Ausverkaufte Konzerte und ein begeistertes Publikum sind ein Gradmesser für den gelungenen Neustart des Festivals. Zum diesjährigen Jazzfest Berlin (1. bis 4. November) unter der neuen künstlerischen Leitung von Nadin Deventer kamen über 6500 Besucher*innen.

Die 55. Ausgabe des Jazzfest Berlin fand im Haus der Berliner Festspiele, im Quasimodo, A-Trane, der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und dem Prince Charles statt. Das "Haus of Jazz“ zur Eröffnung mit zehn Acts auf fünf verschiedenen Bühnen im Haus der Berliner Festspiele wurde eingeleitet mit einer Rede zum Thema "What can Jazz do?“ von Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung. Mit einer neuen Festivaldramaturgie, die politische Themen wie den Afrofuturismus und das Empowerment der Schwarzen Musik, aber auch Musikszenen von Chicago und Europa in den Fokus stellte, hat das Jazzfest Berlin eine Neuausrichtung erfahren, die beim Publikum und bei der Fachwelt auf breite Zustimmung stieß. Die neuen Formate, die musikalische Vielfalt in der ganz individuellen Charakterisierung der einzelnen Festivaltage ließen das Festival zu einem neuen Erlebnisraum werden.

Thomas Oberender (Intendant der Berliner Festspiele): "Die zeitgenössische Verortung des Festivals, die kuratorisch inhaltliche Gestaltung mit einem weiten und herausfordernden Spektrum an improvisierter Musik, aber auch die Bespielung des Haus der Berliner Festspiele als "Haus of Jazz“ zur Eröffnung haben die Türen dieses Festivals weit aufgestossen. Ich kann Nadin Deventer zu ihrer ersten Ausgabe nur rundum beglückwünschen. Der Neustart ist gelungen und wir freuen uns jetzt schon auf das Jazzfest Berlin 2019.“

Sprecher des ARD-Gremiums Stefan Gerdes (NDR Info): "Die erste Ausgabe unter der künstlerischen Leitung von Nadin Deventer war eine mit Spannung erwartete Neuausrichtung des Festivals. Gleich am Eröffnungsabend zeigte sich das Festivalhaus als vielseitiger Erfahrungsraum – ein herausfordernder, klangbunter Marathon für Publikum, Künstler*innen und die Radio-Produktion. Ein besonders gelungener Erfahrungsraum war in diesem Jahr das Prince Charles, in dem ein sehr junges Publikum bis in die Nacht zu Jazz tanzte. Auf der Hauptbühne wurde in verschiedenen Programmen die Verortung des Jazz in aktuellen Diskursen und Lebenswirklichkeiten verhandelt: u.a. von der sehr lebendigen Chicagoer Szene mit wichtigen Themen wie Rassismus, Ausgrenzung und Widerstand.
Wir haben ein großes Spektrum an Bands und Klängen für das Radio aufgenommen und zum Teil bereits gesendet – vom erfolgreichen Auftritt der WDR Big Band mit der Sängerin Jazzmeia Horn über die facettenreiche Gitarristin Mary Halvorson (Artist in Residence) bis zum bewegenden multimedialen Projekt des Pianisten Jason Moran, der wie viele Festivalkünstler*innen einen Bogen von der Tradition zur Aktualität schlug.“

Zu den Festival-Highlights gehörten: der UN(TER)ORT des KIM Collective, das audiovisuelle Projekt des Pianisten Jason Moran zu der historischen Figur James Reese Europe, der zweite Abend des Festivals mit den Auftritten von Moor Mother und ihrer Band Irreversible Entanglements und Nicole Mitchells Black Earth Ensemble sowie die Konzerte in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche mit Maria Faust und Kara-Lis Coverdale und im Prince Charles mit Makaya McCraven und Nubya Garcia. Außerdem wurden die Auftritte der in New York lebenden Trompeterin Jaimie Branch und des Oktetts der Gitarristin und Artist in Residence beim Festival, Mary Halvorson, gefeiert, die in einem ganz konzentrierten und intimen Duo mit Bill Frisell als Zugabe nach seinem Soloauftritt das Festival am Sonntagabend ausklingen ließ. Entdeckungen beim Festival waren unter anderem Musiker*innen wie das Trio Heinz Herbert aus der Schweiz, die junge Gitarristengeneration mit Julien Deprez aus Frankreich und Kim Myhr aus Norwegen sowie die Ceccaldi Brüder, die mit zwei ihrer Bands zu erleben waren.

Zahlreiche nationale und internationale Kooperationen bereicherten das Festival und wurden sichtbar in acht neuen Produktionen bei den insgesamt 35 Konzerten. Der gesamte Schwerpunkt zur Afroamerikanischen Musik war von der Bundeszentrale für Politische Bildung entscheidend mitgetragen. Die Lichtinstallationen der Künstlerin Lia Sáile waren für die Gestaltung des Festivals als Erlebnisraum ein zentrales Element und wurden durch die Innogy Stiftung ermöglicht.