Deutschland ist eines der weltweit wichtigsten Länder für die Entwicklung des Orgelbaus und der Orgelmusik. 400 handwerkliche Orgelbaubetriebe mit etwa 2.800 Mitarbeitenden, 180 Auszubildenden sowie 3.500 hauptamtlichen und zehntausenden ehrenamtlichen Organistinnen und Organisten prägen das Handwerk und die Kunst des Orgelbaus und der Orgelmusik hierzulande. Im Haus des Deutschen Handwerks in Berlin erhielten heute Vertreterinnen und Vertreter von Orgelbauern und Orgelmusikern die UNESCO-Urkunde zur Auszeichnung als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit. Der Zwischenstaatliche UNESCO-Ausschuss zum Immateriellen Kulturerbe hatte die Kulturform im Dezember 2017 im südkoreanischen Jeju in die UNESCO-Liste aufgenommen.

In ihrem Grußwort betonte die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Prof. Dr. Maria Böhmer aus diesem Anlass: "Orgelbau und Orgelspiel haben in Deutschland eine große, über Generationen gepflegte und weltweit beachtete Tradition. Viele deutsche Orgelbaubetriebe bauen in Kirchen und Konzerthäusern der ganzen Welt mit großem Können wunderbare Orgeln. Aber die Orgel ist ein kosmopolitisches Instrument. Orgelbau und Orgelspiel sind in vielen Ländern zu Hause.“

Die Orgel, der Orgelbau und die Orgelmusik wurden vor mehr als 2.000 Jahren im hellenistischen Ägypten erfunden und gelangten über Byzanz nach Europa, wo sie seit der Karolingischen Renaissance als Kulturgut bis in die Gegenwart weiterentwickelt wurden. Seit dem Mittelalter werden Orgeln aus Europa, wo die meisten Orgeln gebaut werden, in viele Länder weltweit exportiert.

"Für die Zukunft wünsche ich mir, dass sich die Begeisterung für den Orgelbau und das Orgelspiel durch die Anerkennung der UNESCO auf noch viel mehr Menschen überträgt. In der Musik und im Handwerk wurde immer schon über Grenzen hinweg gearbeitet und gedacht. Daher hoffe ich auch, dass in einigen Jahren hinter dem Eintrag "Orgelbau und Orgelmusik“ auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit neben Deutschland noch weitere Länder stehen“, so Böhmer weiter.

Im Orgelbau verbinden sich Wissen im nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen der Natur und traditionelles Handwerk mit innovativer Technik einer jeweiligen Epoche. Seit dem Mittelalter ist Orgelmusik auch Teil der kirchlichen Liturgie. Sie hat viele Komponisten, wie Bach, Liszt oder Mendelssohn-Bartholdy in Deutschland und darüber hinaus inspiriert.

Die UNESCO-Urkunde wurde heute im Haus des Deutschen Handwerks in Berlin durch die Beauftragte für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Irmgard Fellner, dem Bund Deutscher Orgelbaumeister (BDO), der Gesellschaft der Orgelfreunde e.V. (GdO), der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD) und dem Bundesinnungsverband für das Musikinstrumenten-Handwerk überreicht.

Hintergrundinformationen

399 Formen des Immateriellen Kulturerbes sind auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes eingetragen, 52 Elemente auf der Liste des dringend erhaltungsbedürftigen Immateriellen Kulturerbes und 19 Modellprogramme zur Erhaltung Immateriellen Kulturerbes im Register Guter Praxisbeispiele. Kriterien für die Anerkennung sind unter anderem eine nachweisbare Lebendigkeit und eine identitätsstiftende Komponente für die Trägergemeinschaft der Kulturform, die Entwicklung von kreativen Erhaltungsmaßnahmen, eine weitreichende Beteiligung der Trägergemeinschaft und die Eintragung in ein nationales Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Mit der Einschreibung verpflichten sich die Vertragsstaaten, das Immaterielle Kulturerbe auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet zu erhalten, zu pflegen und zu fördern.

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