Der Darmstädter Musikpreis 2024 geht an die Pianistin Sun-Young Nam. Der Musikpreis ist mit 5.000 Euro dotiert und mit einem Preisträgerkonzert verbunden. Das Stipendium zum Musikpreis 2024 in Höhe von 2.000 Euro erhält der Musiker und Journalist Samba Gueye.

Der frühere Darmstädter Oberbürgermeister Peter Benz, Vorsitzender des Darmstädter Förderkreises Kultur, und der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Darmstadt, Dr. Sascha Ahnert, stellten die Preisträger vor. Die Musikpreisverleihung mit öffentlichem Konzert ist am Mittwoch, 17. April 2024, um 19 Uhr in der Centralstation (Saal 3. OG). Die Laudatio auf die Musikpreisträgerin hält Christiane Engelbrecht, die Geschäftsführerin der Internationalen Ensemble Modern Akademie.

Die Jury würdigt die Pianistin Sun-Young Nam. Professor Thomas E. Bauer und Komponist Arne Gieshoff von der Akademie für Tonkunst loben ihr „hochvirtuoses Spiel“, welches „durch eine sinnlich-poetische und intellektuell-tiefsinnige Auseinandersetzung mit dem musikalischen Material besticht“. Das mache sie zu einer inspirierenden, international gefragten künstlerischen Partnerin für Komponist:innen und Interpret:innen. Ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit von Sun-Young Nam liegt in der Interpretation zeitgenössischer Musik — insbesondere als Pianistin des vielfach ausgezeichneten Trio Catch’ (Klarinette, Cello und Klavier). Sie ist zudem auch eine innovative Pädagogin und leitet als Klavierprofessorin eine Hauptfachklasse an der Akademie für Tonkunst, wo sie darüber hinaus kooperative Unterrichtskonzepte mit internen wie externen Partner:innen entwickelt.

Die in Südkorea Geborene studierte zuerst Klavier an der Seoul National University und führte in Deutschland ihre Studien an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, der Hochschule für Musik Karlsruhe fort. Anschließend absolvierte sie ein Kammermusikstudium an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

Seit Sun-Young Nam in Deutschland ist, beschäftigt sie sich mit zeitgenössischer Musik. Bei den Stockhausen-Kursen Kürten wurde sie zweimal mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Im Jahr 2009/10 konnte sie als Stipendiatin der Internationalen Ensemble Modern Akademie in Frankfurt ihr Können weiter vertiefen. Seit dieser Zeit datiert auch ihre regelmäßige und intensive Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten die ihre ästhetische Auffassung und ihre künstlerischen Perspektiven nachhaltig geprägt haben. Besonders wichtig waren ihr dabei unter anderen Karlheinz Stockhausen, Klaus Huber, Helmut Lachenmann, Geoges Aperghis, Younghi Pagh-Paan, Beat Furrer, Johannes Schöllhorn und Mark Andre. 

Sun-Young Nam ist Gründungsmitglied von "MAM.manufaktur für aktuelle musik“ und des erfolgreichen „Trio Catch“. Mit letzterem erhielt sie im Jahr 2014 den Berenberg-Kulturpreis und 2018 den Mamlok-Preis für zeitgenössische Musik. Eine besondere Auszeichnung war in der Saison 2015/16 die Nominierung der European Concert Hall Organisation mit dem „Trio Catch“ als „Rising Stars“. Es folgten Auftritte in ganz Europa.

Die Pianistin konzertiert mit dem Trio Catch, MAM.manufaktur für aktuelle Musik, Ensemble Modern, Ensemble Resonanz, Ensemble Linea, sowie als Solistin in Europa und Asien. Sie trat bei zahlreichen Festivals auf, darunter ARS Musica Brüssel, Donaueschinger Musiktage, ECLAT Stuttgart, Festival Présences Paris, Heidelberger Frühling, Schleswig-Holstein Musik Festival, Tongyeong International Music Festival, Ultraschall Festival Berlin und Wittener Tage für neue Kammermusik sowie in den Konzertsälen der Kölner Philharmonie, Elbphilharmonie, Pierre Boulez Saal, BOZAR Brüssel, Concertgebouw Amsterdam, Philharmonie de Paris, dem Wiener Konzerthaus, und zahlreichen anderen. Seit 2020 leitet sie eine Hauptfachklasse Klavier an der Akademie für Tonkunst Darmstadt.

