Gemeinsam gedenken das Deutsche Nationaltheater & Staatskapelle Weimar und die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar am 27. und 28. Mai 2006 des bedeutenden Dirigenten und Musikpädagogen Hermann Abendroth. Anlässlich seines 50. Todestags wird im Rahmen verschiedener Veranstaltungen an den herausragenden Künstler erinnert: Eine Ausstellung, eine Podiumsdiskussion, ein Dirigentenwettbewerb mit Vergabe des Hermann Abendroth-Preises und ein abschließendes Festkonzert sind ihm gewidmet.

Hermann Abendroth ließ in seiner elfjährigen Weimarer Amtszeit von 1945 bis 1956 das Weimarer Orchester aus den Trümmern des 2. Weltkriegs neu entstehen, formte es in kürzester Zeit zu einem erstklassigen Klangkörper und legte damit die Grundlage für die künstlerische Qualität der heutigen Staatskapelle. Darüber hinaus ist Abendroth vielen Zeitgenossen auch aufgrund seiner menschlichen Qualitäten, seines unkonventionellen Charakters und seines bedingungslosen Einsatzes für „seine“ Musiker in Erinnerung geblieben. Ähnliches gilt für die Studierenden, von denen er einige an der Weimarer Hochschule zu gleichfalls hervorragenden Dirigenten ausbildete.

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Hermann Abendroth in den Jahren des Dritten Reichs als Chefdirigent des Leipziger Gewandhausorchesters an musikalisch herausragender Stelle stand. Ist es überhaupt möglich, als bedeutender Künstler in einem verbrecherischen Regime politisch unbelastet zu bleiben? Auch der historischen Positionsbestimmung soll daher die Veranstaltungsreihe dienen.

Die Ausstellung „Hermann Abendroth (19.1.1883-29.5.1956) – Wege nach Weimar“, die am 28. Mai 2006, um 14 Uhr, in den Foyers des DNT Weimar eröffnet wird, versucht den künstlerischen und persönlichen Lebensweg des Dirigenten Hermann Abendroth in seinen schönen wie auch widersprüchlichen Seiten zu veranschaulichen. Die Ausstellung wurde mit Unterstützung des Stadtarchivs und des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar erarbeitet.

Unter dem Thema „Zwischen Freiheit und Anpassung – Kunst im Zeichen totalitärer Systeme“ gibt es zudem am 28. Mai 2006, um 14.30 Uhr, im foyer I des Deutschen Nationaltheaters Weimar eine Podiumsdiskussion unter der Leitung von Prof. Dr. Detlef Altenburg. Hier soll versucht werden, am Beispiel Abendroth ein differenziertes Bild der Freiräume und Zwänge der Kunstausübung in totalitären Staaten zu entwickeln. Teilnehmer der Podiumsdiskussion sind als Zeitzeuge Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Gülke, ferner Prof. Dr. Wolfram Huschke, Dr. Irina Lucke-Kaminiarz, HD Dr. Franz Körndle und Dr. Markus Gärtner.

Mit der Vergabe eines Hermann Abendroth-Preises im Rahmen eines Dirigentenwettbewerbs soll sein Schaffen und sein nachhaltiger Einfluss gerade auch auf jüngere Generationen gewürdigt werden. Eine u. a. mit drei Abendroth-Schülern prominent besetzte Jury kürt bei einem öffentlichen Auswahldirigieren mit der Staats­kapelle Weimar am 27. Mai 2006 den künftigen Träger des mit 5.000 Euro dotierten Preises. Der Nachwuchspreis wird vom Kuratorium und der Leitung der Musikhochschule gestiftet. Vier vom Dirigentenforum des Deutschen Musikrats empfohlene junge Kandidaten werden Ludwig van Beethovens „Egmont“-Ouvertüre und die 2. Sinfonie von Johannes Brahms interpretieren, um sich für den Preis zu qualifizieren. Am Vordirigieren nehmen die Nachwuchs-Dirigenten Daniel Carlberg, Evan Christ, Cornelius Meister und Hendrik Vestmann teil.

Den Abschluss des Dirigentenwettbewerbs und Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 50. Todestag Hermann Abendroths bildet das Preisträgerkonzert mit der Staatskapelle Weimar am 28. Mai 2006, um 18 Uhr, im großen haus des Deutschen Nationaltheaters. Der Preisträger dirigiert mit Beethovens „Egmont“-Ouvertüre und der 2. Sinfonie von Johannes Brahms Werke zweier Komponisten, die im Schaffen Hermann Abendroths einen großen Raum und besondere ideelle Bedeutung einnahmen.

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