Die Deutsche Stiftung Musikleben vergab am vergangenen Wochenende (21.-23.2.2020) beim Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe 47 hervorragende Geigen, Bratschen und Celli an junge Spitzenmusiker.

In diesem Jahr herrschte besonders große Konkurrenz: Das Niveau der Teilnehmer war überwältigend hoch und die 26 neu zu vergebenden Streichinstrumente hart umkämpft. 57 junge Musiker im Alter von 13 bis 27 Jahren nahmen am 28. Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds teil, um sich eines der historischen Streichinstrumente alter Meister wie Rugeri, Goffriller und Vuillaume oder aus zeitgenössischen Meisterwerkstätten wie von Baehr und Augustin zu erspielen oder aber die Leihfrist für ein bereits geliehenes Instrument zu verlängern.

Über die Vergabe entschied eine Fachjury aus renommierten Solistenausbildern, diesmal unter dem Vorsitz von Prof. Tanja Becker-Bender (Violine, Hamburg), die vor 26 Jahren selbst erfolgreich am Wettbewerb um ein Instrument aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds teilnahm.

"In diesem Jahr haben wir uns besonders auf viele Neuentdeckungen gefreut. Wir konnten einigen noch eher jungen, aber bereits hervorragend entwickelten Begabungen eine Chance geben, am Wettbewerb teilzunehmen und waren alle überrascht von deren hohem Niveau“, resümiert Irene Schulte-Hillen, Präsidentin der Deutschen Stiftung Musikleben.

Zu den Gewinnern in diesem Jahr zählt die in London geborene und in Berlin studierende 19-jährige Louise Staples, die zum ersten Mal am Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds teilnahm. Sie errang unter den Neubewerbern die höchste Punktzahl und damit eine herrliche Violine von Lorenzo Storioni, 1774 in Cremona gebaut. Auch die jüngste Teilnehmerin des Wettbewerbs, die erst 13-jährige Maya Wichert aus Gröbenzell, wurde als eine der Höchstplatzierten mit einer klangschönen Geige des neapolitanischen Meisters Nicolo Gagliano aus dem 18. Jahrhundert, belohnt. Bei den Cellisten errang der in Berlin lebende Jonas Palm die höchste Bewertung und wurde mit der Leihgabe eines uralten Cellos von Francesco Rugeri, Cremona um 1670-1680, ausgezeichnet.

Besonders erfolgreich unter den Leihverlängerern war die in Frankfurt geborene 25-jährige Mayumi Kanagawa, die "ihre“ Violine von Petrus Guarneri nun zwei weitere Jahre spielen kann. Die derzeit in Manchester studierende Lilya Tymchyshyn überzeugte die Jury mit ihrem Vorspiel auf einer Viola von Jean Baptiste Vuillaume. Und auch die 24-jährige Friederike Arnholdt, die bereits seit 13 Jahren auf einem Instrument aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds spielt, begeisterte in diesem Jahr wieder Jury und Publikum und konnte ihre Leihfrist für das Cello von Stefano Scarmapella (Mantua um 1900) ebenfalls um zwei weitere Jahre verlängern.

Das Preisträgerkonzert vor 250 geladenen Gästen, darunter zahlreiche Treugeber des Fonds aus ganz Deutschland, Freunde, Förderer und Kooperationspartner der Stiftung, wurde von Deutschlandfunk aufgezeichnet und kann am 5. Juli 2020 ab 21.05 Uhr nachgehört werden.

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Der Deutsche Musikinstrumentenfonds ist ein in gemeinsamer Initiative mit der  Bundesrepublik Deutschland gegründetes Projekt der Deutschen Stiftung Musikleben. Der Fonds wurde 1993 zur Förderung hochbegabter Nachwuchsstreicher ins Leben gerufen. Der Anfangsbestand von 16 Instrumenten, vorrangig aus Bundesbesitz, ist mittlerweile zu einer Sammlung von 225 klangstarken Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässen angewachsen, die zu mehr als der Hälfte aus Treugaben – meist aus Familienbesitz – besteht. Der Fonds umfasst sowohl historische Meisterstücke von Stradivari, Guarneri, Guadagnini oder Gagliano, als auch moderne Instrumente europäischer Meisterwerkstätten, die als Auftragsarbeiten für die Stiftung hergestellt wurden. Die Musiker erhalten die Instrumente leihweise zunächst für ein Jahr, können diesen Zeitraum aber mit weiteren erfolgreichen Vorspielen bis zum Erreichen des 30. Lebensjahrs verlängern oder sich um ein noch besseres Instrument bewerben.

 

Die Deutsche Stiftung Musikleben widmet sich seit 1962 der bundesweiten Förderung des musikalischen Spitzennachwuchses. Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten betreut die Stiftung derzeit rund 300 Stipendiaten zwischen 12 und 30 Jahren individuell und langfristig. Neben dem Deutschen Musikinstrumentenfonds als einzigartigem Instrument der Hochbegabtenförderung bietet die Stiftung ihren "Rising Stars“ in der Konzertreihe Foyer junger Künstler vielfältige Auftrittsmöglichkeiten. Darüber hinaus unterhält die Stiftung enge Verbindungen zu wichtigen Musikfestivals, zu denen sie weit fortgeschrittene Stipendiaten entsendet. Abgerundet wird das Förderkonzept durch Sonderpreise und Stipendien, von der Auszeichnung bei Wettbewerben über das Carl-Heinz Illies-Stipendium für junge Pianisten bis zum Gerd Bucerius-Stipendium für ein Studium an einer der großen Musikhochschulen der Welt. Über Patenschaften geben besonders engagierte Förderer ausgewählten Stipendiaten finanzielle Unterstützung für deren musikalischen Werdegang. Die gemeinnützige Stiftung wird ehrenamtlich geleitet, seit 1992 von Irene Schulte-Hillen, und bestreitet ihr umfangreiches Förderprogramm unter dem Motto KÖNNER BRAUCHEN GÖNNER fast ausschließlich durch Zuwendungen ihrer Freunde und Förderer, die sich mit ehrenamtlichem Einsatz, Spenden und Zustiftungen, mit Künstlerpatenschaften oder Instrumententreugaben engagieren.