Studie zur Einrichtung eines deutschen Musikexportbüros

Im Vorfeld der Midem veröffentlichten die deutschen Musikverbände am 16. Januar eine umfangreiche Studie zum Thema Deutsches Musikexportbüro. Jetzt sei die zügige Umsetzung der darin genannten Maßnahmen gefordert. Kulturstaatsministerin Christina Weiss ist mit im Boot.

Der Umfang der Studie ist mindestens genauso imposant wie der volle Titel: "Eine Analyse der Musikexportförderung in Europa und in Übersee sowie eine Bestandsaufnahme der Musikwirtschaftsfördersituation in Deutschland als Grundlage für ein Grobkonzept eines deutschen Musikexportbüros und seiner europäischen Perspektiven". Auf 200 Seiten geht die Autorin Amke Block der Lage auf den Grund, bündelt Erwartungen und Hoffnungen der deutschen Musikwirtschaft und liefert konkrete Vorschläge zur Umsetzung. Sie befragte im Rahmen ihrer dreimonatigen Arbeit rund 1000 Unternehmen der Musikwirtschaft nach Erwartungen und Einschätzungen des Potenzials von Musikexportaktivitäten. Unterm Strich kommt dabei zum Beispiel heraus, dass die Independent-Firmen ein Umsatzwachstum von 165 Prozent für möglich halten und Musikverlage immerhin mit 82 Prozent Wachstum rechnen. Dies käme mehreren hundert Millionen Euro gleich.

Ziele und Aufgaben eines deutschen Musikexportbüros, German Music Export Office, fasst die Studie wie folgt zusammen:


Bereitstellung von Informationen, vor allem von Marktanalysen, Kontaktdatenbanken, Hilfen zu steuer- und zolltechnischen sowie rechtlichen Fragen
Förderung von Kontakten zwischen deutschen Kreativen und Musikproduzenten zu Musikfirmen, Promotionpartnern und Konzertveranstaltern im Ausland
Förderprogramme und -aktionen zur verbesserten Wahrnehmung deutscher Musikproduktionen im Ausland
Das Büro soll sechs Mitarbeiter beschäftigen; für den Anfang braucht es laut Studie einen Jahresetat von rund zwei Millionen Euro
Das Ziel des Musikexportbüros lässt sich auf eine prägnante Formel bringen: Hilfe zur Selbsthilfe, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen sowie für Urheber, Interpreten und Produzenten. "Wir brauchen das nationale Musikexportbüro mit gebündelten Kompetenzen, das deutschen Künstlern und Musikfirmen ermöglicht, ihre Musik ins Ausland zu exportieren", betonte denn auch Gerd Gebhardt, Vorsitzender der Phonoverbände, anlässlich der Vorstellung der Studie. Die Entertainment-Branche könne ihren Beitrag zum Volumen des Export-Vizeweltmeisters Deutschland noch deutlich steigern. Und Prof. Dr. Reinhold Kreile, der Vorstandsvorsitzende der GEMA, stößt ins selbe Horn: "Deutsche Autoren haben ein enormes künstlerisches Potenzial, das sich international noch besser verwerten lässt, als dies heute der Fall ist."

Neben den Phonoverbänden und der GEMA gehören der VUT (Verband unabhängiger Tonträgerunternehmen), der DMV (Deutscher Musikverleger-Verband) und die GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten) zu den Auftraggebern der Studie. Auch Staatsministerin Christina Weiss, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, hat mit finanziert. Sie findet, die Studie bietet "fundiertes Material und wichtige Anregungen. Sie belegt anhand der insbesondere europäischen Vorbilder, dass die Einrichtung von Musikexportbüros sowohl wirtschaftlich als auch kulturell positive Effekte auslösen kann." Gerade der Vergleich mit dem Ausland zeigt, dass Deutschland einen dringenden Nachholbedarf hat.

Einen Vorteil des Auslands sieht die Studie im internationalen Vergleich. In einer fundierten Bestandsaufnahme fasst sie die Aktivitäten anderer Länder in Bezug auf die Förderung des Musikexports zusammen. So arbeitet das französische Musikexportbüro bereits seit 1993 sehr erfolgreich. In den Niederlanden, in Norwegen, der Schweiz und Schweden und neuerdings in Finnland existieren bereits ähnliche Einrichtungen. Weitere Büros sind in Großbritannien, Irland, Spanien und Italien geplant.

So fordert DMV-Präsidentin Dagmar Sikorski: "Der Wettbewerbsnachteil der deutschen Musikwirtschaft im internationalen Markt muss endlich beseitigt werden." Und deshalb geht es den Verbänden nun darum, das German Music Export Office (GerMEx? Oder GeMEO?) schleunigst zu installieren. Als erster Schritt muss indes die Finanzierung auf sichere Beine gestellt werden. Die Verbände erwarten hierbei auch ein "Engagement der Bundesregierung im Rahmen der Außenwirtschafts- und der Kulturförderung" auf Basis einer Public-Private-Partnership mit dem Bund. Christina Weiss hat sich schon bereit erklärt, sich mit den anderen Bundesministerien über den Beitrag des Bundes zu verständigen.
Quelle: Musikwoche.de