Es war Armin Köhler, der im Jahr 1993, nur ein Jahr nach seinem Antritt als Künstlerischer Leiter der Donaueschinger Musiktage, der Klangkunst einen festen Platz im Gesamtprogramm der Musiktage einräumte. Köhlers Engagement für die Klangkunst war anfangs nicht unumstritten. Wolfgang Rihm sprach in diesem Zusammenhang provokant von "klingenden Gartenzwergen" - in Anspielung auf Klangkunst-Artefakte, die aus Sträuchern und Büschen hervortraten. Inzwischen hat sich die Gattung Klangkunst längst zu einer eigenständigen und weithin respektierten Kunstform entwickelt, deren aktuelle Entwicklungen nun bereits zum 25. Mal in Donaueschingen der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

"Die Klangkunst ist in den vergangenen Jahrzehnten zu unserem wichtigsten Labor geworden. Von der Klangkunst haben wir gelernt, wie man dem Klang eine Bedeutung verleiht, wie Kontext auf den Klang wirkt und wie ein Klang uns und unsere Körper affiziert. Die Klanginstallationen waren aber auch wichtig für die Öffnung der Musik in den öffentlichen Raum hinein. Gerade in Donaueschingen haben die Installationen ein ganz neues Publikum angesprochen", sagt Björn Gottstein, seit 2015 Künstlerischer Leiter der Donaueschinger Musiktage.

Wegweisende KIangkunst-Arbeiten der vergangenen Jahre waren für Gottstein die auf mehrere Räume verteilte Installation "von der Wiege bis zum Graab" von Georg Nussbaumer im Jahr 2003, die einen Flügel als Synonym von Wiege, Bahre, Wanne und oder auch Sarg zu einem lebensumspannenden Universal-Instrument machte. Oder auch "wasserspiegel" von Bernhard Leitner, der in den sogenannten Donautempel ein architektonisch autarkes Element einfügte, durch das das Geräusch des in die Brigach herabfallenden Wassers der Donau im Tempel gebündelt hörbar und somit der Tempel akustisch gestaltet und belebt wurde. Und schließlich - aus dem Jahr 1993 - "FM o99.5" von Franz Martin Olbrisch, ein 48-stündiges durchkomponiertes Radioprogramm, das sich aus mehr als 2.000 Ausschnitten aus dem Tonarchiv der Donaueschinger Musiktage zusammensetzte und mit dem der Komponist eine Art musique concrète der Neuen Musik schuf.

Im Jahr 2018 stellt das Klangkunstprogramm der Donaueschinger Musiktage Arbeiten von Carlos Gutiérrez Quiroga, Zimoun, Liping Ting, Magdi Mostafa und Younes Baba-Ali vor, die einen Zusammenhang zwischen Lebenswirklichkeiten, kulturell geprägten Klangvorstellungen und den verwendeten Materialien herstellen.

So setzt sich der bolivianische Komponist Carlos Gutiérrez in seinen Klangskulpturen mit den psychoakustischen Instrumentalklängen der Aymara, einer indigenen Andengesellschaft, auseinander. Der Schweizer Künstler Zimoun stellt zwei Installationen vor, die den Raum mit mechanischen Klangerregern in rhythmisch komplexe Zeitstrukturen verwandeln. Die taiwanesische Künstlerin Liping Ting dehnt in ihrer Arbeit mit dem Titel "WATER - TIMING" (series L.) "Licht Leuchten" Zeit und Raum in einer performativ bespielten Materialkonstellation. Magdi Mostafa präsentiert eine interaktive Licht-Klanginstallation, die kulturell-religiöse Praktiken über mediale Materialien in einen Dialog mit dem heutigen Betrachter setzt. Und schließlich thematisiert Younes Baba-Ali die westliche Obsession von Zeitoptimierung mit einer 3-Kanal-Videoinstallation unter dem Titel "Tic Nerveux".

19.-21.10.2018
Donaueschinger Musiktage
Klangkunstprogramm 2018

Freitag, 17 bis 20 Uhr, Samstag 10 bis 20 Uhr, Sonntag 10 bis 17 Uhr Museum Art.Plus Zimoun Zwei Installationen
Eröffnung: Donnerstag, 19 Uhr

Fischhaus
Carlos Gutiérrez Quiroga / Tatiana López Churata iiiiuuiiii uuiiiuu Klangskulpturen

Alte Molkerei
Liping Ting
WATER - TIMING (series L.) "Licht Leuchten"
Raumkonstellation aus Papier, Steinen, Klang
Performances: Freitag 18.15 Uhr, Samstag und Sonntag jeweils 14, 15, 16 Uhr

Alte Hofbibliothek, Gewölbekeller
Magdi Mostafa
Interaktive Licht-Klanginstallation

Heinrich-Feurstein-Schule, Turnhalle
Younes Baba-Ali
Tic Nerveux
3-Kanal-Videoinstallation

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