Das diesjährige Stipendium hat die Jury des Darmstädter Musikpreises dem Nachwuchskünstler Samba Gueye zuerkannt. Gueye kam 2016 zum Studium des Onlinejournalismus nach Darmstadt, wo er seither als Journalist, Podcaster, Musiker und Konzertveranstalter tätig ist. Er tritt als Singer/Songwriter solo unter dem Pseudonym Junes OD auf und spielt bei Milvus (Rockband mit Grunge-Einflüssen) E-Gitarre und Backing-Vocals. Sein musikalisches Hauptaugenmerk liegt auf der Psychedelic-Krautrock-Band Lucid Void, die mit schwebender Leichtigkeit treibende, traumartige Passagen mit expressiven Riffs und jazziger Rhythmusvarianz verwebt. Ihre hypnotisierenden Tracks kreieren mit epischen Steigerungen und eindringlichen Melodien einen generationenübergreifenden Sound, der gänzlich ohne Gesang auskommt.

Die Band, bei der Samba Gueye für Keyboard, Orgel und Synthesizer zuständig ist, schaffte es mit ihrer Debüt-EP „Saat“ (2020) ins Vorprogramm von renommierten Szene-Größen. Im Jazz Fusion-Projekt namens Black Locust zeichnet Gueye für die Arrangements und mehrere Instrumente verantwortlich. Samba Gueye konzipiert und produziert für das P Stadtkulturmagazin den Podcast „Parole P“ mit Interviews und Reportagen über das Darmstädter Kulturleben, von dem inzwischen mehr als 20 Episoden abrufbar sind. Für sein auf einer nicht-kommerziellen Website veröffentlichtes Feature „Eine Heinerlegende“ über den verstorbenen Türsteher und Sänger Fred Hill sowie das Leben schwarzer GIs im Rhein Main-Gebiet wurde er 2020 mit dem Nachwuchspreis des Darmstädter Journalistenpreises „Der Niebergall“ ausgezeichnet. Zusammen mit anderen Musikbegeisterten gründete er in der Oetinger Villa das Konzertkollektiv Levitate, das seinen Schwerpunkt auf Bands mit psychedelischen Einflüssen legt. Samba Gueye engagierte sich ehrenamtlich in der Kulturkneipe Sumpf und ist seit 2021 Booking-Assistent im 806qm, wo er sich um Konzertplanung, Künstlerbetreuung und Social Media kümmert.

Der Darmstädter Musikpreis ist ein Gemeinschaftswerk des Darmstädter Förderkreises Kultur e.V. und der Sparkasse Darmstadt. Er wird seit 2005 jährlich verliehen. „Wir sind sehr froh darüber, dass wir dank der Sparkasse Darmstadt, als zuverlässigen Partner im Kultursponsoring, den Darmstädter Musikpreis seit vielen Jahren verleihen können“, betont Peter Benz, Vorsitzender des Darmstädter Förderkreises Kultur. „Die Juryentscheidungen zeichneten stets hochkarätige Musiker aus. Das ist immer wie ein Empfehlungsschreiben für unseren regionalen Kulturstandort und wirkt weit über Darmstadt hinaus“, sagt Dr. Sascha Ahnert, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Darmstadt.

Der Preis wird nicht öffentlich ausgeschrieben. Die Vorschläge für die Vergabe kommen ausschließlich aus der Jury, die aus unabhängigen Fachleuten unterschiedlicher Musikrichtungen und dem Kulturbereich allgemein besteht. Der Jury gehörten in diesem Jahr an: Meike Heinigk (Centralstation), Michael Bossong (Jazzinstitut), Till Knipper (Institut für Neue Musik und Musikerziehung), Arne Gieshoff  (Internationales Musikinstitut), Professor Thomas E. Bauer (Akademie für Tonkunst) und Gernot Wojnarowicz (Staatstheater Darmstadt).