Stroppas Konzert für Elektronik und Orchester ist eine zärtliche Liebeserklärung an die Geschöpfe der Natur. Dass das Private politisch ist, zeigt Isabel Mundrys Uraufführung "Mouhanad" - die Vertonung eines Interviews mit einem Flüchtling.

Komponierte Zeitgeschichte

Auch in Mundrys zweiter Donaueschinger Uraufführung steht das aktuelle Zeitgeschehen im Mittelpunkt: In "Hey!" setzt sie sich mit dem Münchner Attentat von 2016 und dem Verhältnis zwischen Täter und Opfer auseinander. Das Experimentalstudio des SWR blickt in Enno Poppes Uraufführung "Rundfunk für neun Synthesizer" dagegen auf die Geschichte der elektronischen Musik und historische Sounds - von der Schweineorgel zu FM-Synthese. Was wir preisgeben, wenn wir uns Robotern überlassen und inwieweit sich die Unterschiede zwischen Mensch und Maschine noch erkennen lassen, hinterfragt "Thinking Things" für vier Performer, robotische Erweiterungen, Video, Licht und Elektronik. Nach "Machinations" und "Luna Park" ist "Thinking Things" der letzte Teil der Maschinen-Trilogie von Georges Aperghis. Unter der Leitung von Peter Rundel spielt das SWR Symphonieorchester am Sonntag in der Baar-Sporthalle Uraufführungen von Jānis Petraskevičs, Hermann Meier und Benedict Mason.

Auf dem Weg ins Innere der Stille

Neben dem SWR Symphonieorchester und dem SWR Vokalensemble sind weitere renommierte Ensembles wie das Pariser Studio IRCAM, das Cikada Ensemble, die Neuen Vocalsolisten oder das Ensemble Modern bei den Donaueschinger Musiktagen zu hören. Zum neunten Mal ist das Klangforum Wien zu Gast. Bei der NOWJazz-Session leiten Daniel Sterns Überlegungen zum Augenblick und Michel Foucaults Begriff der Heterotopie den schwedischen Pianisten und Organisten Sten Sandell auf dem Weg "ins Innere der Stille".

Beziehungen in der Musik und eine Musik der Beziehungen In Donaueschinger Museen, Turnhallen, Gewölbekellern und in der Alten Hofbibliothek, im Fischhaus und in der Alten Molkerei sind die Musiktage mit Klangskulpturen und Installationen zu erleben. Das Klangkunstprogramm präsentiert Arbeiten aus vier Kontinenten. In "Thema Musik Live" diskutieren in diesem Jahr Isabel Mundry, Komponistin, Hervé Boutry, Manager und Viktor Schoner, Intendant der Staatsoper Stuttgart über "Vitamin B - Beziehungen im Musikleben". Es moderieren Susanne Benda, Musikredakteurin der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten und Stefan Fricke, Redakteur für Neue Musik beim Hessischen Rundfunk.

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